Zusammenfassung
Das Gesundheitswesen in Deutschland steht vor einem tief greifenden Wandel, der
in den nächsten Jahren vor allem den Krankenhausmarkt verändern wird. Dabei wird
dieser Markt insbesondere von Privatisierungen und Verkäufen zahlreicher Kliniken
charakterisiert werden. Hiervon werden vor allem Krankenhäuser in öffentlicher
Trägerschaft betroffen sein, da hier die Diskrepanz zwischen Investitionsbedarf
und zur Verfügung stehenden Mitteln am größten ist. Krankenhäuser in privater
Trägerschaft sind hinsichtlich dieser Investitionen im Vorteil, da sie Finanzmittel
über den Kapitalmarkt beschaffen können und unabhängig vom öffentlichen Dienst-,
Bau- und Einkaufsrecht sind. Trotz enormer Reglementierung können private Träger
daher durch effizientes Management und effektive Strukturen EBIT-Margen (Earning
before interests and taxes = Ergebnis vor Zinsen und Ertragssteuern) von 15-20
% erwirtschaften, die für Krankenhäuser in öffentlicher Trägerschaft insbesondere
wegen unterschiedlicher Strukturen derzeit unvorstellbar sind. Als Lösung bieten
sich für Akutkrankenhäuser in öffentlicher Trägerschaft mehrere Strategien
an, die den Rechtsformwandel zur GmbH bzw. AG, den Anschluss an einen privaten
Investor im Gesundheitswesen oder die Kooperation im Rahmen von Verbundstrategien
und Fusionen beinhalten. Für öffentliche Kliniken wäre auch die monistische Krankenhausfinanzierung
ein Ausweg aus der Finanzlage. Diese ist politisch derzeit jedoch als unwahrscheinlich
einzustufen. Für die nächsten 10 Jahre ist daher mit einem Anwachsen der privaten
Krankenhausketten auf bis zu 50 % Marktanteil zu rechnen.
Summary
The German healthcare sector is in transition. The current changes are believed
to have substantial impact on the hospital market. A large number of privatisations
are expected that will manly affect community hospitals, due to tight budgets
of the public hospital owners. That has lead to a gap between financial resources
and demand for investments (capex backlog). Private hospital operators benefit
from this situation. Despite a large number of government regulations private
hospital owners reach EBIT margins (earnings before interests and taxes) between
15-20 % through efficient management of their facilities. Public hospitals do
not even come close to that margin also due to shortcomings in their organizational
structure. One root cause for the success of privately managed hospitals is
their access to financial resources on the capital market and absence of government
regulations for investments in infrastructure and personnel. As for community
hospitals, three options are realistic which consist of going public, strive for
monistic reimbursement system and change of the legal status including the search
for strategic partner. An alternative might be in forming alliances and co-operations
with other hospitals. To restore competitiveness of public hospitals a new reimbursement
system would be necessary i. e. a change from the dualistic to a monistic financial
system. As these changes can not realistically be expected in the near future
it is likely that market shares of private hospitals in Germany will increase
up to 50 % in the long term.
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