Problematik
Problematik
Die laparoskopische Chirurgie der Niere und Nebenniere hat sich in den vergangenen
Jahren etabliert. Sie wird in zahlreichen urologischen Hauptabteilungen zunehmend
zu einem Standardverfahren und von einer weiteren Verbreitung in den nächsten Jahren
ist auszugehen. Im Einzelnen handelt es sich um die Nephrektomie, Nephroureterektomie,
Nierenteilresektion, Nierenbeckenplastik sowie die Nebennierenchirurgie. Im Folgenden
sind einige operative Techniken aufgeführt, die zur technischen Vereinfachung aber
auch zur besseren Wirtschaftlichkeit der Eingriffe beitragen.
Abb. 1 Unterbrechung der Nierenstielgefäße mit Verriegelungsclips vor Durchtrennung
(V: Nierenvene; A: Nierenarterie; VC: Vena cava).
Rad. Tumornephrektomie - Clipversorgung der Nierenvene
Rad. Tumornephrektomie - Clipversorgung der Nierenvene
Die Nierenarterie wird bei der Nephrektomie in der Regel mit hemostatischen Clips
versorgt. Die Nierenvene hingegen wird herkömmlicherweise mittels eines vaskularen
Staplers durchtrennt. Dieses Verfahren ist recht kostenaufwändig, zudem sind massive
Blutungskomplikationen durch Dysfunktion bzw. Fehlbedienung des Staplers beschrieben
worden. Der Verschluss der Nierenvene kann daher eine kostengünstige und sichere Alternative
darstellen, allerdings sind die Anforderungen an den verwendeten Clip sehr hoch und
es kommt sicherlich nicht jedes Modell für diese Anwendung infrage. Der Clip muss
nach Applikation sicher verriegeln, fest komprimieren und darf keinesfalls rutschen.
In der Regel kommen bei dieser Indikation zurzeit nichtresorbierbare Verriegelungsclips
aus PVC zur Anwendung (s. Abb. [1]). Damit sind bei der eigenen Anwendung in bisher 42 Fällen keine Komplikationen
aufgetreten.
Abb. 2 Bei großlumigen Nierenvenen kann (nach Unterbrechung der arteriellen Zufuhr)
der Durchmesser der Vene verschmälert werden. Danach ist in der Regel eine Clipversorgung
problemlos möglich. (V: Nierenvene).
Abb. 4 Nierenteilresektion in warmer Ischämie. Die Nierenarterie (A) ist ausgeklemmt.
Nierenvene (V) und Arterie (A) sind angezügelt, die Enden der Zügel perkutan ausgeleitet
und vor der Bauchdecke mit Moskitoklemmchen fixiert.
Abb. 5 Anfertigung eines Bergebeutels (hier aus der Verpackung einer konventionellen
Silikondrainage; A). Je nach benötigter Größe kann die Einkürzung der Länge zur Vereinfachung
des Handlings sinnvoll sein (B). In die Ecken des Beutels und an die gegenüberliegenden
Seiten der Öffnung werden kräftige kurze Haltefäden genäht (z.B. Ethibond Stärke 0).
Diese erleichtern das Handling im Bauchraum erheblich (C). Dann wird der Beutel in
Längsrichtung eingefaltet und in eine Reduzierhülse gezogen (Fäden nach innen; D).
Verschmälerung der Nierenvene durch eine Ligatur
Verschmälerung der Nierenvene durch eine Ligatur
In der Regel wird die Nierenvene selbstverständlich erst nach Unterbrechung sämtlicher
arterieller Zuflüsse geclipt. Daraufhin vermindert sich der Turgor in der Nierenvene
und gelegentlich kollabiert sie. In manchen Fällen bleibt infolge des venösen Backflows
von der V. cava der Umfang der Nierenvene aber zu groß für eine unmittelbare Versorgung
auch mit einem großen Clip. Durch eine intrakorporal geknotete Ligatur kann der venöse
Backflow in die Nierenvene unterbrochen werden und die Nierenvene verschmälert werden.
Danach ist die sichere Versorgung mit den o.g. Clips möglich (s. Abb. [2]).
Behçet-Instrument zur perkutanen Ausleitung z.B. von Gefäßzügeln
Behçet-Instrument zur perkutanen Ausleitung z.B. von Gefäßzügeln
Bei Nierenteilresektionen, aber gelegentlich auch bei Nephrektomien kann das Anzüge
der Nierenstielgefäße sinnvoll sein. Der Zügel wird im Situs abgeworfen und mit einem
Overholt um das betreffende Gefäß geschlungen. Eine hervorragende Hilfe, um die beiden
Enden des Zügels dann perkutan auszuleiten, bietet das hier abgebildete Instrument
(z.B. Fa. Storz, Fa. Aesculap). Durch eine kleine Stichinzision oder je nach Befund
auch durch eine Trokarinzision (am Trokar vorbei) wird das Instrument unter laparoskopischer
Kontrolle von außen perkutan in die Bauchhöhle gestochen. Zunächst wird ein Zügelende
damit gefasst und nach außen gezogen. Dann wird das Instrument erneut an gleicher
Stelle eingestochen und das zweite Ende des Zügels gefasst und ebenfalls vor die Bauchdecke
gebracht. Die Zügelenden werden dann mit einem Moskitoklemmchen fixiert.
"Do it yourself"-Bergebeutel
"Do it yourself"-Bergebeutel
Beutelsysteme zur Bergung von Präparaten werden von verschiedenen Herstellern und
in zahlreichen Größen als Einmalinstrumentarium angeboten. Das Handling ist in der
Regel sehr komfortabel, die Einmalinstrumente sind allerdings recht kostenintensiv.
Falls kein Einmalinstrument zur Hand ist oder bei geübtem Team und entsprechender
OP-Frequenz können jedoch auch die Verpackungsbeutel z.B. konventioneller Drainagen
verwendet werden. Diese sind de facto kostenlos. Bei Tumornephrektomien sind selbstverständlich
große Beutel erforderlich. Diese können intrakorporal schwierig zu manipulieren sein.
Eine vorherige Anbringung von Fäden in den Ecken und an den gegenüberliegenden Seiten
der Öffnung ist nach unserer Erfahrung sehr hilfreich.
Dr. Burkhard Ubrig, Prof. Stephan Roth
HELIOS Klinikum Wuppertal
Lehrstuhl für Urologie der Universität
Witten/Herdecke