Ji P, Diederichs S, Wang W, Böing S, Metzger R, Schneider PM, Tidow N, Brandt B, Buerger
H, Bulk E, Thomas M, Berdel WE, Serve H, Müller-Tidow C. MALAT-1, a novel non-coding
RNA, and Thymosin beta4 predict metastasis and survival in early-stage non-small cell
lung cancer. Oncogene 2003; 22: 8031 - 8041.
Abb. 0 Priv.-Doz. Dr. med. Carsten Müller-Tidow
Herr Priv.-Doz. Dr. med. Carsten Müller-Tidow arbeitet als Heisenberg-Stipendiat und
Oberarzt an der Medizinischen Klinik A, Hämatologie und Onkologie, des UKM Münster
(Direktor: Prof. Dr. med. W. E. Berdel). Herr Dr. Müller-Tidow leitet gemeinsam mit
Herrn Prof. Dr. Serve das Labor für molekulare Hämatologie und Onkologie. Die Arbeitsgruppe
beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Metastasierung beim nicht-kleinzelligen
Bronchialkarzinom und mit der Pathogenese der Akuten Myeloischen Leukämie (Abb. [0]).
Die ausgezeichnete Arbeit beschäftigt sich mit den Mechanismen der Metastasierung
bei NSCLC. Die besten Aussichten auf eine Heilung dieser Erkrankung haben Patienten
in einem frühen Stadium der Erkrankung (Stadium I und II), wenn der Tumor durch eine
Operation vollständig entfernt werden kann und keine mediastinalen Lymphknoten zum
Zeitpunkt der Operation bestehen. In einem solchen frühen Stadium wird ungefähr die
Hälfte der Patienten durch eine Operation geheilt. Daher werden derzeit Früherkennungs-Studien
durchgeführt, um Patienten bereits in frühen Stadien der Erkrankung zu diagnostizieren
und zu behandeln. Ein großes Problem dieser Studien ist die Unklarheit, ob die Prognose
der Patienten durch ein „Screening” verbessert werden kann. Zum einen können auch
sehr kleine Tumoren zu Fernmetastasen führen, zum anderen ist es bisher nicht klar,
welche Patienten von einer adjuvanten Chemotherapie profitieren. Die Identifikation
der Patienten, die eine weitere Therapie nach der Operation benötigen (also Patienten,
die eine hohes Risiko der Metastasierung aufweisen) ist von großer Bedeutung, da viele
Studien bisher keinen oder nur einen geringen Überlebensvorteil zeigen konnten, wenn
unselektiv alle Patienten in Stadium I und II adjuvant behandelt wurden Dies zeigt,
wie wichtig es ist, für diese häufige Tumorerkrankung geeignete Parameter zur Prognosevorhersage
zu finden und neue, gezielte Therapiemöglichkeiten zu entwickeln.
Mittels einer genomweiten Methode (der subtraktiven Hybridisierung) wurden in dieser
Untersuchung spezifische Unterschiede der Genexpression zwischen metastasierenden
und nicht-metastasierenden NSCLC-Primärtumore analysiert. Hierzu wurden RNA-Proben
von vier Adenokarzinomen, die später metastasiert hatten, gepoolt und mit fünf gepoolten
Adenokarzinomen, die später nicht metastasiert hatten, verglichen. Hierbei wurden
alle RNA-Sequenzen, die in beiden Pools gleichstark exprimiert wurden, herausgefiltert.
RNA-Sequenzen, die in den metastasierenden Adenokarzinomen höher exprimiert waren,
wurden amplifiziert und schließlich in ein Plasmid kloniert, das sequenziert wurde
(Abb. [1]).
Abb. 1 Identifikation Metastasierungs-assoziierter Gene mittels Subtraktiver Hybridisierung.
Dabei war es nicht das primäre Ziel, funktionelle Zusammenhänge zu finden, sondern
Gene zu identifizieren, deren Quantifizierung eine Prognoseabschätzung des individuellen
Patienten ermöglicht. Die Ergebnisse der subtraktiven Hybridisierung von Adenokarzinomen
im Stadium I mit und ohne nachfolgende Metastasierung zeigten, dass tatsächlich Metastasierungs-spezifische
Gene identifiziert werden können. In weiteren Untersuchungen zeigte sich, dass ein
Teil dieser Gene auch prognostische Bedeutung für Patienten mit NSCLC in frühen Stadien
aufweist. Am häufigsten wurde ein bisher unbekanntes Gen gefunden, das MALAT1 (Metastasis
Associated in Lung Adenocarcinoma Transcript 1) genannt wurde. Dieses MALAT-1 Transkript
ist eine mehr als 8 kb große RNA, die von der chromosomalen Region 11q13 exprimiert
wird und in zwei Splice-Varianten vorkommt (Genbank Accession Nummern: BK001418 und
BK001411). MALAT-1 kodiert nicht für ein Protein, allerdings wird MALAT-1 in vielen
Geweben exprimiert. Interessanterweise ist die Prognose von Patienten, die hohe Konzentrationen
an MALAT-1 aufweisen, deutlich schlechter als die Prognose von Patienten mit niedrigen
MALAT-1 Konzentrationen. Die Identifikation von MALAT-1 ist ein gutes Beispiel für
die Vorteile von Screening-Untersuchungen, die nicht wie Microarray-Untersuchungen
auf bereits bekannten Genen basieren.
Diese Untersuchungen tragen zum besseren Verständnis der Metastasierung beim NSCLC
bei - und ermöglichen die Etablierung neuer prognostischer Parameter. Dies ist eine
wichtige Voraussetzung, um bei Tumoren in frühen Stadien mit gleicher Histologie,
Grading, etc. Aussagen über das Risiko des Patienten für eine Metastasierung gewinnen
zu können.