Zusammenfassung
Die Ruptur der Extensor pollicis longus-Sehne (EPL) ist eine häufige Komplikation
nach distalen Radiusfrakturen. Daneben sind weitere traumatische und nichttraumatische
Ursachen der häufigen Sehnenläsion bekannt. Hinsichtlich der Pathogenese werden eine
mechanische Theorie und eine Theorie über die Störung der Blutversorgung diskutiert.
40 Patienten nach Rekonstruktion der EPL-Sehne wurden nach durchschnittlich 30 Monaten
klinisch untersucht und mittels DASH-Score befragt. Als Operationsmethode kam die
Transposition der Extensor indicis-Sehne zur Anwendung. Postoperativ erfolgte eine
Ruhigstellung des Daumens über vier Wochen in „Auto-Stopp-Position“.
31 Sehnenrupturen (77,5 %) waren Folge eines Traumas. 20 unter ihnen (50 %) wiesen
eine distale Radiusfraktur in der Vorgeschichte auf.
Die klinische Untersuchung umfasste die Bewegungsfunktionen des Daumens und des Zeigefingers
sowie Messungen der Kraft und der maximalen Handspanne. Die Messwerte ergaben im Vergleich
zur gesunden Gegenseite keine statistisch signifikanten Differenzen. Die isolierte
Zeigefingerstreckfähigkeit war allen Patienten generell möglich, aber bei zehn der
Untersuchten (25 %) in ihrem Ausmaß vermindert.
Die Ergebnisse der klinischen Untersuchung wurden unter Verwendung des Bewertungsschemas
für die Behandlungsergebnisse nach Strecksehnenverletzungen von Geldmacher ausgewertet.
20 % sehr gute, 65 % gute, 12,5 % befriedigende und 2,5 % schlechte Ergebnisse wurden
erzielt. Die Anwendung des Geldmacher-Schemas erfolgte kritisch. Seine Änderung für
die Bewertung der Abduktion wird vorgeschlagen.
Der funktionelle DASH-Wert betrug zehn Punkte und ist damit Ausdruck eines sehr guten
funktionellen Ergebnisses.
Schlussfolgernd ist die Extensor indicis-Transposition ein sicheres und technisch
gut ausführbares Verfahren zur Rekonstruktion der EPL-Sehne. Sein wesentlicher Vorteil
liegt in der Verwendung eines gesunden Motors. Damit wird auch bei einer späten Rekonstruktion
die Gefahr der Verwendung eines bereits degenerierten Muskels ausgeschlossen. Eine
kraftvolle Zeigefingerstreckung wird bei postoperativem Training wieder erreicht.
Die als gering einzuschätzende Abschwächung der Zeigefingerstreckung wurde von den
Patienten nicht als einschränkend empfunden. Dennoch ist sie als zu erwartender Nachteil
präoperativ mit dem Patienten zu besprechen.
Abstract
Rupture of the extensor pollicis longus-tendon (EPL) is a frequent complication after
distal radius fractures. Other traumatic and non-traumatic reasons for this tendon
lesion are known, including a theory about a disorder in the blood supply to the tendon
itself.
We examined 40 patients after reconstruction of the EPL-tendon in a mean follow-up
time of 30 months. All patients were clinically examined and a DASH questionnaire
was answered by all patients. The method to reconstruct the EPL-tendon was the transposition
of the extensor indicis-tendon. After the operations the thumb was put in a splint
for four weeks in a “hitch-hiker's-position”.
31 ruptures of the tendon (77.5 %) were a result of trauma. In 20 of them (50 %) a
distal radius fracture had occurred.
Clinical examination included measurements of the movement of the thumb- and index-finger
joints, the grip strength and the maximal span of the hand. Significant differences
were not found. The isolated extension of the index finger was possible in all patients.
But it was reduced in ten cases which represent 25 %.
Our results were evaluated by the Geldmacher score to evaluate the reconstruction
of the EPL-tendon. 20 % excellent, 65 % good, 12.5 % fair and 2.5 % poor results were
reached. The Geldmacher score was used critically. We suggest its modification for
the evaluation of thumb abduction.
The DASH score reached a functional value of ten points which represents a very good
result.
In conclusion the extensor indicis-transposition is a safe method to reconstruct the
EPL-tendon. Its substantial advantage is taking a healthy muscle as the motor, thereby
avoiding the risk of using a degenerated muscle in late tendon reconstruction. A powerful
extension of the index finger will be maintained by physical education. Generally,
the loss of the extension of the index finger is negligible. It does not disturb the
patients. But it has to be discussed with the patient before the operation.
Schlüsselwörter
Ruptur Extensor pollicis longus-Sehne - Sehnentransposition
Key words
Rupture extensor pollicis longus tendon - tendon transposition