Zusammenfassung
Einleitung und Methode
Unter Verwendung der Daten von 1,8 Millionen Einlingsgeburten der Jahre 1995 bis 1997
in der Bundesrepublik Deutschland erfolgt die Berechnung einer einheitlichen gesamtdeutschen
Normwertkurve für das Geburtsgewicht von 20 - 43 Schwangerschaftswochen. Diese Werte
zeigen eine sehr gute Übereinstimmung mit der deutschen Standardkurve von 1992 [[20 ]].
Ergebnisse
Bei der Klassifizierung der Neugeborenen mit einheitlichen Normwerten ergeben sich
bundeslandspezifische Schwankungen in der prozentualen Häufigkeit erfasster Neugeborener
im hypertrophen, eutrophen und hypertrophen Bereich. Diese Schwankungen werden auf
die geographische Lage und damit verbundener anthropometrischer Unterschiede bei der
Mutter zurückgeführt. Während in Mecklenburg-Vorpommern nur 8,4 % der Neugeborenen
unter der 10. Geburtsgewichtsperzentile erfasst werden, sind es im Saarland 12,8 %.
Demgegenüber werden in Mecklenburg-Vorpommern 12,3 % der Neugeboren oberhalb der 90.
Geburtsgewichtsperzentile erfasst, im Saarland aber nur 7,1 % der Neugeborenen. Gleichzeitig
konnte die Auswertung der mütterlichen anthropometrischen Merkmale der Jahre 1995
- 1997 das bekannte Nord-Süd-Gefälle bei den Körpermaßen der Mütter bestätigen. Trotz
der hohen Abhängigkeit der Neugeborenenmaße von den Körpermaßen der Mutter können
die Klassifizierungsunterschiede der Neugeborenen zwischen den verschiedenen Bundesländern
nicht ausschließlich mit dem Nord-Süd-Gefälle der mütterlichen Maße erklärt werden.
Schlussfolgerung
Die Vorteile einer einheitlichen deutschen Standardkurve überwiegen und berechtigen
bei Berücksichtigung mütterlicher Merkmale in der Neugeborenenklassifikation zur Vernachlässigung
des gefundenen Nord-Süd-Gefälles.
Summary
Objective and Methods
We calculated a uniform normative curve of birth weight from a database of 1.8 million
singleton deliveries in Germany at 20 to 43 weeks' gestation between 1995 and 1997.
These values correlated closely with the German normal data reported in 1992 [[20 ]].
Results
The rates of infants classified as hypertrophic, eutrophic or hypotrophic according
to the nationwide standard differed among the German states (Länder). In Mecklenburg-Vorpommern 8.4 % of newborns were below the 10th percentile, compared
with 12.8 % in the Saarland. In contrast, the rates of newborns above the 90th percentile
of birth weight were 12.3 % and 7.1 %, respectively. These variations are due to regional
differences in the anthropometric data of the mothers. The analysis of maternal anthropometric
data confirmed a North-South gradient. However, the differences in birth weights cannot
be explained only by regional differences in maternal characteristics.
Conclusion
The advantages of uniform normal data for Germany outweigh regional differences. Our
data suggest that maternal anthropometric data should be considered when classifying
newborns according to birth weight.
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18055 Rostock