Sentinellymphknoten: Lymphknoten, der von Tumorzellen als erstes erreicht werden kann.
= Wächterlymphknoten - wird der Lymphknoten definiert, der als erster von Tumorzellen
im Lymphabstromgebiet des Tumors erreicht werden kann. Der Sentinellymphknoten soll
eine hohe Sensitivität bei der Vorhersage des regionären Lymphknotenbefalls aufweisen.
Damit kann bei tumorfreien Sentinellymphknoten auf die vollständige Lymphonodektomie
Eine Lymphonodektomie ist bei tumorfreiem Sentinellymphknoten nicht nötig.
des Lymphabflussgebietes des jeweiligen Karzinoms verzichtet werden. Der biopsierte
Sentinellymphknoten könnte somit als histologischer Marker für alle nachgeschalteten
regionären Lymphknoten verwendet werden und den Lymphknotenstatus bei Patientinnen
mit einem Genital- oder Mammakarzinom repräsentieren.
Die Lymphangiographie des Sentinellymphknotens wurde zuerst von Cabanas u. Mitarb.
bei Patienten mit einem Peniskarzinom beschrieben. Morton u. Mitarb. entwickelten
diese Methode für Patientinnen mit malignem Melanom und verwendeten zur Markierung
Patentblau®. Alex u. Mitarb. sowie Krag u. Mitarb. modifizierten diese Technik und
verwendeten an Stelle von blauem Farbstoff Technetium99m gekoppelt an Sulfur-Kolloid bei Patientinnen mit malignem Melanom und Mammakarzinom.
Giuliano u. Mitarb. veröffentlichten 1994 und 1997 Ergebnisse zur Detektion des Sentinellymphknotens
bei Patientinnen mit Mammakarzinom. Als Markiersubstanz wurde Isosulfanblau (Lymphazurin®)
verwendet. Seit dieser Zeit sind zahlreiche Publikationen zu dieser Thematik, insbesondere
für das Melanom und Mammakarzinom, erschienen.
Bei Patientinnen mit Mammakarzinom
Beim Mammakarzinom ist der Lymphknotenstatus ein wesentlicher Prognosefaktor.
gilt der Lymphknotenstatus als wesentlicher prognostischer Faktor für das Überleben.
Eine sichere nicht-invasive Diagnostik zur Evaluierung des axillären Lymphknotenstatus
gibt es nicht. Mammakarzinome im Stadium Ia haben in unter 1 %, im Stadium 1b - 1c
in 19 - 37 %, und im Stadium 2 in bis zu 59 % einen axillären Lymphknotenbefall. Die
offene axilläre Lymphonodektomie Level 1 und 2 stellt derzeit die Standardtherapie
in der operativen Behandlung des Mammakarzinoms dar. Allerdings sind Langzeitkomplikationen
wie Sensibilitätsstörungen im Oberarmbereich (20 - 60 %), Bewegungseinschränkungen
des Armes (4 - 17 %) sowie Lymphödeme (5 - 35 %) zu beobachten.
Das Vulvakarzinom
Beim Vulvakarzinom gilt der inguinale Nodalstatus als wesentlicher prognostischer
Faktor.
ist mit einer Inzidenz von ca. 1,2/100 000 Frauen ein relativ seltenes Genitalmalignom.
Wesentlichster etablierter prognostischer Faktor ist der inguinale Nodalstatus. In
Abhängigkeit von der Infiltrationstiefe und dem Tumorstadium sind in ca. 35 % inguinale
Lymphknotenmetastasen zu finden. Bei den frühen Tumorstadien sind bei ca. 80 % der
Patientinnen die entfernten Lymphknoten tumorfrei (T1 91 %, T2 72 %). Es fehlen verlässliche
weniger invasive Methoden, um den Lymphknotenstatus vorherzusagen. Bei einer Infiltrationstiefe
von mehr als 1 mm wird routinemäßig mit einer ipsi- oder bilateralen Lymphonodektomie
operativ behandelt, was zu einer erheblichen postoperativen Morbidität führt (Sekundärheilung
und Lymphzystenbildung in 20 - 30 %, Lymphödem in 30 - 70 %).
Bei Patientinnen mit Zervixkarzinom
Beim Zervixkarzinom sind Lymphknotenstatus, Tumorgröße und Invasionstiefe die wichtigsten
Prognosefaktoren.
ist neben Tumorgröße und Invasionstiefe der Lymphknotenstatus der wichtigste tumorbezogene
Prognosefaktor. Die Häufigkeit des pelvinen und paraaortalen Lymphknotenbefalls steigt
mit dem Stadium der Erkrankung. Bei Patientinnen mit Zervixkarzinom der FIGO-Stadien
I und II sind pelvine Lymphknotenmetastasen in 0 - 22 % bzw. 11 - 19 % zu erwarten.
Im Stadium FIGO III - IV werden pelvine und paraaortale Lymphknotenmetastasen in 45
- 55 % und 30 - 40 % beobachtet. Die Entfernung der pelvinen, parametranen und paraaortalen
Lymphknoten kann für die Patientin mit intraoperativen und postoperativen Komplikationen
verbunden sein. Die Entfernung metastasenfreier Lymphknoten kann potenziell zu einer
negativen Beeinflussung der Immunlage führen. Über 90 % der operativ entfernten Lymphknoten
sind ohne Nachweis einer Metastasierung.
Bei Patientinnen mit Endometriumkarzinom
Beim Endometriumkarzinom sind der Lymphknotenbefall und das Tumorstadium die wichtigsten
Prognosefaktoren.
ist neben dem Tumorstadium auch der Lymphknotenbefall von wesentlicher prognostischer
Bedeutung. Bei Patientinnen mit positiven pelvinen Lymphknoten liegt das rezidivfreie
Intervall nach 5 Jahren bei etwa 85 %, hingegen bei Nachweis von paraaortalen Lymphknotenmetastasen
nur noch bei ca. 45 %. Patientinnen mit einem Endometriumkarzinom weisen meist kardio-vaskuläre
Risiken, verbunden mit Diabetes mellitus und Adipositas auf. Die Durchführung einer
pelvinen/paraaortalen Lymphonodektomie kann bei diesen Patientinnen bei einer längeren
Operationszeit zu einer höheren Rate an postoperativen Komplikationen führen.
Für Patientinnen mit Ovarialkarzinom
Beim Ovarialkarzinom ist der Lymphknotenstatus zur Prognose nicht entscheidend. Wichtiger
sind Tumorstadium, Grading und postoperativer Tumorrest.
sind Tumorstadium, Grading und postoperativ verbliebener Tumorrest die wichtigsten
Prognosefaktoren. Der Lymphknotenstatus stellt nicht den wichtigsten Prognosefaktor
dar. Untersuchungen zur Detektion des Sentinellymphknotens beim Ovarialkarzinom wurden
bisher nicht durchgeführt.