Dtsch Med Wochenschr 2003; 128(20): 1134
DOI: 10.1055/s-2003-39255-2
Leserbriefe
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Fettleber und Serum-Laktaterhöhung bei einer HIV-Patientin - Ist die Routinebestimmung von Thiamin und Riboflavin während HAART sinnvoll? - Erwiderung

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Publication Date:
29 April 2004 (online)

In ihrem Leserbrief weisen Koch und Raschka zurecht auf den Zusammenhang zwischen Thiaminmangel, mitochondrialer Schädigung durch NRTI und Lactatazidose hin. Wie in diesem Leserbrief angesprochen, gibt es Einzelfallberichte, in denen von einer raschen Rückbildung einer mitochondrialen Schädigung nach Thiamin- bzw. Riboflavintherapie berichtet wird [1] [2]. Ferner gibt es zwei Berichte, nach denen ein Thiaminmangel als wesentlicher beitragender Faktor zu einer Lactatazidose unter NRTI-Gabe angesehen werden muss [3] [4]. Schließlich wurde sogar von einer erfolgreichen Sekundärprävention der Lactatazidose unter NRTI durch Thiamingabe berichtet [5]. Allerdings waren nicht alle Versuche, die eine Substitution von Thiamin bzw. Riboflavin eine mikrovasikuläre Verfettung mit Lactatazidose zu beeinflussen erfolgreich [6]. Vor diesem Hintergrund ist es schwierig, für eine allgemeine Bestimmung der Thiaminspiegel zu plädieren. Wahrscheinlich wäre eine allgemeine regelmäßige Bestimmung dieser Vitaminspiegel auch vor dem Hintergrund nicht kosteneffektiv, dass die Mehrheit der HIV-infizierten Patienten zusätzlich zur schulmedizinischen Therapie sich mit over-the-counter-Vitaminpräparaten versorgt. Dennoch ist der Hinweis von Koch und Raschka vor allem dann wichtig, wenn klinische Situationen bestehen, die einem Thiaminmangel Vorschub leisten könnten.

Solche Situationen sind: parenterale Ernährung, ausgeprägter Alkoholismus mit Mangelernährung, schwere operative Eingriffe oder Einnahme von Medikamenten, die mit dem Stoffwechsel von Riboflavin bzw. Thiamin interferieren könnten: In diesen Situationen kann die Bestimmung der Thiaminspiegel bzw. eine prophylaktische Substitution sinnvoll sein. Beim Auftreten von Symptomen sollte dabei allerdings nicht das Ergebnis der Spiegelbestimmung abgewartet werden. Bei Vorliegen einer Risikokonstellation empfiehlt sich durchaus ein therapeutischer Versuch der Thiaminsubstitution, um die Rückbildung der NRTI-verursachten metabolischen Veränderungen möglicherweise zu beschleunigen.

Literatur

  • 1 Arici C, Tebaldi A, Quinzan G P, Maggiolo F, Ripamonti D, Suter F. Severe lactic acidosis and thiamine administration in an HIV-infected patient on HAART.  Int J STD AIDS. 2001;  12 407-409
  • 2 Dalton S D, Rahimi A R. Emerging role of riboflavin in the treatment of nucleoside analogue-induced type B lactic acidosis.  AIDS Patient Care STDS. 2001;  16 611-614
  • 3 Mukunda B N. Lactic acidosis caused by thiamine deficiency in a pregnant alcoholic patient.  Am J Med Sci. 1999;  317 261-262
  • 4 Ozawa H, Homma Y, Arisawa H, Fukuuchi F, Handa S. Severe metabolic acidosis and heart failure due to thiamine deficiency.  Nutrition. 2001;  17 351-352
  • 5 McComsey G A, Lederman M M. High doses of riboflavin and thiamine may help in secondary prevention of hyperlactatemia.  AIDS Read. 2002;  12 222-224
  • 6 Venhoff N, Setzer B, Lebrecht D, Walker U A. Dietary supplements in the treatment of nucleoside reverse transcriptase inhibitor-related mitochondrial toxicity.  Aids. 2002;  16 800-802

Autoren

Prof. Dr. U. Spengler
Priv.-Doz. Dr. J. Rockstroh

Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Bonn

Sigmund-Freud-Straße 25

53105 Bonn

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