Dtsch Med Wochenschr 2002; 127(22): 1215-1216
DOI: 10.1055/s-2002-31938
Leserbriefe
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Persistierende linke Vena cava superior mit Rechts-Links-Shunt zum linken Atrium

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Publication Date:
28 April 2004 (online)

Ektasie des Sinus coronarius als Hinweis auf eine persistierende linke obere Hohlvene

Metzler und Mitarbeiter [5] beschreiben in ihrer Kasuistik einen Fall einer persistierenden linken oberen Hohlvene (PLOHV) mit Mündung in den linken Vorhof über die linke obere Lungenvene ohne sonstige kardiale Anomalien (außer einem Vorhofseptumaneurysma). Dies ist sicher eine sehr seltene Konstellation [8]. Andererseits ist die PLOHV mit einer Häufigkeit von ca. 0,3 % der Gesamtbevölkerung und ca. 3 - 10 % bei Patienten mit angeborenen Herzfehlern eine der häufigsten Anomalien der großen venösen Gefäße. Meist mündet die PLOHV in den Sinus coronarius (SC), wodurch dieser durch den hohen Blutzufluss erweitert ist [6] [7]. Dieser erweiterte SC zeigt sich echokardiographisch von transthorakal als weite und runde Gefäßstruktur im dorsalen Bereich der Vorhof-Kammerebene.

Abb. 1 Ektasie des Sinus coronarius (SC) bei persistierender linker oberer Hohlvene bei der transthorakalen (a, b) und transösophagealen Echokardiographie (TEE, c). pLAX, parasternale lange Achse; A4CV, apikaler 4-Kammer-Blick mit etwas nach kaudal gekipptem Schallkopf. LA, linker Vorhof; LV, linker Ventrikel; RA, rechter Vorhof; RV, rechter Ventrikel; Ao, Aorta ascendens.

Abb. 2 MR des Herzens in frontaler Schichtführung: Die morphologische Darstellung (a,b) zeigt die direkte Einmüdung der schmalkalibrigen persistierenden linken oberen Hohlvene in den LA (*). In der Kinotechnik (c) lassen sich Flussphänomene im Breich des Dachdefekts des Sinus coronarius (»partially unroofed coronary sinus«) (Pfeil) nachweisen.

Wir selbst haben in den letzten Jahren fünf Patienten beobachtet, bei denen echokardiographisch eine Ektasie des SC erkannt und durch entsprechende Echokontrastmittelgabe in die linke Vena cubitalis eine PLOHV bestätigt werden konnte. Bei zwei dieser Patienten wurde diese Ektasie des SC allerdings bei der ersten Echokardiographie selbst durch einen erfahrenen Untersucher übersehen. Erst nach frustranen Versuchen, einen zentral-venösen Katheter bzw. einen passageren Schrittmacher von der linken Kubitalvene bzw. der linken Vena subclavia zu legen, wurde die Ektasie des SC und die Diagnose einer PLOHV bei einer erneuten Echokardiographie gestellt.

Die Abbildungen (Abb. [1]) zeigen die Ektasie des SC an typischer Stelle bei der transthorakalen und transösophagealen Echokardiographie, wobei die Diagnose einer PLOHV durch entsprechende Echokontrastmittelgabe in die linke Vena cubitalis im Vergleich zur Echokontrastmittelgabe in die rechte Vena cubitalis bestätigt werden kann. In ca. 75 % sind beide Hohlvenen durch eine Vena anonyma verbunden. Bei einem Patienten ergab sich die sehr seltene Konstellation einer PLOHV und Atresie der rechten oberen Hohlvene [4]. Andere kardiale Anomalien lagen bei keinem der Patienten vor.

Es soll daher der Blick bei der Echokardiographie für die nicht seltene Ektasie des SC als Hinweis auf eine PLOHV geschärft werden, um frustrane Versuche beim Einbringen von zentral-venösen Kathetern, Schrittmachersonden sowie auch Probleme bei herzchirurgischen Eingriffen mit Herz-Lungen-Maschine zu vermeiden.

Literatur

  • 1 Bertram H, Paul T, Kaulitz R, Luhmer I, Kallfelz H C. Koronarsinusdefekte: Seltene Form der interatrialen Kommunikation.  Z Kardiol. 1996;  85 899-905
  • 2 Chen M C, Hung J S, Chang K C, Lo P H, Chen Y C, Fu M. Partially unroofed coronary sinus and persistent left superior vena cava: intracardiac echocardiographic observation.  J Ultrasound Med. 1996;  15 875-879
  • 3 Freedom R M, Culham J A, Rowe R D. Left atrial to coronary sinus fenestration (partially unroofed coronary sinus). Morphological and angiocardiographic observations.  Br Heart J. 1981;  46 63-68
  • 4 Konecky N, Freedberg R S, McCauley D, Kronzon I. Absent right and persistent left superior vena cava without other congenital anomaly: a rare combination diagnosed by transesophageal echocardiography.  J Am Soc Echocardiogr. 1995;  8 761-766
  • 5 Metzler B, Hillebrand H, Eulenbruch H P, Dierkesmann R, Hust M H. Persistierende linke Vena cava superior mit Rechts-Links-Shunt zum linken Atrium.  Dtsch Med Wochenschr. 2002;  127 83-86
  • 6 Paul W, Beisel B, Krug A, Vagt A, Timpe A, Brase R, Leitz K H, Bohmert F, Kuckelt W. Koronarsinusdilatation. Eine preoperative transösophageale echokardiographische Diagnose.  Anaesthesist. 2000;  49 25-28
  • 7 Snider A R, Ports T A, Silverman N H. Venous anomalies of the coronary sinus: detection by M-mode, two-dimensional and contrast echocardiography.  Circulation. 1979;  60 721-727
  • 8 Wiles H B. Two cases of left superior vena cava draining directly to a left atrium with a normal coronary sinus.  Br Heart J. 1991;  65 158-160

Autoren

Priv.-Doz. Dr. med. Heinrich Bechtold

Kreiskrankenhaus, Innere Abteilung

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Dr. med. Dietmar Gunzenhauser

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Priv.-Doz. Dr. med. Jörn Sandstede

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