Z Gastroenterol 2001; 39(6): 501-502
DOI: 10.1055/s-2001-15721
Kommentiertes Referat
© Karl Demeter Verlag im Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die Kolonoskopie ist der Kolon-Doppelkontrastdarstellung im Nachweis von Rezidivpolypen nach Polypektomie überlegen

Colonoscopy is superior to double-contrast barium enema in detecting recurrent colon polyps after polypectomyColonoscopy is superior to double-contrast barium enema in detecting recurrent colon polyps after polypectomyH. Kellner
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Publication Date:
31 December 2001 (online)

A comparison of colonoscopy and double-contrast barium enema for surveillance after polypectomy

Winawer SJ, Stewart ET, Zauber AG, Bond JH, Ansel H, Weye JD, Hall D, Hamlin JA, Schapiro M, O’Brien MJ, Sternberg SS, Gottlich LS

N Engl J Med 2000; 342: 1766-72

Kolonpolypen werden als Keimzelle eines späteren Kolonkarzinoms angesehen. In der so genannten Adenom-Karzinom-Sequenz kann sich innerhalb eines Zeitraums von wahrscheinlich 10-20 Jahren aus einem benignen Adenom des Kolons ein Kolonkarzinom entwickeln. Durch die rechtzeitige Entfernung von Kolonpolypen kann deshalb das Risiko der Entstehung eines Kolonkarzinoms reduziert werden. Das Risiko von Rezidivpolypen erfordert eine meist lebenslange Nachkontrolle polypektomierter Patienten. Bis zur Einführung der Kolonoskopie vor ca. 30 Jahren stellte der Doppelkontrast-Bariumeinlauf das einzige diagnostische Verfahren dar. Daneben hat in den vergangenen Jahrzehnten die Kolonoskopie als endoskopisches Verfahren einen zunehmenden Stellenwert erlangt.

In der vorliegenden multizentrisch durchgeführten „National Polyp Study” wurde prospektiv die diagnostische Wertigkeit beider Verfahren im Nachweis von Rezidivpolypen untersucht.

1418 Patienten wurden zunächst nach Polypektomie randomisiert. 973 (= 80 %) unterzogen sich einer oder mehrerer Kontrollkolonoskopien. Die eine Gruppe wurde 1 und 3 Jahre nach Polypektomie, eine zweite Gruppe nach 3 Jahren kontrollkolonoskopiert. Beiden Gruppen wurde eine weitere Kontrollkolonoskopie nach 6 Jahren angeboten. Insgesamt wurden 1762 Kontrollkolonoskopien und 949 Doppelkontrast-Bariumeinläufe durchgeführt.

Bei 881 Untersuchungen (in 580 Patienten) konnten endoskopische und radiologische Untersuchungsergebnisse direkt korreliert werden.

337 (= 39 %) der gepaarten Untersuchungen wurden ein Jahr nach Polypektomie, 361 (= 42 %) nach 3-jähriger Überwachung und 119 (= 14 %) 6 Jahre nach Polypektomie durchgeführt. Die diagnostische Zuverlässigkeit war größer bei den Kolonoskopien als beim Doppelkontrast-Bariumeinlauf.

Die schlechtesten Ergebnisse wurden hier bei Befunden im Sigma (Divertikulose) und im Colon ascendens sowie Zökum (Stuhlreste und schlechter Kontrastmittel-Schleimhautbelag) erzielt.

Bei fast der Hälfte (45 %) der gepaart auswertbaren Untersuchungen konnte endoskopisch ein Rezidivpolyp nachgewiesen werden, Adenome fanden sich bei 28 %, davon waren 3 % > 1 cm. Bei den Doppelkontrast-Bariumeinläufen fand sich in 222 Fällen (= 26 % der Fälle) und in 139 der 392 koloskopisch nachgewiesenen Polypen ein positiver Befund. Bei 74 Untersuchungen ließ sich in beiden Verfahren kein Polyp nachweisen. In 526 (61 % der Untersuchungen) Fällen wurde ein übereinstimmendes Ergebnis erzielt: 139 Untersuchungen waren konkordant für den Nachweis von Polypen, 397 für einen Polypenausschluss.

Insgesamt wurden kolonoskopisch bei 242 Untersuchungen Adenome nachgewiesen, korrespondierend nur bei 94 radiologischen Untersuchungen (= 39 %). Bei den kleinen Adenomen (< 0,5 cm) lag die Nachweisrate radiologisch noch niedriger (32 %). Adenome in einer Größe von 0,6-1 cm Durchmesser ließen sich kolonoskopisch in 64 Fällen nachweisen. Nur in 34 der gepaarten Fälle konnte ebenfalls radiologisch ein Nachweis geführt werden. Große Adenome (> 1 cm) wurden kolonoskopisch in 23 Fällen, radiologisch bei 11 Untersuchungen nachgewiesen. Insgesamt lag die Nachweisrate radiologisch deutlich niedriger und war größenabhängig (p < 0,001). Ebenso beeinflusste die Lokalisation der Adenome signifikant die Nachweisrate beim Doppelkontrast-Bariumeinlauf: Der Nachweis von Polypen im linksseitigen Kolon war häufiger (p = 0,01).

Eine entblindete Kolonoskopie wurde bei 136 Untersuchungen durchgeführt, bei denen im vorhergegangenen Doppelkontrast-Bariumeinlauf ein positiver Befund erhoben wurde und während der Kolonoskopie an vergleichbarer Stelle kein Polyp nachweisbar war. Bei 19 Untersuchungen war dadurch nach nochmaliger sorgfältiger Inspektion endoskopisch ein Adenom nachgewiesen worden (der Prozentsatz der endoskopisch übersehenen Adenome lag bei 20 %; die falsch negativen endoskopischen Befunde waren größenabhängig und kein Adenom > 1 cm wurde endoskopisch übersehen).

Anschrift des Verfassers

PD Dr. med. H. Kellner

Medizinische Poliklinik
Klinikum der Universität Standort Innenstadt
der Ludwig-Maximilians-Universität

Pettenkoferstraße 8 a

80336 München

Email: kellner@medpoli.med.uni-muenchen.de

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