Einleitung
Einleitung
Ähnlich wie in anderen Fachgebieten haben sich die Fortschritte in der ästhetischen
Dermatologie seit den 70er-Jahren rasant beschleunigt. Dieser Zweig der Dermatologie
firmiert unter verschiedenen Namen, wie z.B. dermatologische Kosmetik, ästhetische
Dermatologie, kosmetische Dermatologie etc.. Fast immer kommt in der Namensgebung
dieses noch nicht einheitlich benannten Zweiges der Dermatologie das Wort „Kosmetik”,
abgeleitet aus dem Griechischen: Kosmeté, Kunst des Schmückens, vor. Er beschäftigt
sich mit der Korrektur von Normabweichungen oder Alterungsprozessen, die den Patienten
mit Leidensdruck belasten und zu einer Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls führen
können.
Die Tendenz, Altersveränderungen als belastend und damit als zu korrigierenden Zustand
zu werten, ist in unserer vom SPIEGEL als „Spaß- und Wohlstandsgesellschaft” titulierten
Gesellschaft ständig zunehmend. Auf die Nachfrage nach einer verjüngten und faltenfreien
Haut werden mit Slogans wie „Altern ist eine vermeidbare Krankheit” in „Dienstleistungspaketen”
Schönheits- und Verjüngungskuren angeboten. Die Ausweitung der kosmetischen Dermatologie
ist damit Ausdruck und in den heutigen Medien Gegenstand unsere derzeitigen gesellschaftlichen
Tendenzen.
Die Zuwendung vor allem im letzten Jahrzehnt zu einer kosmetisch orientierten Dermatologie
ist eine Entwicklung unseres Faches, die von manchen [10] auch als Gefährdung angesehen wird, wenn die Motivation für das Interesse an „kosmetischen”
Behandlungsmodalitäten nur ökonomisch untermauert ist. Mit einer kommerziellen Denkweise
verharren wir jedoch in der jahrhundertelangen Tradition, in der kosmetische Prozeduren
der Scharlatanerie und der Alchemie nahe standen im Gegensatz zu den rein medizinischen
Wissenschaften. Aus diesem Denken heraus wurde auch Gaspare Tagliacozzi, der vor über
400 Jahren die erste Nasenkorrektur beschrieben hatte, noch von der Kirche aus christlich
geweihter Erde exhumiert und an einem unbekannten Ort verscharrt, weil er sich mit
dem Eingriff in das von Gott gegebene Bild des Menschen versündigt hatte. Erst 1958
erklärte Papst Pius XII endlich, dass die ästhetische Chirurgie nicht im Widerspruch
zum Willen Gottes steht.
40 Jahre später altert eine Generation mit einem Zuwachs an Lebensdauer, die zugleich
im historischen Vergleich ungewöhnlich vermögend ist. Sie fordert immer mehr Dermatologen
mit ihren Wünschen nach Faltenglättung, Entfernung von Altersflecken und unerwünschten
Haaren, Absaugung von Fettpolstern etc.. Dieser Bedarf an kosmetischen Leistungen
einer breiten Bevölkerungsschicht ist eine Chance und eine Herausforderung für die
moderne Dermatologie, die sich diesen neuen Aufgaben nur zögerlich stellt. In der
von Scholz [12] 1999 veröffentlichten „Geschichte der Dermatologie in Deutschland” kommt die kosmetische
oder ästhetische Dermatologie nur im Rückblick auf die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert
bis in die 20er-Jahre vor. In dem Kapitel „Tendenzen in der Dermatologie in der BRD”
wird Schreus Einsatz für die ästhetische Medizin als ein Spezifikum des versuchten
geistigen Neubeginns der 50er-Jahre abgetan.
Zum ersten Mal bildete sich 1996 eine Arbeitsgemeinschaft für ästhetische Dermatologie
und Kosmetologie, aber richtig hoffähig im wissenschaftlichen Sinne wurde die kosmetische
Dermatologie erst 1999, als sich innerhalb der DDG die Arbeitsgruppe „ästhetisch korrektive
und operative Dermatologie” bildete.
Diese Arbeitsgruppe hat u. a. die Aufgabe, Leitlinien für die diversen Behandlungsmethoden
der kosmetischen Dermatologie zu erarbeiten.
Hat sich die „kosmetische Dermatologie” inzwischen etabliert? In den aktuellen Lehrbüchern
der Dermatologie wird sie immer noch totgeschwiegen. Nur zögerlich tauchen seit Anfang
der 90er-Jahre Publikationen über kosmetische Themen in den deutschsprachigen dermatologischen
Fachzeitschriften auf, wohingegen sie in den pilzartig aus dem Boden geschossenen
sog. kosmetischen Fachzeitschriften explosionsartig zugenommen haben. Mit der 2004
erschienenen „Kosmetischen Dermatologie”, von Worret und Gehring herausgegeben, und
mit einem Geleitwort von Braun-Falco versehen, der schon früh die ästhetische Dermatologie
förderte, scheint nun endlich der Durchbruch im deutschsprachigen dermatologischen
Schrifttum gelungen.
Rückblickend waren die Möglichkeiten innerhalb einer kosmetischen Dermatologie in
den 70er-Jahren noch sehr begrenzt. Sie musste sich im Wesentlichen auf die Behandlung
von Besenreisern, Aknenarben, Alters-, und Pigmentflecken beschränken, wobei das von
Schreus 1949 eingeführte hochtourige Schleifen neben Peellösungen verwendet wurden.
Zur Faltenbehandlung stand nur Silikonöl zur Verfügung, meist obskurer Herkunft und
mit Nebenwirkungen in Form von Granulomen behaftet. In den 70er-Jahren zogen erstmals
Kosmetikerinnen in deutsche Universitätskliniken ein, abgesandt von einem Aknepräparatehersteller,
die sog. „Aknetoiletten” bei Aknepatienten durchführten. Seit Beginn der 80er-Jahre
hat sich das Spektrum der Behandlungsmodalitäten in der kosmetischen Dermatologie
derart vergrößert, so dass hier nur kursorisch der Werdegang der Wichtigsten skizziert
werden kann.
Entwicklung der Füllmaterialien
Entwicklung der Füllmaterialien
1981 begann die Ära der „Bio-Fillers”, die zur Gewebeaugmentation eingesetzt werden.
Bei der Faltenbehandlung mit Füllmaterialien werden unterschiedliche gewebsverträgliche
Substanzen in die Dermis oder ins Subkutangewebe injiziert und damit eine Gewebeaugmentation
erreicht, die Falten verschwinden lässt. Unterschieden werden resorbierbare, nicht
permanente Filler und nicht abbaubare, permanente Füllmaterialien, die seit Anfang
der 90er-Jahre zur Faltenbehandlung zur Verfügung stehen. Dabei werden verschiedene
Kanülen und Injektionstechniken verwendet. Inzwischen sind heute über 70 verschiedene
Materialien zur Gewebeaugmentation im Handel (Tab. [1]
[2]
[3]
[4]
[5]
[6]). Um einen Überblick über die Entwicklung der Füllmaterialien zur Faltenbehandlung
zu geben, muss ich mich hier auf einige wenige Substanzen beschränken, die sich im
Laufe der Jahre bewährt haben.
Tab. 1 Collagenpräparate
Resorbierbare injizierbare Füllmaterialien |
Collagenpräparate |
Zyderm I® |
Endoplast® |
Zyderm II® |
Autologen® |
Zyplast® |
Cymetral® |
Resoplast® |
DermiCol® |
Koken® |
Dermalogen® |
Atellokollagen® |
Isolagen® |
Zyplast® |
Cosmoderm 1,2® |
Fibrel® |
CosmoPlast® |
Permacol Injection |
CosmetaLife® |
|
Tab. 2 Hyaluronsäurepräparate
Resorbierbare injizierbare Füllmaterialien |
Hyaluronsäurepräparate |
Hylaform Fine Lines® |
Hyaluderm® |
Hylaform® |
Hyal-System® |
Hylaform Plus® |
Juvederm 18,24,30® |
Soft® |
Matridur® |
Restylane® |
Matridex® |
Perlane® |
Rofilan® |
Viscontour® |
Reviderm Intra® |
Ac-Hyal® |
Hyacell® |
Hyal 2000 Injection |
Macrolane® |
|
Mac Dermol® |
|
Tab. 3 Resorbierbare injizierbare Füllmaterialien
Weitere resorbierbare injizierbare Füllmaterialien |
Profill® |
Hyruan Injection® |
Hyaldex® |
Juvederm 18,24 |
New Fill® |
Reviderm® |
Bioinblue™ |
Radiance® |
Bioinblue ”Lightline“ |
Matridur® |
Fascian® |
Matridex® |
Autologus fat |
Hylan SeS® |
Plasmagel |
Fibroquel® |
|
Tab. 4 Synthetische nicht-resorbierbare Füllmaterialien
Synthetische nicht resorbierbare injizierbare Füllmaterialien |
Medical grade silicone |
Aquamid® |
PMS 350® |
MetaCril® |
Bioplastique® |
Bio-Alcamid® |
Artecoll® |
Evolution® |
DermaLive® |
Arteplast® |
DermaDeep® |
Biocell Ultravital® |
Outline® |
Radiance® |
Argiform® |
Bioformacryl® |
Metrex® |
Rhegecoll® |
|
Tab. 5 Resorbierbare Festimplantate
Resorbierbare Festimplantate |
|
AlloDerm® |
Tutoplast® |
|
Tab. 6 Nicht resorbierbare Festimplantate
Nicht resorbierbare Festimplantate |
|
Fil d’or® |
Soft Form® |
Gore Tex® |
Advanta® |
Aptos® |
Medpore® |
|
Das weltweit am häufigsten verwendete Füllmaterial ist zur Zeit telopeptidarmes, hochgereinigtes,
pepsinlösliches 35 mg/ml bovines Kollagen, das seit den frühen 70er-Jahren an der
Stanford University, USA, entwickelt worden war und 1977 erstmals beim Menschen zur
Behandlung von Aknenarben, subkutaner Atrophie und Falten verwendet wurde mit 50 -
85 % Korrektur und mit einer Langzeitwirkung von 3 - 12 Monaten. Dieses im Juli 1981
als Zyderm I® auf den Markt gebrachte Collagen wird mit einer 30 gauge Kanüle für
die Behandlung vor allem von Falten verwendet. Hierbei muss, um eine mögliche Sensibilisierung
auszuschließen, ein Hauttest 4 Wochen vor der Behandlung erfolgen. 1983 veröffentlichte
Arnold Klein [6] nach 2œ Jahren klinischer Anwendung seine Erfahrungen mit mehr als 1000 Patienten.
Er propagierte die Überkorrektur des zu korrigierenden Defektes, Injektion in die
Dermis und die serielle Mikropunktur-Technik. Es folgten 1983 Zyderm II® mit 65 mg/ml
bovinem Collagen und Zyplast® mit Glutaraldehyd vernetzt, das den Abbau des Kollagens
im Gewebe verlangsamen sollte. Bis Mitte der 90er-Jahre hat Collagen als Füllmaterial
den Markt in Deutschland beherrscht.
Nach der Markteinführung von Collagen folgte 1984 ein weiteres Füllmaterial, Fibrel®,
ein lyophilisiertes Gelatine-Matrix-Implant aus Schweinehaut gewonnen mit Epsilon-Aminocapronsäure
versetzt und mit patienteneigenem Serum gemischt. Millican [9] hat 1987 eine multizentrische Studie über die klinische Anwendung von Fibrel veröffentlicht.
Nach der Genehmigung durch das FDA für Narben 1988 und für Falten 1990 war das nebenwirkungsarme
Präparat mit einer das bovine Collagen übertreffenden Langzeitwirkung auch in Deutschland
erhältlich, ist aber seit Mitte der 90er-Jahre vom deutschen Markt verschwunden.
Seit 1996 sind quervernetzte Hyaluronsäurepräparate für den Vertrieb zur Faltenbehandlung
in Europa zugelassen. Hyaluronsäure ist ein Polysaccharid und ist bei allen Spezies
und Gewebetypen identisch. Es zeichnet sich durch eine hohe Wasserbindungskapazität
aus. Hyaluronsäurepräparate haben den Vorteil, dass kein Test vor der Behandlung durchgeführt
werden muss wegen der fehlenden Antigenität. Es kann sofort mit der Behandlung begonnen
werden. Maßgeschneiderte Moleküle ermöglichen die Anwendung in den verschiedenen Gesichtsarealen
entsprechend der Dermisdicke und der Faltentiefe. Die handelsüblichen Hyaluronsäurepräparate
haben sich in den letzten 2 Jahren vervielfacht. Derzeit sind ca. 20 verschiedene
Hyaluronsäurepräparate (Tab. [2]) auf dem deutschen Markt, die sich aufgrund ihrer biologischen Herkunft unterscheiden,
indem sie aus Hahnenkämmen oder aus Bakterienkulturen gewonnen werden.
Die Erfahrung von fast 10 Jahren hat gezeigt, dass die Langzeitwirkung ungefähr derjenigen
entspricht, die mit Collagenpräparaten erreicht werden kann. Ein neuerer Trend seit
2001 ist die großflächige Einspritzung der Haut mit nicht quervernetzter, nativer
Hyaluronsäure zur Behandlung am Hals, Decolleté und Handrücken, wobei durch fächerförmige
Injektion in die obere Dermis Turgor und Elastizität der Haut erhöht werden, und sie
somit ein frischeres und strafferes Aussehen erhält.
1999 wurde kristalline Polymilchsäure eingeführt, ein synthetisch hergestelltes Polymer,
das bioresorbierbar und -abbaubar ist. Es liegt in dem Präparat NewFill® als Lyophilisat
vor und bedarf keines Allergietests. NewFill eignet sich nicht nur zur Korrektur von
Falten und Narben, sondern auch zur Volumenauffüllung und Gesichtskonturierung. Es
führt durch Neubildung von Kollagenfasern zu einem Aufbau des Bindegewebes. Wie bei
allen Bio-Fillern muss die Behandlung in gewissen Abständen wiederholt werden, um
bessere Langzeitergebnisse zu erzielen. Zu Beginn der Markteinführung häuften sich
Berichte über auftretende Knötchen, die nach einer höheren Verdünnung des Materials
vor der Injektion mit Aqua dest. jetzt nur noch sporadisch auftreten. Die mit NewFill
erhaltenen Resultate scheinen über 10 bis 20 Monate zu halten.
Nach den wegweisenden Arbeiten von Fischer und Fischer 1977 [4] gleichzeitig mit Illouz begann Ende der 70er-Jahre das moderne Zeitalter der Eigenfetttransplantation.
Fournier modifizierte die Technik und führte die Mikrolipoinjektion ein für die Behandlung
von Gewebsdefekten und Falten. [5.] Als weiterer Vorreiter in der Methode des Lipofillings
gelten Coleman und Amar, die multiple Fettgrafts in Muskel und Subkutis propagierten
und damit bessere Langzeitergebnisse erzielten.
Die Methoden für Fettabsaugung zur Entfernung unerwünschten subkutanen Fettgewebes
wurden seit 1990 zunehmend verfeinert durch Verringerung des Kanülendurchmessers und
durch Austausch der spitzen Kanülenenden durch stumpfe. Heute wird vorwiegend mit
Vibrationskanülen gearbeitet (Vibraliposuktion), die das Subkutangewebe geringer traumatisieren.
Der revolutionäre Durchbruch kam, als Klein 1987 die Tumeszenslokalanästhesie [7] beschrieb, die heute mit elektrischen Pumpen durchgeführt wird, wobei Lidocain durch
Prilocain ausgetauscht wurde [11]. Seitdem gilt die Fettabsaugung, die inzwischen mit speziellen Saugern und Auffangbehältern
durchgeführt wird, als risikoarme Methode.
Als weiteres autologes Füllmaterial wird Plasmagel [8] seit Beginn 2000 zunehmend als sichere und billigere Alternative zur Gewebeauffüllung
verwendet. Das vom Patienten gewonnene Plasma wird durch ein einfaches Erwärmungsverfahren
geliert und unter die Falte gespritzt. Langzeitresultate stehen derzeit noch aus.
Artecoll® gelangte 1992 als eines der ersten synthetischen, nichtabbaubaren Füllmaterialien
zur Gewebeaugmentation auf den deutschen Markt. Es enthält bovines Collagen mit 30
- 40 μm Mikrosphären aus Polymethylmethacrylat (PMMA), die nicht phagozytiert werden
können und somit ein besseres Langzeitergebnis bei der Faltenbehandlung bringen. Bei
der Anwendung von synthetischen injizierbaren Füllmaterialien wird jedoch die Beherrschung
einer speziellen Injektionstechnik vorausgesetzt, um die seltenen Nebenwirkungen von
Fremdkörpergranulomen zu minimieren. Seit 1999 ist ein weiterer synthetischer Filler
als Dermalive® und Dermadeep® im Handel, der aus Acrylhydrogelmikrosphären besteht
mit Hyaluronsäure als Vehikel. Dermalive hat den Vorteilt, dass es durch sehr feine
30 gauge Kanülen injiziert werden und sich so besser im Gewebe verteilen kann (Abb.
[1] u. [2]).
Abb. 1 Lippenkonturierung mit Dermalive®. a vorher.
b 2 Jahre nach der Injektion mit Dermalive®.
Abb. 2 Ergebnis nach Wire Scalpel-Behandlung (rechts).
Festimplantate zur Gewebeaugmentation
Festimplantate zur Gewebeaugmentation
Die ePTFE (expanded PolyTetraFluorEthylene), weiche Festimplantate eines Polymers
zur Gewebeaugmentation unter dem Namen Goretex® und Gore Sam® sind schon seit den
70er-Jahren bekannt [16] und werden zunehmend zur Korrektur von Nasolabialfalten und zur Lippenaugmentation
verwendet. Das Material besteht aus verwobenen, multiaxialen Fibrillen, ist inert
und biokompatibel mit minimaler Gewebsreaktion. Die poröse Oberflächenstruktur erleichtert
Zell- und Gefäßeinsprossung und hat den Vorteil, dass es bei Unverträglichkeit im
Gegensatz zu injizierbaren Materialien problemlos entfernt werden kann.
2003 wurde die Gewebeintegration durch eine veränderte duale architektonische Struktur
und Porosität des Materials (Advanta®) verbessert.
Gegen Ende der 90er Jahre zeichnete sich ab, wie die minimal-invasiven Methoden immer
differenzierter eingesetzt wurden. Zum Anheben ptotischer Strukturen im präaurikulären,
mandibulären und submandibulären Bereich hatte Sulamanidze Polypropylenfäden entwickelt,
die mit konvergenten Haken versehen waren (Aptos®-Fäden) [14], die subkutan in bestimmten Traktionslinien eingeführt werden. Bei jüngeren Patienten
und in ausgesuchten Fällen konnte ein guter Liftingeffekt erreicht werden, die Aptos-Fäden
können jedoch ein operatives Lift nicht ersetzen. Vom gleichen Autor wurde 1999 das
„Wire Scalpel” beschrieben, ein Stahlfaden, mit dessen Hilfe Falten und Narben unterminiert
werden und somit Fibrosierungen und in die Haut inserierende Muskelfasern durchtrennt
werden können (Abb. [2])
Abb. 3 Botulinum Toxin: vor und nach Behandlung.
Botulinum Toxin in der ästhetischen Dermatologie
Botulinum Toxin in der ästhetischen Dermatologie
Den wohl spektakulärsten Boom einer ästhetischen Behandlungsmaßnahme konnte die Behandlung
von Gesichtsfalten mit Botulinum Toxin A verzeichnen, nachdem 1989 Carruthers und
Carruthers [2] die Behandlung von Botulinum Toxin A für die kosmetische Anwendung beschrieben hatten.
Botulinum Toxin A verhindert die Ausschüttung von Acetylcholin an der motorischen
Endplatte und somit die Impulsübertragung vom Nerv auf die Muskelfaser. Dieser Effekt
wird ausgenützt bei negativer Mimik mit Zornesfalten oder den hängenden Mundwinkeln,
um durch Entspannung der entsprechenden Gesichtsmuskeln einen positiven Gesichtsausdruck
zu erzielen und damit Falten zu glätten. Die selektive Lähmung der quergestreiften
Muskulatur ist nach 4 - 6 Monaten wieder reversibel (Abb. [3] u. [4]). Diese Methode zur Faltenglättung ist einfach in der Anwendung, effektiv und sicher.
In Deutschland zunächst nur zögerlich aufgenommen, verbreitete sich die Methode seit
Ende der 90er-Jahre sehr schnell und ist heute die am häufigsten angewandte Behandlungsmethode
zur Glättung von Glabella-, Stirn- und Lachfalten. Der Effekt von Botulinum Toxin
A, die Acetylcholinfreisetzung zu blockiern, wird auch zunehmend genutzt, um damit
die fokale Hyperhidrosis zu behandeln.
Abb. 4 Tiefes Chemical Peel vor und nach der Behandlung.
Methoden für Skin-Resurfacing: Chemical Peels und Laser
Methoden für Skin-Resurfacing: Chemical Peels und Laser
Bereits lange vor den 70er-Jahren waren verschiedene Peelsubstanzen bekannt, die die
Haut bis zu unterschiedlichen Tiefen abschälen können und dadurch eine Regeneration
von Epidermis und Dermis erreichen mit dem Ziel, Falten und Flecken zu entfernen.
Baker und Gordon [1] hatten bereits 1961 die Erneuerung der Haut und Faltenbehandlung mit einer phenolhaltigen
Lösung beschrieben, der Crotonöl, Septisol und Wasser beigemengt waren. Die Wirkung
reicht bis ins Stratum reticulare der Dermis und bewirkt eine Neosynthese von Kollagen-
und elastischen Fasern, wodurch das Volumen der Dermis wieder aufgebaut wird. Diese
Lösung wird noch heute am häufigsten für tiefe Peels verwendet.
Auch die Wirkung der Trichloressigsäure (TCA) in verschiedenen Konzentrationen auf
die Haut war schon lange bekannt. In den 80er-Jahren erlebten die Trichloressigsäurepeels
zur Faltenbehandlung und Behandlung UV-geschädigter Haut eine Renaissance, als Stegmann
[13] 1982 die Einwirktiefe von verschiedenen Peelsubstanzen anhand der nachfolgenden
histologischen Veränderungen beschrieb und damit den Grundstein zur wissenschaftlichen
Aufarbeitung der Chemical Peels legte. Die Einwirktiefe wurde kalkulierbarer. Seither
wurden auch Kombinationen von TCA mit anderen Lösungen, z. B. Jessners Lösung und
α-Hydroxysäuren, angewandt als sog. Kombinationspeels, um einerseits die Wirkung der
Trichloressigsäure zu verstärken und andererseits die möglichen Nebenwirkungen in
Form von Narben und verzögerter Wundheilung zu minimieren.
In den 70er-Jahren hatte Van Scott [15] mit den Arbeiten über die α-Hydroxysäuren begonnen, die den Anstoß gaben zum weltweiten
Erfolg der Glykolsäurepeels seit Mitte der 80er-Jahre. Da die meisten Patienten heute
keinen Arbeitsausfall nach einem Peeling zur Hautverjüngung hinnehmen möchten und
der Wunsch nach „sanften Methoden” größer geworden ist, haben sich die sog. „Lunch
Time Peels” durchgesetzt, die für oberflächliche Peels zur Verfügung stehen, und nach
deren Anwendung klinisch keine Zeichen einer Schälung sichtbar werden. Die Wirkung
ist abhängig von der verwendeten α-Hydroxysäure, der Konzentration, dem pH-Wert der
Lösung und der Verweildauer auf der Haut. Sie zeigt sich nach mehrmals wiederholter
Behandlung in einer verbesserten Hautstruktur, Reduzierung von Komedonen und in der
Aufhellung von Melasma. Das wachsende Interesse an den verschiedenen Peelmethoden
spiegelt sich wider in der zunehmenden Kommerzialisierung der Peellösungen (Tab. [7]), die früher nur vom Apotheker hergestellt wurden.
Tab. 7 Auswahl aus z. Zt. handelsüblichen Chemical Peels
Auswahl aus den z. Zt. handelsüblichen ca. 45 Peel-Präparaten (Stand Januar 2004) |
TCA Peels Perfect Peel TCA Blue Peel TCA 15 - 25 % TCA chelated 20 u. 30 % Easy TCA TCA Enzymatic TCA 15 %, 20 %, 25 % M. Y. Weekende-Peel Cosmic Peel Compositum Cold-Linked Gel |
TCA + Salicylsäure Dermasence Peel No 2 |
Phenol Peels Exoderm |
|
Laserbehandlungen
Laserbehandlungen
Mit der Faltenbehandlung durch Volumenauffüllung, mit der Behandlung der mimischen
Muskulatur durch Botulinum Toxin A und mit der Hautverjüngung durch Peellösung konnten
längst nicht alle Probleme im Bereich der kosmetischen Dermatologie gelöst werden.
Man versuchte, Lösungen für störende Gefäßzeichnungen und störenden Haarwuchs im Bereich
der Technologie zu finden.
Die Entwicklung der modernen dermatologischen Lasertherapie ist Ausdruck des technologischen
Fortschritts innerhalb der gesamten Medizin. Seit 1960 sind Lasergeräte schon in der
Dermatologie bekannt, das Indikationsspektrum für Laseranwendungen hat sich aber erst
anfangs der 90er-Jahre drastisch erweitert [3]. Nun war es möglich mit gütegeschalteten Festkörperlasern Pigmente in der Haut narbenfrei
zu entfernen. Etwa zur gleichen Zeit wurden gepulste Farbstofflaser eingeführt, mit
deren Hilfe feine Kapillaren rückstandslos zerstört werden konnten. Damit konnten
Teleangiektasien im Gesicht wie an den Beinen behandelt werden. Ab 1994 konnte mit
Hilfe von Scannern, die den fokussierten Laserstrahl kontinuierlich über eine Fläche
führen, mit konventionellen CO2 Lasern die Haut flächig abgetragen werden. Parallel dazu wurde die Entwicklung der
gepulsten CO2 Laser vorangetrieben. Diese technologischen Erneuerungen waren die Voraussetzung
für ein großflächiges Skin-Resurfacing, mit dem auch heute noch Falten- und Narbenbehandlungen
durchgeführt werden. Nun ging es Schlag auf Schlag in der weiteren technologischen
Entwicklung. Es wurden Blitzlampen (Intense pulsed light sources, IPL) zunächst zur
Koagulation von erweiterten Gefäßen entwickelt. 1995 kam der Durchbruch mit dem Photoderm,
der zweiten Gerätegeneration dieser Blitzlampen. Dies löste auch die Entwicklung von
Lasergeräten der IPL-Technologie zur Epilation aus. Die Entwicklung der ebenfalls
abtragenden gepulsten Er:YAG-Laser erfolgte parallel zu der von gepulsten CO2-Lasern mit geringerer Nebenwirkungsrate, da die Abtragung in einem oberen Niveau
der Haut erfolgt.
Ende der 90er-Jahre wurde nach der ersten Generation der IPL-Geräte ein effizientes
Gerät entwickelt, der Diodenlaser, der heute zum Standard für die Haarentfernung gehört.
Als neueste Entwicklung sind seit 2001 die Excimer-Laser anzusehen mit der Indikation
zur Psoriasisbehandlung. Zur Zeit ist noch nicht abzusehen, inwieweit diese Technik
auch ihren Platz bei Behandlungen im Bereich der kosmetischen Dermatologie finden
wird.
Rückblick und Perspektiven
Rückblick und Perspektiven
Lässt man die letzten 30 Jahre der kosmetischen Dermatologie Revue passieren, fällt
auf, dass in der Dekade der 70er-Jahre zwar die Forschung intensiv auf allen Gebieten
vorangetrieben wurde, der Niederschlag dieser Forschungen als Umsetzung im Bereich
der klinischen Anwendung sich aber frühestens zu Beginn der 80er-Jahre bei den Füllmaterialien
und der Lasertechnologie manifestiert. Ab Beginn der-90er Jahre ist die Entwicklung
von immer neuen Technologien im Bereich der Lasergeräte nicht mehr zu bremsen. Dies
gilt ebenso für die Füllmaterialien zur Gewebeaugmentation mit einer heute nicht mehr
überschaubaren Menge an unterschiedlichen Substanzen. Als komplett neuer Behandlungsansatz
bei der Faltenbehandlung in dem Jahrzehnt der neunziger Jahre gilt die Behandlung
mit Botulinum Toxin A.
Manche bezweifeln, ob die fulminante Entwicklung von neuen Behandlungsmodalitäten
der letzten 10 Jahre im Bereich der kosmetischen Dermatologie wissenschaftlichen Ansprüchen
genügt. Orfanos spricht sogar von einer Spaltung und dem Auseinanderklaffen von klinischer
und kosmetischer Dermatologie [10]. Die Ausweitung der kosmetischen Dermatologie durch die gesellschaftlichen Veränderungen
zu Beginn des 21. Jahrhunderts erfordert dringend eine wissenschaftliche Auseinandersetzung
mit diesem Teilgebiet der Dermatologie, um zu verhindern, dass eine Beschäftigung
mit der kosmetischen Dermatologie als ein Abrutschen auf eine Ebene jenseits ärztlicher
Ethik interpretiert wird.