Problem
Beim retropubischen Zugang bei radikaler Prostatektomie oder Zystektomie kann die
Sicht auf den Prostataapex und den prostatourethralen Übergang gelegentlich durch
einen so genannten "Symphysensporn" behindert sein. Dieser kann die Darstellung und
Ligatur des dorsalen Venenplexus, die saubere Präparation des Apex und der neurovaskulären
Bündel sowie die sichere Schonung des Sphinkter externus sehr erschweren. Bei dem
Symphysensporn handelt es sich um einen teils kartilaginären Osteophyten. Ein solcher
fand sich im eigenen Patientengut in 5,5% der Fälle.
Diesen Symphysensporn kann man mit verschiedenen Techniken abtragen. Marshall publizierte
1997 die Symphysenspornresektion mit dem 30-Grad-Osteotom (J. Urol. 157, 1997) (Abb. [1]).
Mögliche Gefahren sind hierbei scharfe Knochenkanten und Verletzung des dorsalen Venenplexus.
Wir ziehen die Exzision bzw. Koagulation des Symphysenspornes mit einem Elektrokauter
vor, wie sie im Folgenden beschrieben wird. Die Resektion dauert ca. 50 Sekunden und
war in allen hier durchgeführten Fällen komplikationslos. In der Nachsorge von 18
eigenen Patienten zeigten sich bei einem mittleren Follow-up von 18 Monaten keine
Spätkomplikationen.
Abb. 1 Abtragung eines Symphysenspornes mit dem Knochenmeißel nach Marshal (1997).
Schritt 1
Nach Entfetten der Prostata und Darstellung der endopelvinen Faszie wird der störende
Symphysensporn dargestellt (Abb. [2]). Der Elektrokauter wird mit einem Verlängerungsstück ausgerüstet.
Abb. 2 Darstellung des Symphysensporns.
Schritt 2
Mit Schneidstrom (130 Watt) wird nun der Sporn vorsichtig unter Sicht reseziert, entstehender
Rauch wird mit einem direkt daneben platzierten Sauger abgesaugt (Abb. [3] und [4]) Mit einer chirurgischen Pinzette kann der schon gelöste Teil des Spornes gehalten
werden, während der Rest "ab"-reseziert wird. Wenn versehentlich scharfe Knochenkanten
entstehen, kann man diese abrunden entweder durch nochmalige Resektion oder alternativ
durch Vaporisation, (was bei kleineren Kanten problemlos möglich ist).
Abb. 3 und 4 Abtragen mit dem Elektrokauter.
Schritt 3
Entstehende Blutungen aus der Symphyse werden mit Koagulationsstrom versorgt, was
in unserem Patientengut in allen Fällen ausreichte, es entsteht hierbei eine "saubere"
Abtragungsstelle (Abb. [5]). Applikation von Knochenwachs zur Blutstillung war in keinem unserer Fälle nötig.
Wundbett nach Abtragung.
D.A. Lazica, B. Ubrig, S. Roth, Wuppertal