Nachruf

Dr. med. Hans Leers (1909-2005)

Einer der bedeutendsten deutschen homöopathischen Ärzte hat uns für immer verlassen. Dr. Leers war ein ganz und gar ungewöhnlicher Mensch von einer Art, die man heute kaum noch antrifft. Er war als geborener Berliner ein Preuße im allerbesten Sinne, wie ihn Herr Römer in seiner Laudatio zum 80. Geburtstag treffend charakterisiert hat: ehrlich, aufrecht, geradlinig, fleißig, idealistisch, der einmal als richtig erkannten Sache mit ganzer Seele hingegeben, dabei trotz großer Leistungen stets bescheiden und nach der Maxime lebend: mehr sein als scheinen.

Seine bedeutendste Leistung ist die Lochkartei nach dem Kent'schen Repertorium, die er um viele nützliche Beiträge bereichert hat. Damit wird die Repertorisation besonders für den Anfänger erheblich erleichtert. Zu Übungszwecken verschickte er jahrelang Rundbriefe mit eindrucksvollen Fällen zum Selbstkostenpreis, an denen man die Repertorisation mit der Lochkartei und dem Kent vortrefflich üben konnte. Auch eine Fallsammlung in Buchform ist von ihm erschienen.

Daneben war er auch noch im hohen Alter als Vorsitzender des Landesverbandes Hessen-Rheinland-Pfalz-Saar ehrenamtlich tätig und führte in seinem Arbeitskreis junge Ärzte in die Homöopathie ein.

Nach dem sehr schmerzlichen Verlust seiner Ehefrau fand er Trost in der fortgesetzten unermüdlichen Arbeit mit seinen Patienten, bei denen er zum Teil spektakuläre Heilungen erreichte. Trotz einer sehr schweren Erkrankung und einem schlimmen Unfall erholte er sich mit Hilfe der Homöopathie immer wieder und konnte seine Praxistätigkeit bald wieder aufnehmen. So war er noch bis kurz vor seinem 96. Geburtstag unermüdlich jeden Tag tätig. Dann überfiel ihn eine Infektion, der er ganz ähnlich wie Hahnemann in seinem Alter nicht mehr gewachsen war.

Herr Leers hat in seiner Person den höchst erfolgreichen Arzt mit dem stets forschenden Wissenschaftler und charakterlich vorbildlichen Menschen und Lehrer vereint. Das ist wirklich eine sehr seltene Kombination. Insofern wird er uns allen, besonders aber der Jugend immer ein Vorbild bleiben.

Karl-Heinz Gebhardt