Dem ausgeprägten Bedürfnis nach präventiven Maßnahmen für ein jüngeres und gesundes
Aussehen tragen auch die aktuellen Entwicklungen in der Dermatologie Rechnung. Die
Gesunderhaltung von Haut und Haar spielt in der dermatologischen Praxis eine immer
größere Rolle und wird heute unter dem Begriff „Dermokosmetik” zusammengefasst. Entsprechend
dem wachsenden Interesse an Themen der Ästhetischen Dermatologie ist in diesem Bereich
vermehrt Forschungsarbeit geleistet worden. In dem vorliegenden Supplement ist der
aktuelle Stand der Kenntnisse und Forschung zusammengefasst, der im Rahmen eines Mittagsseminars
der 18. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie in München[1] sowie eines Symposiums der European Academy of Dermatology and Venereology (EADV)
in Prag[2] präsentiert wurde.
Die Haut ist den verschiedensten Umwelteinflüssen ausgesetzt, die zu vorzeitiger extrinsischer
Hautalterung führen können. Viele dieser Faktoren - wie Luftschadstoffe, Ozon, natürliche
und künstliche UV-Strahlung - entfalten ihren schädigenden Einfluss über die Bildung
freier Radikale. Es kommt zu oxidativem Stress. In-vivo-Studien beim Menschen deuten
darauf hin, dass UV-induzierter oxidativer Stress für das so genannte Photoaging der
Haut verantwortlich ist. In der gesunden Haut kann dieser Prozess durch ein aus mehreren
Komponenten zusammengesetztes antioxidatives Netzwerk ausgeglichen werden. J. Thiele
stellt im ersten Beitrag das Wirkprinzip dieses komplexen Netzwerkes dar und verweist
auf die zentrale Rolle der antioxidativ wirkenden Vitamine E und C. In neueren Untersuchungen
konnte gezeigt werden, dass die positive Beeinflussung der Hautstruktur durch den
Radikalfänger Vitamin C bei gleichzeitiger Applikation von Vitamin A (Retinol) noch
verbessert werden kann.
Dermatologie und Endokrinologie haben sich in den letzten Jahren zu einem neuen wissenschaftlichen
Fachgebiet vereint: Die Dermato-Endokrinologie zeichnet sich besonders durch ihre
wegweisende Interdisziplinarität aus. Hier ist B. Imthurns Beitrag über die Effekte
postmenopausaler Hormonveränderungen auf die Haut anzusiedeln. Als eine der frühzeitig
eintretenden Folgen der vielfältigen hormonellen Veränderungen in der Peri- und Postmenopause
ist die vorzeitige Hautalterung zu nennen. Der rapide Östrogenabfall nach der Menopause
führt zu einer Abnahme der Hautdichte, was sich durch eine Atonie sowie eine epidermale
Atrophie mit vermehrter Faltenbildung und Hauttrockenheit äußert. Eine Östrogensubstitution
kann sich auf die unterschiedlichsten Wechseljahres-Symptome positiv auswirken, so
auch auf die vorzeitige Hautalterung. In jüngster Vergangenheit sprechen mehrere Studien
auch für die klinische Wirksamkeit von Phytoöstrogenen. Diese weisen eine strukturelle
Ähnlichkeit mit Östrogenen auf und entfalten im Organismus über die Bindung an Östrogenrezeptoren
östrogenähnliche Wirkungen.
Die wichtigste Gruppe der Phytoöstrogene, die wie die Östrogene auch bei topischer
Applikation resorbiert werden, sind die Isoflavone. Auf die Wirksamkeit dieser Anwendungsform
von Isoflavone-Präparaten auf die Haut postmenopausaler Frauen gehen die Beiträge
von C. Bayerl und H. Hönigsmann ein. Aktuelle Studienergebnisse dokumentieren, dass
die beschleunigte Hautalterung in der Postmenopause durch die topische Applikation
phytoöstrogen-haltiger Pflegepräparate verzögert werden kann.
Einen Überblick über aktuelle Therapiekonzepte bei anlagebedingtem Haarausfall bietet
der Beitrag von U. Blume-Peytavi. Als wichtigste ursächliche Faktoren werden die genetische
Enzym- und Rezeptor-Ausstattung des Haarfollikels sowie Androgene angesehen und mittels
hormoneller Therapiestrategien angegangen. Moderne Therapiekonzepte nutzen darüber
hinaus weitere therapeutische Ansatzpunkte, wie z. B. die Beeinflussung von Seborrhö
und Kolonisation, Vaskularisierung und Gefäßversorgung sowie Mikroinflammation und
Fibrosierung. Diese adjuvanten Behandlungsansätze beim anlagebedingten Haarausfall
können eine hormonelle Therapie unterstützen, weil sie den Therapieerfolg und damit
die Zufriedenheit der meist recht anspruchsvollen Patienten deutlich steigern.