ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2004; 113(12): 543
DOI: 10.1055/s-2004-862490
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Schwere Kost

Cornelia Gins
Further Information

Publication History

Publication Date:
18 January 2005 (online)

Die letzten Wochen bis zu den Weihnachtstagen sind wie jedes Jahr dicht gedrängt. Nicht nur die Jagd nach den Geschenken für die Lieben, sondern auch der Besuch von Veranstaltungen zu neuen bürokratischen Regelwerken, die gewohnheitsgemäß ganz knapp in die letzen Wochen bis zum Jahreswechsel gedrängt werden, lassen die Zeit rar werden. So startete die Zahnärztekammer Berlin Ende November mit dem ersten Aktualisierungskurs zum Erwerb der Fachkunde im Strahlenschutz für die Examensjahrgänge 1973-1987. Nach dem neuen Paragraphen RöV § 18 a sind wir verpflichtet, diese Fachkunde alle 5 Jahre zu aktualisieren.

Die Änderung der RöV wurde erforderlich, da die europäische Richtlinie 97/43/EURATOM bis zum 13. Mai 2004 in nationales Recht, also in unserem Fall in deutsches Recht, umgesetzt werden musste. Die Richtlinie erforderte ebenfalls eine Überarbeitung der RöV an die novellierte Strahlenschutzverordnung. Ferner wurde die neue RöV in Einklang gebracht mit dem Medizinproduktegesetz, das den Betrieb von Medizinprodukten regelt. Die Medizinprodukte-Sicherheitsverordnung regelt Verfahren zur Erfassung, Bewertung und Abwehr von Risiken im Verkehr oder von im Betrieb befindlichen Medizinprodukten ... usw., usw. In quälenden 6 Stunden an einem trüben Samstag wurde also über Filmverarbeitung, Strahlenschutz, Gerätekunde, Dokumentation und die praxisrelevanten Änderungen der neuen RöV berichtet. In der Planung war wohl vorgesehen, diesen Aktualisierungskurs über 40 Stunden in kleinen Gruppen durchzuführen. Gottlob konnte das abgewendet werden. Für die Umsetzung der Verordnung sind nun die einzelnen Bundesländer zuständig. Die Kammer Berlin hatte wirklich das Beste aus dieser Situation gemacht. Die vortragenden Kollegen waren nicht zu beneiden um ihre Aufgabe, uns in diesen typisch deutschen Auswuchs gesetzlicher Regelwut einzuführen. Eine schriftliche Prüfung nach Multiple-Choice-Verfahren beendete die Veranstaltung. Was alle Teilnehmer als wichtigstes Essential mit nach Hause genommen haben, ist die Information, dass die Strahlenbelastung durch zahnärztliche Röntgenaufnahmen gerade mal 0,1 % der Gesamtstrahlenbelastung ausmacht. Und schon relativiert sich wieder alles. - Meine Güte, als wenn wir keine anderen Probleme hätten!

Die nächste Veranstaltung galt Anfang Dezember den neuen Festzuschüssen. Auch hier haben Sie sicher schon Ihre Erfahrungen gemacht. In knapp 2 Stunden knüppelte die KZV-Berlin durch die befundorientierten Richtlinien und hinterließ verständlicherweise viele fragende und auch ratlose Gesichter. Auf den ersten Blick erscheint zwar vieles recht logisch und irgendwie auch etwas einfacher - aber na ja, schauen wir mal. Die Berechnung von Regelversorgung, gleichartiger und andersartiger Versorgung wird den Praxisablauf zu Beginn des Jahres nicht gerade zügig gestalten.

Neben Karpfen und Gänsebraten war auch in dieser Vorweihnachtszeit wieder einiges an Scherverdaulichem dabei, das nicht nur die Hüfte, sondern auch den Kopf belastet.

Die Weihnachtstage werde ich auf einer schönen Nordsseeinsel nutzen, um diese schwere Kost von Wind und viel frischer Luft durch- und wegpusten zu lassen. Danach ist wieder Platz für das Wesentliche. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein harmonisches Weihnachtsfest, einen guten Start ins Neue Jahr und ebenfalls reichlich Gelegenheit zum Durchatmen.

Dr. med. dent. Cornelia Gins

    >