Im Hinblick auf eine langfristige Planung der Pflegeentwicklung an einer psychiatrischen
Universitätsklinik wurde die klinische Pflegepraxis untersucht und zwar die auftretenden
Pflegeprobleme aus der Perspektive der Pflegenden. Speziell interessierte mit welchem
Patientenverhalten die Pflegenden aus ihrer Sicht konfrontiert werden und welches
von diesem Verhalten sie als besonders belastend erleben. Bei der qualitativ angelegten
Untersuchung konnten 240 Phänomene von Patientenverhalten identifiziert werden, die
sich als Merkmale von Pflegediagnosen herausstellten. In Bezug auf die Häufigkeit
und die Verteilung waren jene Verhaltensmuster eher oft vertreten, welche auf eine
mangelnde Motivation für die Behandlung und auf fehlende Bewältigungsstrategien schließen
lassen. Die Ergebnisse zeigen weiter auf, dass das Erleben aller Arten und Formen
von Gewalt von den Pflegenden als am meisten belastend erlebt wurde, und zwar unabhängig
davon, ob die Gewalt primär von den Patienten ausging oder bei der „Pflege wider Willen”
von den Pflegenden selbst ausgeübt werden musste. Hilfreich für die Verarbeitung der
zunehmend komplexen Pflegepraxis wurden alle Formen „des darüber Redens” bezeichnet,
vom informellen, kollegialen Austausch bis hin zur Supervision.
Als direkte Folge der Erhebungsergebnisse wurde die Planung zur Einführung der Pflegediagnostik
in die Wege geleitet. Die Themen Compliance und Coping sollen wegen ihrer Bedeutung
für die Lebensqualität der Patienten[1 ] als Pflegekonzepte bearbeitet werden unter besonderer Beachtung des subjektiven
Ansatzes.
Literatur
01
Anderegg-Tschudin H.
Die Situation im Pflegedienst und der Einsatz von Pflegeexpertinnen und -experten.
Pflege.
1992;
2
93-99
02 Doenges M E, Moorhouse M F. Pflegediagnosen und Massnahmen. 2., ergänzte Auflage. Bern;
Huber Verlag 1994
03 McFarland G K, Thomas M D. Psychiatric mental health nursing. JB Lippincott company
1991
04 Gordon M. Handbuch Pflegediagnosen. 1. Auflage. Berlin, Wiesbaden; Ullstein Mosby
& Co. KG 1994
05 Townsend M C. Pflegediagnosen und Massnahmen für die psychiatrische Pflege. Aus
dem Amerikanischen von G. Walter. Bern; Huber Verlag 1998
01 gilt für beide Geschlechter
Anna Gogl
Psychiatrische Universitätsklinik Basel
Wilhelm-Klein-Straße 27 4025 Basel Schweiz