Zusammenfassung
Fragestellung
Zunehmend tritt neben den klassischen Zielen klinisch-onkologischer Studien der Begriff
der Lebensqualität als Therapieziel auf. Dabei kann der Aspekt der Lebensqualität
helfen, Zusatzkriterien für die Entscheidung zwischen alternativen Behandlungsmethoden
zu entwickeln. Unter dem Aspekt der Nebenwirkungen insbesondere in der palliativen
Situation ist die Beachtung der Lebensqualität zwingend erforderlich. Als systemische
Behandlungsmöglichkeit stehen für das metastasierte Mamma- und Korpuskarzinom neben
der Chemotherapie endokrine Therapien zur Verfügung, letztere zeigen deutlich seltener
Nebenwirkungen und ein günstiges Wirkprofil. In den vergangenen vier Dekaden hat sich
die Gestagentherapie auf Grund ihrer guten Wirkung auf pulmonale und ossäre Metastasierungen
mit gutem Ansprechen der Knochenschmerzen etabliert.
Methode
In die Untersuchung gingen 40 Frauen mit metastasiertem Mamma- oder Korpuskarzinom
ein, die eine tägliche Medroxyprogesteronacetat-Therapie von 500 - 1000 mg/die erhielten.
Das Durchschnittsalter der Frauen lag bei 66,4 Jahren (29 - 83 Jahre), alle Patientinnen
waren mehrfach vorbehandelt mit Chemotherapie, antihormoneller Therapie und mit Strahlentherapie.
Der MPA-Serumwirkspiegel betrug im Mittel 147,5 ng/ml bei einer Streuung von 200 -
500 ng/ml.
Ergebnisse
Ein Tumoransprechen wurde bei 58 % der Frauen nachgewiesen, die Dauer den Ansprechens
betrug im Mittel 10,5 Monate (3 - 25 Monate). Bei 20 % der Frauen wurden Nebenwirkungen
beobachtet. Bei einer Patientin kam es zum Therapieabbruch auf Grund der Nebenwirkungen.
Die Lebensqualität wurde anhand des Karnofsky-Index und der Rotterdam Symptom Checkliste
erhoben. Der erhobene Karnofsky-Index verbesserte sich bei 38,5 % der Frauen um mindestens
10 %. Die Auswertung der Rotterdam Symptom Checkliste zur Messung der Lebensqualität
ergab für einzelne Bereiche eine signifikante Verbesserung des Summenscores unter
der MPA-Behandlung. In den Bereichen körperliche Beschwerden, emotionale Belastung,
funktioneller Status und Lebensqualität global ließ sich eine signifikante Verbesserung
verzeichnen. In den Bereichen soziale Kontakte, kognitive Belastung und emotionale
Belastung global erwies sich die gemessene Verbesserung als nicht signifikant. Die
Prüfung der Dosis ergab weder für das Tumoransprechen noch hinsichtlich der Lebensqualität
einen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen mit einer MPA-Dosis von 1000
mg/die gegenüber der Dosisgruppe von 500 mg/die.
Schlussfolgerung
Insgesamt unterstreichen die Ergebnisse den Stellenwert von MPA in der endokrinen
Therapie fortgeschrittener hormonsensibler Malignome. Kritisch ist anzumerken, dass
das kleine Untersuchungskollektiv die Aussagen einschränkt und die Ergebnisse anhand
eines größeren, statistisch aussagekräftigeren Patientinnenkollektivs zu überprüfen
wären.
Abstract
Further to the classic goals of clinical oncological studies, the term “quality of
life” has become increasingly important as a therapy objective being deemed to be
helpful in developing additional decision criteria. With regard to possible secondary
effects, especially in the palliation phase, evaluation of the quality of life has
become mandatory. Second to chemotherapy in metastatic breast or endometrial cancer,
endocrine therapy has proven to cause less side effects while being highly effective.
In the last four decades gestagen therapy has established due to its positive effects
on pulmonary and bone metastases and the good response of related pain.
40 women with metastatic breast or endometrial cancer were enrolled in the study,
the dosage administered was 500 - 1000 mg/die of medroxyprogesterone acetate per day.
The women had an average age of 66,4 years (29 - 83 years), all of the patients had
multiple previous treatments with chemotherapy, hormonal therapy and/or radiation
therapy. The average MPA serum concentration measured was 147.5 ng/ml (200 - 500 ng/ml).
A tumor response could be proven in 58 % of the patients with an average duration
of 10,5 months (3 - 25 months). 20 % of the women showed secondary effects which lead
to a discontinuation of therapy in one case. The quality of life was evaluated by
means of the Karnofsky Index and the Rotterdam Symptom Checklist. The scores of the
Karnofsky Index improved by at least 10 % in more than 38,5 % of the patients under
MPA therapy and the total scores of the Rotterdam Symptom Checklist showed a significant
improvement in the following items: physical stress, emotional stress, functional
status and global quality of life. The items social contacts, cognitive stress and
global emotional stress were not significantly improved. An assessment of dosage did
not show a significant difference between the two therapy groups with 500 vs. 1000
mg/die MPA.
These results emphasize the importance of MPA in endocrine therapy of advanced hormone-sensible
malignoma. It has, however, to be criticized that the evidence found suffers from
the small number of patients examined which calls for an affirmation of evidence in
a larger collective.