Aktuelle Urol 2002; 33(1): 3
DOI: 10.1055/s-2002-42994
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Erhöhte Hypospadie-Inzidenz bei untergewichtigen Frühgeborenen

Katrin Appel1
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Dr. Katrin Appel

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Publication Date:
07 February 2002 (online)

 
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Zusammenfassung

Eine Spalte der unteren Harnröhre (Hypospadie) gehört zu den häufigsten kongenitalen Fehlbildungen und kommt bei etwa einem von 100 lebendgeborenen Kindern vor. Die Inzidenz scheint in Europa und den USA steigend, wobei man die Ursachen nicht kennt. In einem großen städtisch angesiedelten Krankenhaus mit angegliederter Neonatologie in den USA, in dem jährlich über 10000 Geburten stattfinden, hatten Ärzte untersucht, ob sich bei frühgeborenen Babys, die zudem gemäß ihres Gestationsalters ein zu niedriges Gewicht aufweisen, eine erhöhte Hypospadie-Häufigkeit nachweisen lässt (BJU International 2001; 87: 548-550).

Während eines 3-Jahres-Zeitraums waren 154 Kinder auf die Neugeborenen-Intensiveinheit des Krankenhauses überwiesen worden, die den Kriterien eines untergewichtigen Babys entsprachen (d.h., einem mehr als 10 % unter dem gemessen an der Schwangerschaftsdauer zu erwartenden Gewicht). 17 Kinder (11 %) hatten eine Hypospadie, die in 9 Fällen die distale, in 4 Fällen die proximale und in weiteren 4 Fällen die mittlere Harnröhre betraf. Die Schwere der Harnröhrenfehlbildung korrelierte dabei nicht damit, in welchem Maß die Kinder zu früh geboren worden waren bzw. damit, um wie viel ihr Gewicht zu niedrig lag. Bei den frühgeborenen Hypospadie-Kindern zeichnete sich im Gegensatz zu einer Kontrollgruppe Frühgeborener ein Trend ab, dass sowohl Plazentagewicht als auch Fetusgewicht geringer waren. Das Alter der Mutter hatte keinen Einfluss auf die Häufigkeit der Fehlbildung.

Die Inzidenz einer Hypospadie war bei den frühgeborenen leichtgewichtigen Babys um ein etwa 10faches höher im Vergleich zur Häufigkeit, die sich allgemein in der Bevölkerung beobachten lässt. In der Embryonalentwicklung ist die Bildung der Urethra in der 14. Schwangerschaftswoche abgeschlossen, so dass die Fehlbildung offenbar sehr früh gesteuert wird - möglicherweise durch die gleichen Faktoren, die später auch zu einem geringen Geburtsgewicht bzw. zu einer Frühgeburt führen. Genetische, endokrinologische und Umweltfaktoren könnten eine Rolle spielen.

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Dr. Katrin Appel

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