Der Klinikarzt 2004; 33(10): XV
DOI: 10.1055/s-2004-835339
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Kognitive Dysfunktion - Schon bei kleinen zerebralen Blutungen

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Publication Date:
22 October 2004 (online)

 
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    Quelle: Werring DJ, Frazer DW, Coward LJ et al. Cognitive dysfunction in patients with cerebral microbleeds on T2*-weighted gradient echo MRI. Brain 2004; 127 (Pt 10): 2265-2275

    Thema: Chronische Mikroblutungen sind beispielsweise ein unabhängiger Risikofaktor für neu auftretende intrazerebrale Blutungen, sie können aber auch als Ausschlusskriterium für eine intravenöse Thrombolyse bei akuten ischämischen Schlaganfällen dienen. Bislang sind die spezifischen neurologischen Wirkungen solcher kleinster Blutungen jedoch nicht klar, gängige Meinung ist, dass sie klinisch unauffällig verlaufen. Da sie jedoch in den verschiedensten Hirnregionen auftreten können und histologisch nachweisbare Gewebeschädigungen verursachen, haben jetzt Londoner Neurologen geprüft, ob schon Mikroblutungen kognitive Dysfunktionen verursachen können.

    Projekt: In ihrer Studie untersuchten die Neurologen 55 Patienten, die entweder mit Verdacht auf einen Schlaganfall oder eine transiente ischämische Attacke eingeliefert wurden. Knapp die Hälfte dieser Patienten - nämlich 25 - wiesen in einer T2*-gewichteten Magnetresonanztomografie kleinste zerebrale Blutungen auf, bei den 30 Patienten der Kontrollgruppe waren keine solchen Mikroblutungen detektiert worden. Beide Gruppen waren bezüglich Alter, Geschlecht, IQ, Schlaganfalltyp und -lokalisation vergleichbar.

    Ergebnis: Die Forscher fanden eine beachtliche Differenz bezüglich der kognitiven Funktion zwischen beiden Studiengruppen: Demnach zeigten etwa 60% der Patienten mit Mikroblutungen kognitive Einschränkungen, jedoch waren nur knapp ein Drittel der Patienten ohne Mikroblutungen davon betroffen. Besonders risikoreich ist es laut den Untersuchungsergebnissen, wenn die Blutungen in der Frontalregion oder den Basalganglien des Gehirns auftreten.

    Fazit: Damit, so glauben die Autoren, ist der Beleg erbracht, dass bereits kleinste Blutungen kognitive Dysfunktionen verursachen können - unabhängig vom Ausmaß der Veränderungen in der weißen Substanz, dem Ursprungsort der Ischämie oder ob bereits ein ischämischer Schlaganfall vorliegt oder nicht. Sie erwarten zudem, dass sich ihr Ergebnis auf die Diagnostik und die Therapie (z.B. auch auf den adäquaten Einsatz von Antihypertensiva oder Plättchenaggregationshemmern) von Schlaganfallpatienten auswirken wird.

    Key Words: zerebrale Mikroblutungen - kognitive Einschränkungen - Schlaganfall - transiente ischämische Attacke (TIA)