Z Orthop Ihre Grenzgeb 2004; 142(4): R19-R35
DOI: 10.1055/s-2004-821323
Orthopädie-Refresher

Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die lumbale Spinalkanalstenose (LSS)

K. S. Delank, S. Fürderer, P. Eysel
  • Orthopädische Universitätsklinik, Köln
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Publication Date:
09 September 2004 (online)

Definition und Symptomatik

Der lumbale Wirbelkanal kann sowohl durch degenerativ

Die lumbale Spinalkanalstenose (LSS) ist überwiegend degenerativ bedingt. Nervale und vaskuläre Strukturen werden durch knöcherne oder diskoligamentäre Gewebsvermehrungen eingeengt.

bedingte knöcherne als auch diskoligamentäre Gewebsvermehrungen eingeengt werden. Es resultiert die Kompression nervaler und vaskulärer Strukturen, die in Abhängigkeit von der Lokalisation der Engstelle überwiegend den zentralen Spinalkanal und/oder die lateralen foraminären Räume betrifft. Zusätzlich zu den degenerativen Veränderungen beeinflussen auch kongenitale Faktoren (Achondroplasie/dysraphische Störungen/Wirbelsegmentationsstörungen) unter anderem durch die Pedikellänge sowie die Form und Stellung der Intervertebralgelenke die Weite des Spinalkanals.

Die Ausprägung der Spinalkanalenge wird durch die Angabe des anterior-posterioren Durchmessers in eine absolute (< 10 mm) und eine relative (10 - 14 mm) Stenose unterteilt. Die klinische Relevanz dieser Unterscheidung ist jedoch umstritten, da keine Korrelation

Das Ausmaß der Enge des Spinalkanals korreliert nicht mit der klinischen Symptomatik.

[2, 26] zwischen der Symptomatik und der Dimension des zentralen Wirbelkanals besteht. So führt z. B. die typische Kleeblattform (Abb. [1]) bei einem nicht wesentlich reduzierten a.-p.-Durchmesser trotzdem zu einer hochgradigen Einengung des Spinalkanals sowie der Recessus laterales.

Abb. 1 Computertomographie einer geringen zentralen und starken lateralen Spinalkanalstenose (Kleeblattstenose) bei ausgeprägter beidseitiger Facettengelenkshypertrophie.

Die Symptomatik wird typischerweise geprägt durch lumboglutäale oder ischialgieforme Schmerzen, die unter einer Gehbelastung auftreten und als sog. neurogene Claudicatio intermittens

Pathognomonisch für die LSS ist die neurogene Claudicatio intermittens.

bezeichnet werden. Die Patienten können oftmals eine genaue Wegstrecke benennen, nach der die Schmerzen auftreten, welche sie dann zu einem Anhalten zwingen. Durch ein kurzdauerndes Stehenbleiben bzw. eine forcierte Ventralflexion der LWS (Vornüberbeugung/Sitzposition) lassen sich die Schmerzen vermindern. Bergauf gehen, Treppauf gehen und Fahrrad fahren werden als deutlich weniger schmerzprovozierend empfunden, da hierbei die entlordosierende Haltung der Lendenwirbelsäule vorherrscht.

Als Folge einer direkten Nervenkompression kann es zu einem Kauda- oder radikulären Syndrom

Neurologische Ausfälle können evtl. erst unter Gehbelastung hinzutreten.

mit den bekannten spezifischen neurologischen Ausfällen kommen. Nicht selten lassen sich diese Funktionsstörungen nicht im Ruhezustand, sondern erst während der Gehbelastung in Form von dermatombezogenen Kribbelparästhesien oder motorischen Schwächen (z. B. Fußheberschwäche) nachweisen.

Da es sich bei der lumbalen Spinalkanalstenose (LSS) um einen chronischen Prozess handelt, wird die Auslösung eines Nervendehnungsschmerzes

Ein Nervendehnungsschmerz wird bei der LSS selten beobachtet, da es sich um einen chronischen Prozess handelt.

eher selten beobachtet. Kann man ein positives Lasègue-Zeichen oder einen Femoralisdehnungsschmerz auslösen, so weist dies eher auf die akute Dekompensation einer schon länger bestehenden spinalen Enge hin. Eine solche Situation kann z. B. durch eine neu aufgetretene Bandscheibenprotusion hervorgerufen werden.

Literatur

Dr. med. Karl-Stefan Delank

Orthopädische Universitätsklinik

Joseph-Stelzmannstraße 9

50931 Köln

Email: karl-stefan.delank@medizin.uni.koeln.de