Laryngorhinootologie 2001; 80(11): 692-693
DOI: 10.1055/s-2001-18278
NACHRUF
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Nachruf für Herrn Dr. med. h. c. Günther Hauff, Thieme Verlag Stuttgart, New York

Obituary for Dr. med. h. c. Günther Hauff, Thieme Publishing House, Stuttgart, New YorkH. Jung
  • Koblenz
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Publication History

Publication Date:
07 November 2001 (online)

Am 19. April 2001 starb Herr Dr. med. h. c. Günther Hauff, Seniorchef und persönlich haftender Gesellschafter des Georg-Thieme-Verlages, im Alter von 74 Jahren in Stuttgart. Mit ihm ist eine herausragende Verlegerpersönlichkeit, die unser Fachgebiet nachhaltig gefördert und mitgestaltet hat, von uns gegangen.

Der berufliche Weg von Herrn Dr. h. c. Günther Hauff war für den am 17. April 1927 in Leipzig Geborenen und aus einer Verlegerfamilie Stammenden geprägt durch eine bittere Jugend- und Ausbildungszeit. Die schwerwiegenden Einschnitte und persönlichen Verletzungen in dieser Zeit beeinflussten Günther Hauff nachhaltig. Nach Kriegsende und der wiedergewonnenen Freiheit kam Günther Hauff mit seinen Eltern von Leipzig nach Wiesbaden und später nach Stuttgart. Hier begann sein eigentlicher Berufsweg zum Verlagsbuchhändler und Verleger mit vielen Auslandsaufenthalten, wie z. B. in Stockholm, Florenz, Amsterdam, New York u. a.

Während seiner langjährigen Tätigkeit als geschäftsführender Gesellschafter des Georg Thieme Verlages hat Günther Hauff die Geschicke und die stetige Aufwärtsentwicklung des Verlages entscheidend bestimmt. Er hatte nicht nur ein sicheres Gespür für die richtigen Autoren, sondern auch einen umfassenden Überblick über das gesamte Verlagsprogramm. Wie auch aus vielen persönlichen Gesprächen hervorging, verlor er sich nicht in Details, sondern hatte immer einen klaren Blick für das Wesentliche. Hierauf beruht auch das Wachstum des Verlages durch verschiedene Beteiligungen und Akquisitionen, wie z. B. dem Ferdinand Enke Verlag, der Stratton Intercontinental Medical Book Corp. in New York, die dann als Thieme Medical Publishers weitergeführt wurde, dem Hippokrates und Demeter Verlag.

Nach Umzug des Verlages aus dem Herdweg in den Thieme-blauen Neubau in der Rüdigerstraße in Stuttgart wuchs die Zahl der Mitarbeiter auf etwa 500 an. Der Bezug und die Einweihung des neuen Verlagsgebäudes fanden 1981 statt. Hierzu waren neben seinen eigenen Mitarbeitern auch namhafte Autoren des Verlages aus vielen Ländern sowie ganz persönliche Freunde und Bekannte eingeladen.

Aufgrund seines Lebenswerkes wurden Günther Hauff im verlegerischen wie auch im medizinisch-naturwissenschaftlichen Bereich zahlreiche Ehrungen zuteil: die Ehrendoktorwürde der Universität Gießen, Ehrensenator der Universität Graz, Träger des Verdienstkreuzes 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, Träger der Georg-Hohmann-Plakette der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologie, die Werner-Körte-Medaille in Gold der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, Träger der Verdienstmedaille in Gold der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie, die Simon-Schwendener-Medaille der Deutschen Botanischen Gesellschaft, Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und der Deutschen Röntgen-Gesellschaft. Hinzu kamen die vielen ehrenamtlichen Verpflichtungen in der Verbandsarbeit, wie z. B. im Verlegerausschuss, Börsenverein, Verlagsausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft und als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlicher Verleger. So erhielt er auch die verdiente Plakette „Dem Förderer des Deutschen Buches”.

Trotz der zahlreichen Ehrungen und Auszeichnungen für seine große Lebensleistung blieb Günther Hauff ein bescheidener und unauffällig auftretender, zurückhaltender Mensch. So gab er sich auch seinen Freunden, die er seit Jahrzehnten gemeinsam mit seiner Familie bei regelmäßig wiederkehrenden Urlaubstreffen auf der Insel Sylt wiedersah, bescheiden. Hier führte er auch mit zahlreichen Autoren, Literaten, Künstlern und Journalisten eingehende Gespräche. Lange Strandwanderungen und Diskussionen über berufliche und fachliche, wichtige oder unwichtige Dinge des Lebens im Strandkorb bei einem Glas Trollinger beim Sonnenuntergang am leer und still gewordenen Strand von Kampen bleiben unvergessen. Seine Freunde kannten seinen trockenen Humor und seine natürliche Fähigkeit, Dinge zu genießen, sich an vorzüglicher Küche oder an einfachen schwäbischen Gerichten zu ergötzen und erinnern sich auch gut an seine von Wissbegier begleiteten Reisen durch Europa und Übersee; zuletzt noch in diesem Jahr eine Studienreise in die Antarktis. Der Besuch großer Museen, Galerien und Sammlungen und der Besuch bei wichtigen Künstlern war obligat. Seine ausgesprochene Liebe zur Kunst zeigte sich auch in der Ernsthaftigkeit des Sammelns, gepaart mit einem hohen Qualitätssinn. Die Kunst hat sein Leben geprägt, was sich auch in seiner großartigen Sammlung zeigt: „Mit Bildern leben” hieß einer seiner Kataloge. Er hat Kunst und Medizin auf vielfache Weise zusammengebracht; die Förderung junger Künstler lag ihm sehr am Herzen.

Günther Hauff war ein universell gebildeter liberaler Humanist mit großem Wissen und vielseitigen Interessen; Fachkompetenz und klare Urteilskraft waren seine Stärke. Er war ein erfolgreicher Unternehmer, der seinen Erfolg durch die rechtzeitige Bestellung seines Sohnes Albrecht Hauff als Nachfolger sicherte.

Vielen Kollegen unseres Fachgebietes hat Herr Dr. h. c. Günther Hauff eine Plattform gegeben, auf der sie sich entfalten konnten. Die blauen Thieme Fachzeitschriften, wie auch „unsere” Laryngo-Rhino-Otologie, und die zahlreichen wissenschaftlichen Fachbücher haben in der Bibliothek jedes HNO-Arztes einen besonderen Platz und bieten ständigen Anreiz zur Weiter- und Fortbildung.

Prof. Dr. med. H. Jung

HNO-Klinik Krankenhaus Marienhof

Rudolf-Virchow-Straße 7
56073 Koblenz

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