ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2004; 113(3): 59
DOI: 10.1055/s-2004-823088
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Wechselrahmen

Cornelia Gins
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Publication Date:
14 April 2004 (online)

Es gibt eckige, runde oder ovale, aus Holz, Metall und zum Wechseln. Es können Bilder alter oder neuer Meister in einem schönen Rahmen ihre Vollendung finden, und die Familie kann darin ihren Ehrenplatz auf dem Kamin erhalten. Ein Rahmen bildet etwas Geschlossenes, etwas Definiertes. Neben dem Einfassen von Bildern kommt dem Rahmen im Sprachgebrauch aber noch eine andere Bedeutung zu. Es gibt den gesellschaftlichen Rahmen, den politischen oder kulturellen. Man spricht von Rahmenbedingungen, von alten oder neuen, von allgemeinen oder individuellen. Letztere haben in den vergangenen Jahren unseren Berufsstand erheblich verändert. Immer wieder sind wir gefordert, die Veränderungen aufzugreifen und unseren eignen Rahmen, beruflich wie privat, neu zu definieren. Die Möglichkeiten dazu können vielfältig sein. Ein geeigneter Weg ist der über Fortbildungen. Diese können nun fachlichen Inhalts sein oder aber man tut etwas für sich, für seinen Kopf und erweitert damit nicht nur seinen beruflichen, sondern auch persönlichen Horizont.

Eine ideale Gelegenheit dazu bot nun schon zum zehnten Mal der Marketingkongress von DeguDent. Thematisch ausgerichtet auf den Erfolgsfaktor Kommunikation, wurde den über 1000 Teilnehmern sehr schnell klar, dass es hier um weit mehr geht als das schlichte Gespräch zwischen „Kunden” und „Verkäufer”. Als ein Beispiel mag Kommunikation als verbaler Austausch von Informationen herausgegriffen sein. Das Reden bzw. das Gespräch ist neben der fachlichen Qualität auch in unserem Beruf zum entscheidenden Faktor zur betriebswirtschaftlichen Sicherung der Praxis geworden. Doch die verbale Überzeugungsfähigkeit ist nicht jedem per se in die Wiege gelegt. Ist sie lernbar? Eindeutig ja, denn Redner werden gemacht, Dichter dagegen geboren (Cicero). Allerdings ist zu bedenken, dass hinter einem überzeugend gesprochenen Wort auch eine überzeugende Persönlichkeit steht. In einem Rhetorikseminar ist zwar die Technik erlernbar, aber es gehört eben noch weit mehr dazu. Worte und Stimme sagen viel über den Sprecher aus. Vor allem die Stimme kann als eine Form der Körpersprache verstanden werden. Man kann sie zwar trainieren, aber sie ist eben in ganz besonderem Maße der Ausdruck unserer Persönlichkeit. Wer demnach an seiner Stimme arbeitet, arbeitet auch an seiner Persönlichkeit. Der Inhalt des gesprochenen Wortes erhält aber erst in Verbindung mit der Körpersprache im eigentlichen Sinn seine Glaubwürdigkeit. Überzeugende verbale und körperliche Ausdrucksformen sind also eine gute Voraussetzung für ein erfolgreiches und vertrauensbildendes Patientengespräch.

Sich verändernde Rahmenbedingungen sollten für mein Dafürhalten nicht immer nur negativ oder frustrierend bewertet geben. Sie bieten kolossale Möglichkeiten, seinen eigenen Standpunkt zu hinterfragen, neu zu bewerten und gegebenenfalls zu handeln. Veranstaltungen obiger Art geben mir persönlich zumindest immer sehr viel. Sie erweitern mein Blickfeld und erleichtern es mir, mich von Fall zu Fall neu zu positionieren. Ein Rahmen gibt zwar seinem Inhalt Halt, aber schließlich gibt es Wechselrahmen.

Dr. med. dent. Cornelia Gins

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