Der Klinikarzt 2004; 33(11): VI
DOI: 10.1055/s-2004-836978
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Mammakarzinom - Multimodale Therapiekonzepte verbessern Prognose und Lebensqualität

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Publication Date:
02 December 2004 (online)

 
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Prognose und Lebensqualität von Frauen mit Brustkrebs haben sich in den vergangenen Jahren Schritt für Schritt verbessert. Dafür zeichnen neben den Fortschritten in der Früherkennung und der Nachsorge vor allem bessere adjuvante Therapiestrategien und innovative Medikamente verantwortlich, erklärte Prof. I. Diel, Mannheim. Rund 60000 Frauen erkranken hier zu Lande jedes Jahr an Brustkrebs. Drei Viertel dieser Patientinnen können nach Einschätzung Diels heute geheilt werden. Selbst für Frauen mit metastasiertem Mammakarzinom, die derzeit als nicht heilbar gelten, steht mittlerweile eine ganze Palette gut wirksamer Therapieoptionen zur Verfügung. Antikörpertherapie, Aromatasehemmer, orale Chemotherapie, Bisphosphonate oder Erythropoetin sind Therapiebausteine, die in der Summe dazu beitragen, die Lebensdauer der Betroffenen zu verlängern und ihre Lebensqualität zu erhöhen.

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Selektiver Angriff statt "Schrotschusstechnik"

Die Antikörpertherapie hat die Behandlung von Brustkrebspatientinnen inzwischen entscheidend bereichert. Im Unterschied zur traditionellen Chemotherapie setzt diese Behandlung weniger auf eine Schrotschusstechnik, als auf den zielgerichteten Angriff am Tumor. Monoklonale Antikörper wie Trastuzumab (Herceptin®) binden selektiv an das HER2-Onkoprotein und blockieren so die an der Tumorzellteilung maßgeblich beteiligten HER2-Rezeptoren. So ist es möglich, die Kinetik der Tumorerkrankung zu beeinflussen.

Patientinnen mit fortgeschrittenem HER2-positiven Mammakarzinom, die mit Trastuzumab in Kombination mit Docetaxel behandelt worden waren, hatten einen neunmonatigen Überlebensvorteil gegenüber den allein mit Docetaxel behandelten Patientinnen, so die Ergebnisse einer klinischen Studie, die PD K. Friedrichs, Hamburg, vorstellte. Das Maximum an Wirkung lässt sich dabei durch den frühzeitigen Einsatz von Trastuzumab erreichen. Als weiteres Plus hob Friedrichs die vergleichsweise gute Verträglichkeit der Antikörpertherapie hervor.

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Bisphosphonate senken die Mortalität und beugen Knochenfrakturen vor

Einen viel versprechenden adjuvanten Therapieansatz sieht Diel im Einsatz von Bisphosphonaten. "Das, was wir in dieser Phase nicht erreicht haben, können wir später, wenn die Metastasen da sind, nie wieder nachholen", davon ist der Gynäko-Onkologe, der federführend an einer Studie zur Metastasenprophylaxe mit Clodronat beteiligt war, überzeugt. Bei den über zwei Jahre hinweg mit Clodronat behandelten Patientinnen reduzierten sich die Fernmetastasen im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant. Zudem sank unter Clodronat die Gesamtmortalität - ein Effekt, der auch zehn Jahre nach dem Eingriff erhalten blieb. Dass durch die postoperative Gabe von Bisphosphonaten auch langfristig eine Mortalitätsreduktion zu erzielen ist, hat auch eine große plazebokontrollierte Doppelblindstudie von Powles et al. bestätigt.

Auch wenn es um eine Behandlung von Knochenkomplikationen infolge von Brustkrebs-Metastasen geht, haben sich Bisphosphonate in diversen Studien als effektiv und sicher erwiesen. Bisphosphonate wie Ibandronat (Bondronat®), das oral und parenteral appliziert werden kann, wirken dem tumorbedingten forcierten Knochenabbau entgegen und tragen zur Stabilisierung der betroffenen Areale bei. Weniger Knochenbrüche und Knochenschmerzen sind die Folge. Die Patientinnen kommen mit weniger Strahlentherapiesitzungen, weniger stabilisierenden Operationen und nicht zuletzt mit weniger Schmerzmitteln aus.

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Bessere Ansprechraten unter Erythropoetin?

Ein weiterer Therapiebaustein, mit dem sich die Lebensqualität von Brustkrebspatientinnen verbessern lässt, ist gentechnisch hergestelltes Epoetin beta (NeoRecormon®). Etwa jede zweite Brustkrebspatientin leidet während oder nach der Therapie unter einer tumor- bzw. therapiebedingten Anämie, die sich als Zustand chronischer Erschöpfung manifestiert. Die wenigsten dieser Patientinnen werden adäquat behandelt.

Epoetin beta kann - so das Fazit einer Studie von Boogaerts et al. aus dem Jahr 2003 - bei Patientinnen mit soliden und lymphatischen Tumoren den Hämoglobinwert signifikant erhöhen und den Bedarf an Erythrozyten-Konzentraten um 43% senken. Den Patientinnen bleiben auf diese Weise etliche erneute Krankenhausaufenthalte erspart. Ob Erythropoetin auch das Therapieansprechen und das Überleben beeinflusst, wird derzeit in laufenden Studien untersucht.

urm

Quelle: Pressegespräch "Mammakarzinom - Lebenszeit verlängern, Lebensqualität erhalten", Veranstalter: Hoffmann-La Roche AG, Grenzach-Wyhlen

 
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