Z Orthop Ihre Grenzgeb 2003; 141(5): 513-514
DOI: 10.1055/s-2003-42847
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Zum Deutschen Orthopädenkongress 2003 Geriatrische Orthopädie

Geriatric OrthopaedicsC.  J.  Wirth1
  • 1Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover im Annastift e. V.
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Prof. Dr. med. C. J. Wirth

Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover im Annastift e. V.

Anna-von-Borries-Straße 3

30625 Hannover

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Publication Date:
10 October 2003 (online)

Table of Contents

    1976 widmete sich die 17. Fortbildungstagung des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie der Orthopädie im Alter. Dr. Rausch, der damalige Vorsitzende des Berufsverbandes, stellte in seiner Eröffnungsansprache fest: „Für den älteren Patienten ist die Orthopädie von großer Bedeutung, weil sie zur Aufgabe hat, die Funktionsfähigkeit der Stütz- und Bewegungsorgane zu erhalten. Der Mensch, der im Alter nicht mehr laufen oder seine Hände nicht mehr gebrauchen kann, wird sehr bald zum Außenseiter seiner Umwelt. Aufgabe der Orthopädie ist es, das zu verhüten und Hilfen anzubieten.” Daran hat sich heute, 27 Jahre nach der Tagung, nichts geändert.

    Der diesjährige Orthopädenkongress, der wieder gemeinsam mit dem Berufsverband der Fachärzte für Orthopädie abgehalten wird, hat erneut als Hauptthema die geriatrische Orthopädie aufgegriffen. Allerdings gewinnt dieses Thema heute eine andere, nämlich sozialpolitische Dimension, indem aus Kostengründen eine Altersgrenze für medizinische Leistungen, speziell Endoprothesen, diskutiert wird. Dies geschieht vor dem Hintergrund der Alterspyramide, die 2050 auf dem Kopf stehen wird. Dann nämlich wird jeder Dritte in Deutschland 60 Jahre oder älter sein, 8 % werden das 80. und 2 % das 90. Lebensjahr überschritten haben. Es liegt auf der Hand, dass insbesondere der Gelenkverschleiß und damit der Gelenkersatz eine gewichtige Rolle spielen werden und im Moment nicht absehbar ist, wie das bezahlt werden soll.

    Unter diesem Eindruck steht auch das Thema des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie, die geriatrische Rehabilitation, die aufgrund der Multimorbidität älterer Patienten komplexer, erschwerter und damit teurer ist, da die Trainierbarkeit möglicher Defizite häufig unterschätzt wird. Um so bedeutsamer ist deshalb die präventive Orthopädie, das Antiaging. Der Berufsverband will mit diesem Thema zusammen mit führenden Wissenschaftlern der Deutschen Gesellschaft für Antiaging-Medizin insbesondere auf die eigene Vorsorge des Patienten eingehen und die Möglichkeiten und Gefahren der Antiaging-Medizin interdisziplinär vorstellen.

    Das Rückenschmerz-Management, ebenfalls ein Thema des Berufsverbandes, hat nicht nur medizinische, sondern auch volkswirtschaftliche Bedeutung, da eine erhebliche Beeinträchtigung der Berufstätigkeit und der Lebensqualität insbesondere beim chronifizierten Rückenschmerz besteht. Ziel dieses Symposiums ist eine verbesserte und praktikable Behandlung des vielgestaltigen Rückenschmerzes, um individuelle systembedingte aber auch behandlungsbedingte Risikofaktoren für eine Chronifizierung zu verhindern.

    Auch die weiteren Hauptthemen des Orthopädenkongresses, Hand und Fuß, stehen unter dem Eindruck der Geriatrie. Die Wiederherstellung des funktionellen Gebrauchswertes von Hand und Fuß ist gerade beim älteren Menschen wesentlich. So sind die postarthritischen und altersbedingten Arthrosen der Handwurzel und der Fingergelenke sowie des oberen Sprunggelenks zentrales Anliegen für verschiedene Sitzungen bezüglich konservativer und operativer Therapiemöglichkeiten.

    Kompetenz für Lebensqualität - das ist unser Motto für den diesjährigen Orthopädenkongress. Es bedeutet konkret den Beitrag der Orthopädie zur Bewältigung der gesundheitlichen Probleme der Stütz- und Bewegungsorgane, für die wir im Rahmen des Kongresses Möglichkeiten der Prävention, Behandlung und Rehabilitation in Vorträgen, Kursen, Seminaren, Symposien, Arbeitskreisen, Sektionen, Live-Übertragungen von Operationen und Expertenrunden aufzeigen werden.

    Erstmals wird der Deutsche Orthopädenkongress zeitlich und inhaltlich mit der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie verflochten. Die enge Anbindung an den unfallchirurgischen Jahreskongress empfinden wir als außerordentlich wichtig, spiegelt sie doch die sukzessive Annäherung und Verschmelzung der beiden Fächer wider mit der zukünftigen Weiterbildung zu einem neu geschaffenen Facharzt für Orthopädie/Unfallchirurgie und Unfallchirurgie/Orthopädie. Damit sind die seit 6 Jahren geführten Verhandlungen der Fachgesellschaften und Berufsverbände durch den Beschluss des Deutschen Ärztetages zur Weiterbildung im Mai 2003 erfolgreich abgeschlossen. Es obliegt jetzt der verantwortungsvollen Arbeit der Fachgesellschaften und des Berufsverbandes, diese Weiterbildung zusammen mit den Landesärztekammern mit Inhalten und Leben zu füllen und gerechte Übergangsregelungen zu schaffen. So wird sich eine gemeinsame Sitzung von DGU, DGOOC und BVO auf unserem Kongress mit dem neuen Facharzt befassen und Informationen weitergeben.

    Auch dieses Jahr zeugt die hohe Quote von Vortrags- und Posteranmeldungen von der intensiven Arbeit der deutschen Orthopädie in Klinik und Forschung. Deshalb konnte ein attraktives wissenschaftliches Programm zusammengestellt werden, angereichert durch Mittagsvorlesungen von ausgewiesenen Experten auf den Gebieten Wirbelsäule, Knorpel und Beckenstatik. Der wissenschaftliche studentische Nachwuchs wird zu Wort kommen in einem gemeinsam mit unseren unfallchirurgischen Kollegen ausgelobten Dissertationsforum. Postersitzungen mit Kurzvorträgen runden das Programm ab.

    Wir denken und hoffen, dass wir einen abwechslungsreichen, fachlich interessanten Kongress gemeinsam mit unseren unfallchirurgischen Kollegen erleben werden, der zu einem regen Meinungsaustausch und zu fachlichen Diskussionen anregen wird. Wir freuen uns, Sie in der Weltstadt Berlin begrüßen zu dürfen.Prof. Dr. C. J. WirthPräsident der DGOOC 2003

    Prof. Dr. med. C. J. Wirth

    Orthopädische Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover im Annastift e. V.

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    30625 Hannover

    Prof. Dr. med. C. J. Wirth

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