Aktuelle Urol 2003; 34(2): 71
DOI: 10.1055/s-2003-44504
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Harnröhrenstriktur - Patienten bewerten das Operationsergebnis anders als Ärzte

Katrin Appel1
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Dr. Katrin Appel

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23 April 2003 (online)

 
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Zusammenfassung

Bei der Behandlung einer Harnröhrenstriktur kann es je nach Beschwerdebild und Komplikationen aus Patientensicht möglicherweise völlig unerheblich sein, ob Ärzte die chirurgische Wiederherstellung der Harnröhre als gelungen bewerten. Eine Studie hat untersucht, wie zufrieden die Patienten nach Operationen der Harnröhrenstrikturen sind und wie dies mit objektiven klinischen Daten korreliert.

An der urologischen Abteilung des Allgemeinkrankenhauses Hamburg-Harburg haben Thomas Kessler und seine Kollegen zwischen März 1993 und Dezember 1999 267 männliche Patienten operiert (J Urol 2002; 167: 2507-2511). Von der Studie ausgeschlossen waren Fälle mit Blasenhalsstriktur nach Prostatektomie, mit einfacher Meatotomie, mit initialer Hypospadie-Reparatur sowie mit Stentimplantierung ohne Urethroplastie. Die Studienteilnehmer wurden mit einem Fragebogen nach ihrer allgemeinen Zufriedenheit mit dem Operationsergebnis, nach verschiedenen postoperativen Störungen und Beeinträchtigungen, nach ihrer Sexualfunktion und Blasenentleerung befragt.

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Patienten waren vor allem bei erneuten Eingriffen unzufrieden

233 Patienten (87 %) hatten den Fragebogen ausgefüllt und zurückgeschickt oder zumindest die Fragen am Telefon beantwortet. Aus klinischer Sicht war die Urethroplastie bei 203 Patienten erfolgreich verlaufen, bei 30 Patienten nicht. 59 der 203 Patienten (78 %) und 24 der 30 Patienten (80 %) waren selbst mit dem Operationsergebnis zufrieden. Weniger zufrieden waren Patienten vor allem dann, wenn erneute Eingriffe und Interventionen notwendig waren (aus andereren Gründen als einer Restenose), oder wenn sie ihren Urinstrahl als schwach bis sehr schwach empfanden. Faktoren, die mit der Sexualfunktion zusammen hängen, wurden ebenfalls als negativ bewertet. Besonders unzufrieden waren Patienten mit stark beeinträchtigtem Geschlechtsleben, mit auffälliger oder starker Peniskrümmung, Penisverkürzung und schweren Erektionsstörungen. Für den Patienten zählen andere Kriterien als für den Arzt, wenn sie den Erfolg einer chirurgischen Behebung von Harnröhrenverengungen bewerten. Neben dem objektivem Ergebnis war für die meisten Patienten die Sexualfunktion entscheidend.

Vor dem Eingriff muss daher eine ausführliche Beratung erfolgen, zumal jede der angewandten Urethroplastie-Methoden Vor- und Nachteile birgt. Wenn Patienten sich mit einer realistischen Erwartungshaltung dem Eingriff unterziehen, ist eine größere Zufriedenheit zu erwarten.

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Harnröhrenstriktur

Bis zur Antibiotikatherapie der Gonorrhö waren 70 % aller Strikturen postgonorrhoischer Natur. Diese Form ist seltener geworden, wird aber gelegentlich bei älteren Männern entdeckt, deren Tripper vor Jahren mit lokalen Maßnahmen behandelt wurde. Heute entstehen Strikturen meist durch Verletzungen der Harnröhre bei unsachgemäßen instrumentellen Untersuchungen, durch Katheter oder eine Zystoskopie. Seltener können primäre Entzündungen der Harnröhre auf unspezifischer Basis oder eine Urotuberkulose der Grund sein.

Wegen einer allgemein langsam fortschreitenden Narbenbildung wird der Harnstrahl langsam dünner, verliert an Progression, ist gedreht und im Endstadium fadenförmig. Neben der Beobachtung des Harnstrahls und einer Uroflowmetrie mit typischer Plateauphase sichert ein Urogramm letztlich die Diagnose.

Abb. 1 Urethrogramm einer Harnröhrenstriktur. Für die meisten Patienten war bei der Behebung der Harnröhrenstriktur die Sexualfunktion nach dem Eingriff ein wichtiges Kriterium für die Zufriedenheit (Bild: Urologie, Thieme Verlag).

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Dr. Katrin Appel

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