Zusammenfassung
Fragestellung: Trotz umfassender medizinischer Angebote der Prävention und Früherkennung von Krankheiten
treffen diese nur auf geringes Interesse in der Bevölkerung. Unter der Vorstellung,
dass hier laienätiologische Krankheitskonzepte eine Rolle spielen könnten, sollten
diese im Rahmen einer Pilotstudie erfasst und analysiert werden.
Material und Methodik: Basierend auf der Literatur wurde der Krankheitspräventionsfragebogen (KPM - V1.0)
entwickelt, der neben der angenommenen Ätiologie verschiedener Krankheiten das persönlich
erlebte Krankheitsrisiko und verschiedene Aspekte der Krankheitsprävention abfragte.
Der Bogen wurde an 450 Patientinnen einer Frauenarztpraxis verteilt.
Ergebnisse: Bei einer Rücklaufquote von 93,3 % konnte gezeigt werden, dass Osteoporose, Brustkrebs
und andere gynäkologische Malignome im Wesentlichen als schicksalhaft angesehen werden,
während Stress und eigenes Verhalten als wesentliche Ursachen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
angenommen werden. Im Hinblick auf das subjektiv erlebte Krankheitsrisiko zeigte sich,
dass sich die Patientinnen eher vor den Krankheiten geschützt fühlen, lediglich für
das Mammakarzinom wird ein höheres subjektives Risiko angenommen. Insbesondere konnte
gezeigt werden, dass Patientinnen, die sich von einer Krankheit bedroht fühlen, sich
auch eher von anderen Krankheiten bedroht fühlen. Die Persönlichkeitsangst (trait-anxiety)
scheint in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle zu spielen.
Schlussfolgerung: Laienätiologische Krankheitskonzepte weichen in erheblichem Maße von den Erkenntnissen
der modernen Medizin ab. Die Einbindung entsprechender Kenntnisse in den kommunikativen
Kontext einer Arzt-Patienten-Beziehung könnte von Bedeutung sein, um zukünftig die
Akzeptanz von Vorsorgemaßnahmen zu verbessern.
Abstract
Purpose: Measures for secondary disease prevention have not found much acceptance by the German
general population in spite of many possibilities on offer. We conducted a pilot study
to assess lay aetiology of various diseases as a possible reason for these circumstances.
Material and Methods: Based on earlier literature, a questionnaire was developed (KPM - V1.0) which assessed
perceived aetiology and risk of disease as well as several other aspects of disease
prevention. The questionnaire was distributed in a gynaecologist's office to 450 patients.
Results: With a 93.3 % response rate it was found that osteoporosis, breast cancer and other
gynaecological malignancies are mainly considered to be due to fate whereas stress
and personal behaviour were believed to be the causes of cardiovascular disease. With
respect to perceived subjective risk most patients felt themselves to be protected
against the diseases with the exception of breast cancer. Interestingly, patients
who felt susceptible for a certain disease were also more likely to feel susceptible
for another disease. Here, trait anxiety may be an important underlying reason.
Conclusion: Disease concepts based on lay aetiology differ significantly from the findings of
modern medicine. Using these results may help to initiate better communication with
patients in order to convince them more efficiently to undertake primary or secondary
preventive measures.
Schlüsselwörter
Prävention - Laienätiologie - Krankheitskonzept
Key words
Prevention - lay etiology - disease concept