Einleitung
Einleitung
Das reaktive Sauerstoffradikal Stickstoffmonoxid (NO) ist als endogener Botenstoff
in den Atemwegen an einer Vielzahl biologischer Prozesse beteiligt, zu denen die Regulation
von Gefäßmuskeltonus und vaskulärer Permeabilität, die Neurotransmission, sowie die
Modulation von Immunfuktion und Infektabwehr gezählt werden. NO wird enzymatisch durch
sogenannte NO-Synthasen (NOS) produziert. Man unterscheidet die neuronale (NOS1) und
die endotheliale NOS (NOS3), die konstitutiv exprimiert werden und deren NO-Synthese
überwiegend von der zytosolischen Ca2+-Konzentration abhängt, von der induzierbaren Isoform (NOS2), deren Aktivität auf
transkriptioneller Ebene geregelt wird. Alle drei NO-Synthasen werden in der Lunge
von einer Vielzahl unterschiedlicher Gewebe exprimiert, unter anderem von Nerven-,
Mukel- und Epithelzellen.
In den Atemwegen produziertes NO tritt in die Gasphase über und lässt sich daher in
der Atemluft messen. Die Fraktion des exhalierten NO (FENO) ist bei Patienten mit entzündlichen Erkrankungen der Atemwege, wie dem Asthma bronchiale
oder bei Allergien, erhöht. Da sich die FENO bei Asthmatikern unter einer anti-inflammatorischen Therapie mit z. B. Kortikosteroiden
verringert, hat sich die NO-Messung als nicht-invasive Methode zur Erfassung und Kontrolle
einer Inflammation der Atemwege bei Asthmatikern etabliert. Die biologische Halbwertszeit
von NO ist gering, da es schnell zu einer Vielzahl von Metaboliten reagiert. Diese
NO-Metabolite haben in den Atemwegen zahlreiche, teils entgegengesetzte Wirkungen.
Zum Beispiel kann NO durch die Bildung von Nitrosothiolen (SNOs) bronchodilatorisch
wirken, oder kann zu pro-inflammatorischen Molekülen wie Peroxynitrit (OONO-) metabolisiert werden [1].
Der zystischen Fibrose (CF) liegt ein hereditärer Defekt eines Chloridionenkanals
(CFTR; cystic fibrosis transmembrane conductance regulator) zugrunde. Bei der pulmonalen
Manifestation der CF, die gegenwärtig für nahezu 90 % der krankheitsspezifischen Mortalität
verantwortlich ist, sind entzündliche Prozesse und die Kolonisation der Atemwege mit
pathogenen Keimen von maßgeblicher Bedeutung [2]. In dieser Übersichtsarbeit werden spezifische Besonderheiten in der Synthese und
dem Metabolismus von pulmonalem NO bei der CF zusammenfassend dargestellt.
FENO und NO-Metabolite als Marker der Inflammation in den CF-Atemwegen
FENO und NO-Metabolite als Marker der Inflammation in den CF-Atemwegen
Die FENO ist bei inflammatorischen Erkrankungen der Atemwege, wie akuten viralen Infekten,
Bronchiektasie oder dem Asthma bronchiale erhöht. Beim Asthma ist dies vermutlich
Folge einer vermehrten Expression von NOS2 in den Epithelzellen der Atemwege. An kultivierten
Zellen lässt sich die zytokininduzierte Expression von NOS2 mit Steroiden wirkungsvoll
unterdrücken. Ähnlich kommt es bei Asthmatikern unter einer antiinflammatorischen
Therapie, mit z. B. Kortikosteroiden oder Leukotrienantagonisten, zu einem Absinken
der FENO [3]
[4]. Da die Messung von NO in der Atemluft nicht invasiv ist, wird sie für die Verlaufskontrolle
der Entzündungsaktivität bei Asthmatikern mittlerweile von zahlreichen Zentren empfohlen.
Bei Patienten mit CF kommt es auf dem Boden einer Dehydratation der endobronchialen
Sekrete zu einer Behinderung der mukoziliären Clearance [5]. Auf dem Boden dieser Veränderungen kommt es früh zu einer bakteriellen Besiedlung
der Atemwege mit pathogenen Keimen wie Staph. aureus und P. aeruginosa. Zusätzlich
zeigt sich das Bild einer ausgeprägten bronchialen Inflammation. Die chronische Zerstörung
anatomischer Strukturen und der Umbau der Lunge mit Bildung von Bronchiektasen und
Fibrose führt letztlich zur respiratorischen Insuffizienz. Mit der frühzeitigen antibiotischen
Therapie einer Atemwegsinfektion versucht man den Prozess der Inflammation zu verlangsamen
[6]. Verlässliche und sensible Marker, mit denen die Inflammation in den Atemwegen von
CF-Patienten nicht-invasiv gemessen werden kann, stehen derzeit jedoch nicht zur Verfügung.
Daher wurde von uns und anderen der Wert der NO-Messung bei Patienten mit CF untersucht.
In diesen Studien fand sich überraschend, dass die FENO bei CF-Patienten sowohl in den oberen [7] als auch in den unteren Atemwegen gegenüber Lungengesunden signifikant vermindert
ist [8]
[9]. In einer Untersuchung an 30 Lungengesunden und 27 klinisch stabilen CF-Patienten
mit einer FVC von 72 ± 17 % (Mittelwert ± SD) und einer FEV1 von 53 ± 19 % (Mittelwert ± SD) des Sollwertes, lag die mittlere (± SD) FENO bei den Kontrollen bei 9,1 ± 3,6 ppb (parts per billion) und bei den CF-Patienten
bei 5,9 ± 2,6 ppb (p < 0,001, t-Test) (Abb. [1]) [8]. Somit spiegelt die FENO bei CF nicht die Aktivität der Entzündung in den Atemwegen wider. Allerdings fanden
sich in Untersuchungen unserer und anderer Arbeitsgruppen bei CF eine positive Korrelation
zwischen FENO und der Lungenfunktion, was vermuten lässt, dass bei CF-Patienten mit einer fortgeschrittenen
Lungenerkrankung in den Atemwegen entweder weniger NO als bei Patienten mit guter
Lungenfunktion generiert wird, oder dass Teile des produzierten NO in den Atemwegen
retiniert werden [8]
[10].
Die biologische Halbwertszeit von NO beträgt nur wenige Sekunden. Als reaktives Sauerstoffradikal
wird NO rasch zu einer Vielzahl von Stickoxiden (NOx) mit unterschiedlicher Lebensdauer
verwandelt, von denen Nitrit (NO2) und Nitrat (NO3) als stabile Endprodukte gelten [1]. Das in den Flüssigkeiten der Atemwege gelöste Nitrit und Nitrat reflektiert daher
die pulmonale NO-Synthese. Dies konnte in einer Studie belegt werden, in der der BAL/Serum-Quotient
für Nitrat bei Lungengesunden etwa 15-mal höher lag als für Harnstoff [11]. In der gleichen Studie waren die Konzentrationen von Nitrat in der BAL-Flüssigkeit
von Kindern mit Pneumonie gegenüber Gesunden erhöht, was vermutlich eine gesteigerte
NO-Synthese bei den Kindern mit Pneumonie reflektiert [11]. Das CF-Bronchialepithel ist mit viskösem Schleim bedeckt. Dieser Schleim könnte
als eine Diffusionsbarriere für das in den Atemwegen gebildete NO wirken. Die bei
CF beobachtete erniedrigte FENO könnte daher, neben einer verminderten Produktion, auch eine vermehrte Retention
von NO in diesen Sekreten widerspiegeln. Tatsächlich fanden sich im Endotrachealsekret
lungengesunder Kontrollen signifikant niedrigere Konzentrationen der stabilen NO-Metabolite
Nitrat und Nitrit als im Sputum klinisch stabiler CF-Patienten (Abb. [2]) [12]. Patienten mit einer pulmonalen Exazerbation der CF unterschieden sich dabei nicht
von klinisch stabilen Patienten. Allerdings kam es unter einer 14-tägigen intravenösen
antibiotischen Therapie zu einem signifikanten Anstieg der Nitratkonzentrationen im
Sputum. Dieser Anstieg der Nitratkonzentration beruht vermutlich auf einer Reduktion
der NOx-metabolisierenden Keime (z. B. P. aeruginosa), von denen das Bronchialsystem
der CF-Patienten besiedelt wird. Zusätzlich fand sich in dieser Studie, ähnlich wie
schon zuvor für FENO, eine positive Korrelation zwischen NOx-Konzentration im Sputum und Lungenfunktion.
Erhöhte NOx-Konzentrationen im Sputum von CF mit akuter Exazerbation wurden auch von
Linnane et al. beschrieben, allerdings wurden in dieser Studie keine Unterschiede
zwischen stabilen CF-Patienten und den Kontrollpersonen beobachtet [13]. Die Retention und Metabolisierung von NO in den Sekreten der CF-Atemwege beruht
wahrscheinlich auf physikalischen Eigenschaften der Sekrete, da die Nitratkonzentrationen
im Sputum positiv mit der Rigidität des Sputums korreliert [14]. Mit diesen Studien konnte also gezeigt werden, dass weder die FENO noch die Konzentration der NO-Metabolite im Sputum zur Verlaufskontrolle der Inflammation
in den Atemwegen von CF-Patienten herangezogen werden können.
Abb. 1 Die Fraktion des exhalierten NO (FENO) bei CF-Patienten und gesunden Kontrollen. Dargestellt sind Mittelwerte in ppb (parts
per billion) und die einfache Standardabweichung. Die FENO ist bei CF signifikant erniedrigt [8].
Abb. 2 Konzentrationen der stabilen NO-Metabolite (Nitrat plus Nitrit) im Endotrachealsekret
Lungengesunder und im Sputum von CF-Patienten. Die horizontale Linie stellt den jeweiligen
Mittelwert dar. Die Konzentration der NO-Metabolite liegt bei CF signifikant höher
als bei den Kontrollen [12].
Die Rolle der neuronalen NO-Synthase (NOS1)
Die Rolle der neuronalen NO-Synthase (NOS1)
Obwohl bekannt ist, dass alle drei NO-Synthasen (NOSs) in verschiedenen Zelltypen
der Atemwege exprimiert werden, ist der genaue molekulare und zelluläre Ursprung des
messbaren NO in den Atemwegen noch unklar. Bei einigen inflammatorischen Atemwegserkrankungen,
wie dem Asthma, scheint der durch Zytokine induzierbaren NOS2 eine besondere Bedeutung
zuzukommen. Bei CF jedoch ist die Expression von NOS2 in den Epithelzellen der Atemwege,
trotz der chronisch fortschreitenden Inflammation, vermindert, was am Tiermodell und
an kultivierten humanen Zellen gezeigt werden konnte und möglicherweise für die persistierende
Atemwegsinflammation eine wichtige Bedeutung hat [15]
[16]. Dies trägt womöglich zu der niedrigen FENO der CF-Patienten bei, und lässt auch den Schluss zu, dass die FENO bei CF - wenigstens teilweise - die Funktion der so genannten „konstitutiv” exprimierten
NOS widerspiegelt. Die Vorstellung, dass NOS1 zur FENO in den Atemwegen beisteuert, wurde in Studien an Asthmatikern untermauert, in denen
gezeigt werden konnte, dass natürlich vorkommende Varianten im Gen der NOS1 mit der
Höhe der FENO assoziiert sind [17]
[18].
Zur Untersuchung der Fragestellung, ob es bei CF ein Zusammenhang zwischen Varianten
im Gen der NOS1 und der Höhe der FENO geben könnte, führten wir daher Genotypisierungen bei 75 Patienten mit CF durch,
von denen 33 Frauen und 42 Männer waren. Das mittlere Alter der Patienten lag bei
14 Jahren (Bereich 5 - 40 Jahre), die mittlere FVC bei 78,0 ± 19,7 % (± SD) und die
FEV1 bei 68,4 ± 24,8 % des Sollwertes. Zum Zeitpunkt der Untersuchung befanden sich alle
Patienten in klinisch stabilem Zustand und waren ohne Zeichen einer pulmonalen Exazerbation,
ohne i. v. antibiotische Therapie und ohne systemische oder inhalative Steroide. Die
Messung von FENO und Lungenfunktion erfolgte während eines Routinebesuchs in der Ambulanz des Zentrums
für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums oder der Abteilung für Pneumologie
der Ruhrlandklinik Essen. Bei dieser Gelegenheit wurde auch Sputum für mikrobiologische
Untersuchungen aserviert. Die Messung des end-exspiratorischen NO erfolgte bei einem
konstanten exspiratorischen Fluss zwischen 100 und 200 ml/s. Die Lungenfunktion wurde
spirometrisch gemessen. Die Untersuchung der durch eine Blutentnahme gewonnenen DNA
erfolgte mittels Polymerase Kettenreaktion (PCR) und der SSLP (simple sequence length
polymorphism) Analyse. Die bei der PCR verwendeten Primer waren spezifisch für eine
AAT(n)-Wiederholungssequenz in Intron 20 des NOS1-Gen. Mit dieser Methode wurden insgesamt
acht unterschiedliche Allele identifiziert, die zwischen 9 und 16 AAT-Wiederholungen
enthielten. Da die Größe der Allele einem bimodalen Verteilungsmuster unterlagen,
mit Häufigskeitsgipfeln bei Allel 10 (10 Wiederholungen) (45,3 % aller Allele) sowie
bei den Allelen 13 und 14 (41,3 % aller Allele), unterteilten wir die Population in
zwei Gruppen. Die eine bestand aus Patienten, bei denen beide Allele mindestens 12
AAT enthielten und die andere Gruppe mit mindestens einem Allel kleiner als 12 AAT-Wiederholungen.
Für FENO fanden sich signifikante Unterschiede zwischen diesen Gruppen mit niedrigeren Werten
in der Gruppe mit vielen AAT-Wiederholungen im Vergleich zu den Patienten mit wenigen
AAT-Wiederholungen (4,0 ± 3,4 vs. 6,4 ± 6,5 ppb, p = 0,027, t-Test). Die Variabilität
um den jeweiligen Mittelwert unterschied sich ebenfalls signifikant (p < 0,003, F-Test)
zwischen den Gruppen, mit einer höheren Variabilität in der Gruppe mit wenigen AAT-Repeats.
Bei den CFTR ΔF508 homozygoten Patienten, die genetisch eine homogene Gruppe darstellen,
war die inverse Relation zwischen FENO und Länge der AAT-Wiederholungssequenz (Repeats) besonders ausgeprägt (2,3 ± 1,4
vs. 5,3 ± 3,9 ppb, p = 0,0006, t-Test) (Abb. [3]). Darüber hinaus zeigte sich für die gesamte CF-Population eine signifikante Assoziation
zwischen NOS1-Genotyp und Kolonisation der Atemwege mit P. aeruginosa. In der Gruppe
der Patienten mit langen AAT-Wiederholungen (niedrige FENO) fanden sich signifikant mehr P. aeruginosa positive Patienten als bei den Trägern
von NOS1-Genotypen, die mit einer hohen FENO assoziiert waren (65 % vs. 38 %). Ähnliche Unterschiede fanden sich auch in der Untergruppe
der CFTR ΔF508 homozygoten Patienten für P. aeruginosa (71 % vs. 31 %) und A. fumigatus
(43 % vs. 10 %). Interessanterweise bestand die Assoziation zwischen NOS1-Genotyp
und FENO nicht nur in der gesamten CF-Population, sondern auch bei den Patienten, die zum
Zeitpunkt der Untersuchung keine Besiedlung der Atemwege mit P. aeruginosa oder A.
fumigatus zeigten [19]. Diese Beobachtung lässt daher vermuten, dass die niedrige FENO der Patienten mit langen AAT-Wiederholungen in NOS1 nicht Folge, sondern Ursache
einer Atemwegsbesiedlung durch diese Keime waren. Damit ergaben sich erstmals Hinweise,
dass die NOS1 über einen NO-abhängigen Mechanismus an der Regulation der Infektabwehr
in den CF-Atemwegen beteiligt ist.
Der überwiegende Teil des im Respirationstrakt generierten NO wird in den oberen Atemwegen
gebildet, wobei die höchsten NO-Konzentrationen in der Nase und den Nasennebenhöhlen
gefunden werden. Da NO bakterio- und virostatisch wirkt, wird vermutet, dass in den
oberen Atemwegen generiertes NO an der Abwehr von Infektionen des Respirationstraktes
beteiligt ist. Interessanterweise erfolgt die Besiedlung der CF-Atemwege primär in
den oberen Atemwegen. Dies konnte an Patienten gezeigt werden, die zwar einen positiven
Rachenabstrich auf P. aeruginosa hatten, bei denen sich dieser Keim aber nicht in
der BAL-Flüssigkeit fand [20]. Es ist daher vorstellbar, dass zwischen den reduzierten NO-Konzentrationen in den
oberen Atemwegen von CF-Patienten und der Kolonisation der Atemwege mit pathogenen
Keimen ein Zusammenhang besteht. In der Nasenmukosa von Gesunden scheint NOS2 die
überwiegend exprimierte Isoform der NO-produzierenden Enzyme darzustellen [21]
[22]
[23]. Da NOS2 an der Infektabwehr beteiligt ist, die Expression dieses Enzyms in den
CF-Atemwegen aber signifikant vermindert ist [15]
[16], könnte der NO-Synthese durch die konstitutiv exprimierte NOS1 eine besondere Bedeutung
bei der CF zukommen. NOS1 konnte in der Nase mittels Immunohistochemie im Bereich
von Gefäßen der Mukosa sowie in subepithelialen Drüsen und Nerven lokalisiert werden
[22]
[23]. Daher untersuchten wir bei 40 klinisch stabilen CF-Patienten einen möglichen Zusammenhang
zwischen NOS1-Genotyp, nasaler NO-Konzentration und Kolonisation der unteren Atemwege.
Nasales NO wurde in der Luft gemessen, die den Patienten durch eine in einem Nasenloch
platzierte Olive bei einem konstanten Sog (3L/Minute) aus der Nase gesaugt wurde.
Zur Trennung der oberen von den unteren Atemwegen führten die Patienten während der
NO-Messung ein Atemmanöver gegen einen positiven Atemwegswiderstand von 5 cm Wassersäule
aus, der bei der Exhalation einen Verschluss des weichen Gaumensegels bewirkt. Die
Zuteilung in die verschiedenen Gruppen erfolgte nach Größe der Allele in Intron 20
des NOS1-Gens, nach den gleichen Kriterien wie sie oben für die Assoziationsstudie
zwischen NOS1 und FENO beschrieben wurden. Bei dieser Untersuchung fand sich eine signifikante inverse Assoziation
zwischen der Länge der Allele in NOS1 und den nasalen NO-Konzentrationen (40,5 ± 18,0
vs. 72,6 ± 38,9 ppb, p < 0,001, t-Test) (Abb. [4]). Darüber hinaus lag der Anteil der P. aeruginosa positiven Patienten in der Gruppe
der Patienten mit NOS1-Genotypen, die mit niedrigem nasalen NO assoziiert waren, signifikant
höher als bei Patienten mit hohen nasalen NO-Konzentrationen (75 % vs. 21 %) [24]. Aus dieser Studie lässt sich daher schließen, dass die CF-Patienten mit einer genetisch
bedingt höheren NO-Synthese in den oberen Atemwegen einen besseren Schutz gegenüber
Infekten der unteren Atemwege durch P. aeruginosa aufweisen.
Abb. 3 Die FENO bei CFTR ΔF508 homozygoten CF-Patienten in Abhängigkeit vom Genotyp der neuronalen
NO-Synthase (NOS1). Lange AAT-Wiederholungen (≥ 12Repeats) in Intron 20 sind mit einer
niedrigen FENO assoziiert [19].
Abb. 4 Nasale NO-Konzentrationen bei CF-Patienten in Abhängigkeit vom NOS1-Genotyp. Die horizontalen
Linien zeigen den jeweiligen Mittelwert [24].
Therapeutische Ansätze zur Steigerung der bronchialen NO-Konzentration bei CF
Therapeutische Ansätze zur Steigerung der bronchialen NO-Konzentration bei CF
In den Atemwegen generiertes NO spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation des
bronchopulmonalen Widerstandes. Als Mediator des nicht-adrenergen nicht-cholinergen
(NANC) Nervensystems vermittelt NO beim Menschen die induzierbare bronchiale Dilatation.
Darüber hinaus besitzt NO eine bronchodilatative Wirkung, die über die Aktivierung
von cAMP und Guanylatcyklase zu einer Relaxation glatter Muskulatur führt. Als Konsequenz
aus den beschriebenen Beobachtungen einer erniedrigten FENO in den CF-Atemwegen, sowie der Korrelation von niedriger FENO mit schlechterer Lungenfunktion und erhöhter Anfälligkeit gegenüber einer Besiedlung
des Bronchialsystems mit pathogenen Keimen, wurden nun erste klinische Studien initiiert,
die mögliche Effekte einer Erhöhung der bronchialen NO-Konzentrationen bei CF-Patienten
untersuchten.
In einer Studie, an der 13 CF-Patienten zwischen 14 und 38 Jahren sowie neun gesunde
Probanden teilnahmen, wurde der Effekt von exogen zugeführtem NO auf die Lungenfunktion
untersucht. Die Inhalation von NO-haltigem Gas in Konzentrationen von 100 und 1000
parts per billion (ppb), sowie 40 parts per million (ppm) über jeweils fünf Minuten
führte zu keiner messbaren Veränderung von spirometrischen Daten oder der transkutanen
Sauerstoffsättigung. Allerdings kam es bei acht CF-Patienten unter der Inhalation
von 40 ppm NO zu einem leichten, wenn auch statistisch nicht signifikanten Anstieg
der Nitratspiegel im Sputum (399 ± 231 vs. 556 ± 474 µmol/L) [25]. Demnach hat die kurzfristige Inhalation von NO in Konzentrationen, wie sie physiologisch
in den oberen Atemwegen Lungengesunder vorkommen (100 ppb) und in einer Konzentration,
die in der vasodilatativen Therapie der pulmonalen Hypertonie verwendet wird (40 ppm),
bei CF-Patienten keinen unmittelbaren Effekt auf Parameter der Lungenfunktion.
In einer weiteren Studie wurde bei 11 CF-Patienten und 11 gesunden Kontrollen der
Effekt einer Infusion von L-Arginin (500 mg/kg KG), dem Substrat der NO-Synthasen
(NOS), auf die nasalen und exhalierten NO-Konzentrationen untersucht. Bei den gesunden
Probanden erfolgte der maximale Anstieg der NO-Konzentrationen in der Nase (180 %)
und in den unteren Atemwegen (140 %) jeweils unmittelbar nach der Gabe von L-Arginin.
Dieser Effekt war auch noch bei der Messung nach drei Stunden nachweisbar. Bei den
CF-Patienten kam es ebenfalls unmittelbar nach der L-Arginin-Infusion zu einem signifikanten
Anstieg der NO-Konzentrationen in den oberen (190 %) und den unteren Atemwegen (160
%), der auch noch nach drei Stunden nachweisbar war. Bei den Messungen nach 24 Stunden
unterschieden sich die Mittelwerte in den Gruppen nicht mehr signifikant von den jeweiligen
Ausgangswerten [26]. Somit konnte gezeigt werden, dass der verringerten FENO bei CF kein Substratmangel von L-Arginin zugrunde liegt. Allerdings konnte trotz
der Erhöhung der FENO kein Effekt von L-Arginin auf die Lungenfunktion der CF-Patienten erreicht werden.
Dies könnte daran gelegen haben, dass es, trotz der signifikanten Erhöhung der NO-Synthese
durch die intravenöse Gabe von L-Arginin, bei den CF-Patienten zu keiner Normalisierung
der NO-Konzentrationen in den Atemwegen kam. In der gleichen Studie wurde zusätzlich
der Effekt einer L-Arginin-Infusion bei Patienten mit primärer ziliarer Dyskinesie
untersucht. Bei diesen Patienten, die ebenfalls über eine signifikant verminderte
endogene NO-Synthese verfügen, führte die Infusion von NO, ähnlich wie bei CF, auch
zu einem vorübergehenden Anstieg der FENO [26].
In einer erst kürzlich publizierten klinischen Studie wurde bei CF-Patienten der Effekt
einer Inhalation von S-Nitrosoglutathione (SNO) untersucht [27]. Bei SNO handelt es sich um einen biologisch aktiven NO-Metaboliten, der in den
Atemwegen bronchodilatatorische und antimikrobielle Aktivitäten besitzen. Die Konzentrationen
von SNO sind in den Atemwegen von CF-Patienten erniedrigt [28]. Ein Ersatz dieses Metaboliten erscheint daher sinnvoll. Tatsächlich konnten Snyder
et al. in ihrer doppel-blinden, plazebokontrollierten Studie zeigen, dass die einmalige
Inhalation von 0,05 ml/kg einer 10 mM SNO-haltigen Lösung zu einem Anstieg von FENO und Sauerstoffsättigung führten [27]. Ein Effekt auf die Lungenfunktion konnte nach dieser einmaligen Gabe von SNO nicht
beobachtet werden. Allerdings ist kürzlich in vitro ein Effekt von GSNO auf die CFTR-Expression
von Epithelzellen gezeigt worden [29]. Die Ergebnisse dieser Studie legen nahe, dass eine NO-Ersatztherapie bei CF-Patienten
möglich und sinnvoll sein könnte.
Schlussfolgerungen
Schlussfolgerungen
Der NO-Stoffwechsel in den Atemwegen von Patienten mit CF unterliegt krankheitsspezifischen
Besonderheiten, die in der Pathophysiologie der pulmonalen Erkrankung eine besondere
Rolle zu spielen scheinen. Die Mehrzahl der Untersuchungen spricht dafür, dass CF
mit einer verminderten NO-Produktion in den Atemwegen einhergeht. Da NO eine wichtige
Rolle in vielen für die Erkrankung relevanten Funktionen, wie Stimulation der Zilienfunktion,
Regulation des Bronchialmuskeltonus, und Abwehr von Bakterien wie z. B. P. aeruginosa
besitzt, könnte sich eine Augmentation der NO-Produktion in den Atemwegen von CF-Patienten
positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken. In ersten klinischen Studien wird daher
nun der Effekt einer pharmakologischen Manipulation der endogenen NO-Formation untersucht.