Aktuelle Urol 2003; 34(2): 70
DOI: 10.1055/s-2003-44503
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ist eine medikamentöse Zusatztherapie nach einer Lithotripsie sinnvoll?

Lisa Eversmann1
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Lisa Eversmann

München

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Publication Date:
23 April 2003 (online)

 
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Zusammenfassung

Harnleitersteine können durch eine zusätzliche Therapie mit Nifedipin und Deflazacort nach einer Lithotripsie effektiver behandelt werden. Auch verringert sich durch dieses Vorgehen der Verbrauch von Schmerzmitteln.

Die extrakorporale Stoßwellenlithotripsie (ESWL) ist heutzutage das Mittel der Wahl, um neben Nieren- auch Harnleitersteine zu behandeln. Durch die berührungs- und narkosefreie Zertrümmerung werden gute Ergenisse erzielt. Meist sind aber mehrere Behandlungen notwendig, da nach einer Sitzung selten die Steine vollständig zertrümmert sind. Deshalb greifen viele Untersucher inzwischen wieder zu uretroskopischen Methoden. Italienische Wissenschaftler versuchten herauszufinden, ob eine medikamentöse Zusatztherapie mit Nifedipin und Deflazacort die Erfolgsrate der ESWL steigert.

Zwischen 1998 und 2000 untersuchten die Urologen 80 noch nicht behandelte Patienten mit Harnleitersteinen (Urology 2002; 59: 835-838). Nach einer ESWL mit dem Sonolith 4000+ wurden die Patienten randomisiert in 2 Gruppen aufgeteilt. Die Patienten der ersten Gruppe bekam für 10 Tage je 30 mg/d Nifedipin und Deflazacort, Gruppe 2 diente als Kontrolle. Bei Beschwerden wie Nieren- und Harnleiterkoliken bekamen beide Gruppen Diclofenac. Die Studie wurde nach jeweils 45 Tagen abgebrochen und die Patienten röntgenologisch, sonographisch und mittels intravenöser Urographie untersucht.

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Höherer Diclofenac-Bedarf in der Kontrollgruppe

Zu einer kompletten Steinausscheidung kam es bei 75 % der Gruppe 1 und bei 50 % der Kontrollgruppe. Der mittlere Bedarf an Diclofenac war bei der Kontrollgruppe signifikant erhöht: Durchschnittlich 86 mg nahm ein Patient der Kontrollgruppe ein im Vergleich zu 37,5 mg. Nebenwirkungen traten selten auf: 4 Patienten unter Nifedipin und Deflazacort litten unter Kraftlosigkeit oder Kopfschmerzen.

Durch die spasmolytische Wirkung des Nifedipins am Ureter und die ödemreduzierende Wirkung des Deflazacorts konnten Harnleitersteine wesentlich erfolgreicher und auf längere Sicht besser behandelt werden. Außerdem benötigten die so behandelten Patienten wesentlich geringere Dosen an Schmerzmitteln. Die Autoren der Studie raten, die an sich erfolgreiche Methode der ESWL mit einer zusätzlichen Therapie mit Nifedipin und Deflazacort in Zukunft zu kombinieren und auf invasive, uretroskopische Eingriffe wenn möglich zu verzichten.

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Abb. 1 3D-Sonographie eines Harnleitersteines (Pfeil). Eine medikamentöse Zusatztherapie nach einer ESWL verbessert den Behandlungserfolg (Bild: Praxis der Urologie, Thieme Verlag).

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Lisa Eversmann

München

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Lisa Eversmann

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Abb. 1 3D-Sonographie eines Harnleitersteines (Pfeil). Eine medikamentöse Zusatztherapie nach einer ESWL verbessert den Behandlungserfolg (Bild: Praxis der Urologie, Thieme Verlag).