Laryngorhinootologie 2001; 80(12): 734-739
DOI: 10.1055/s-2001-19581
OTOLOGIE
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Pseudoemissionen und falsch positive Befunde in der Messung transitorisch evozierter otoakustischer Emissionen (TEOAE)[1]

Pseudoemissions and False Positive Findings in Measurement of Transiently Evoked Otoacoustic Emissions (TEOAE)K.  A. Frese, U. Reker, S. Maune
  • Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie Universitätsklinikum der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (Direktor: Prof. Dr. H. Rudert)
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Publication Date:
16 January 2002 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Die Messung der transitorisch evozierten otoakustischen Emissionen (TEOAE) ist ein unverzichtbarer Bestandteil der pädaudiologischen Diagnostik. Die Faustregel, dass ein positives Testergebnis mit dem Nachweis von TEOAE eine mehr als geringgradige Schwerhörigkeit ausschließen lässt, muss jedoch stets kritisch hinterfragt werden. Auch die Messung der TEOAE kann Fehler und Einschränkungen beinhalten, die jedem Untersucher vertraut sein müssen. Besonderes Augenmerk muss hierbei auf die Erkennung messtechnisch bedingter, vermeintlich falsch positiver Befunde (Pseudoemissionen) sowie echter, falsch positiver Befunde mit vorhandenen Emissionen bei hochgradiger Schwerhörigkeit oder Taubheit gelegt werden. Patienten und Methoden: Die TEOAE an 512 Patienten unserer pädaudiologischen Sprechstunde wurden direkt nach der Messung einer Fehleranalyse unterzogen. Unterschieden wurde zwischen patienten-, sonden- und stimulusbedingten Messfehlern. Bei fehlenden TEOAE und messmethodisch ungenügenden Bedingungen wurden diese optimiert und die Messung wiederholt. Ergebnisse: In 2 Fällen fanden sich in einer messmethodisch einwandfreien Untersuchung trotz fehlender akustisch evozierter Potenziale (BERA) deutliche TEOAE. In 3 Fällen wurden als Folge eines sonden- und stimulusbedingten Messfehlers bei hochgradigem Hörverlust auffällige, reproduzierbare Pseudoemissionen erzeugt. Schlussfolgerungen: Rückschlüsse auf das Hörvermögen anhand der TEOAE sollten ausschließlich unter Kenntnis der Charakteristik von möglichen Messfehlern sowie der Problematik der seltenen Pseudoemission durch den erfahrenen und messtechnisch versierten Untersucher gezogen werden. Die Fälle von nachgewiesenen Emissionen bei fehlenden akustisch evozierten Potenzialen verdeutlichen zudem, dass die TEOAE nur ein Baustein in der pädaudiologischen Diagnostik sind und genaue Aussagen über das Hörvermögen nur durch weitere audiologische Funktionsprüfungen getroffen werden dürfen.

Pseudoemissions and False Positive Findings in Measurement of Transiently Evoked Otoacoustic Emissions (TEOAE)

Background: Recording procedure of transiently evoked otoacoustic emissions is an important part of diagnostics in pediatric audiology. As a rule of thumb measurable TEOAE excludes more than slight hearing impairment. Nevertheless any interpretation of these measurements in a clinical setting must consider supposed false positive findings (so called pseudoemissions) and real false positive findings in cases of profound hearing loss with reproducible TEOAE and missing auditory evoked potentials. Patients and Methods: TEOAE recordings in 512 patients were evaluated for recording procedure failure. Possible types of recording procedure failure were divided into failures conditioned by the patients and stimulus or probe dependent failures. In case of insufficient test procedure and absent TEOAE recording procedure was improved and repeated. Results: In 2 patients with severe to profound hearing loss we discovered reproducible TEOAE whereas auditory evoked potentials were missing. As a stimulus and probe dependent recording procedure failure we saw reproducible pseudoemissions in 3 other patients with profound hearing loss. Conclusions: These results indicate that conclusions concerning hearing ability on the base of TEOAE should keep in mind possible pseudoemissions as a result of recording procedure failure. Reported cases with absent auditory evoked potentials and reproducible TEOAE showed that TEOAE recordings in these cases indicate substantially preserved outer hair-cell function independent of profound hearing loss.

1 Auszugsweise vorgetragen auf der gemeinsamen Jahrestagung der nordostdeutschen Gesellschaft für Otorhinolaryngologie und zervikofaziale Chirurgie der nordwestdeutschen Vereinigung der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte und der Otolaryngologischen Gesellschaft zu Berlin am 1. 5. 1999 in Potsdam.

Literatur

1 Auszugsweise vorgetragen auf der gemeinsamen Jahrestagung der nordostdeutschen Gesellschaft für Otorhinolaryngologie und zervikofaziale Chirurgie der nordwestdeutschen Vereinigung der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte und der Otolaryngologischen Gesellschaft zu Berlin am 1. 5. 1999 in Potsdam.

Dr. med. K. A. Frese

Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie Universitätsklinikum
der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel

Arnold-Heller-Straße 14
24105 Kiel


Email: knut.frese@audio.uni-kiel.de