Der Klinikarzt 2005; 34(3): VIII
DOI: 10.1055/s-2005-865157
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Medikamentenbeschichtete Stents - Deutschland ist Schlusslicht im internationalen Vergleich

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Publication Date:
18 April 2005 (online)

 
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In Deutschland wird immer häufiger kathetert: Im Jahr 2003 wurden insgesamt 652781 (Vorjahr n = 641973 + 1,68%) diagnostische Herzkatheteruntersuchungen und 221867 (Vorjahr: n = 208178 + 6,58%) Koronarinterventionen durchgeführt, bei 80% aller Koronarinterventionen wurde eine adjuvante Stent-Implantation vorgenommen. Dies ist im 20. Bericht über die Leistungszahlen der Herzkatheterlabore in der Bundesrepublik Deutschland zu lesen. Doch obwohl die Zahl der implantierten Stents mit Medikamentenbeschichtung ("drug eluting stents", DES) mit 317% eine besonders starke Steigerung erfahren hat, wurden 2003 medikamentenbeschichtete Stents nur in 4,1% der Fälle eingesetzt.

Auch bis zum vierten Quartal des letzten Jahres hat sich die Situation nur wenig geändert: Noch immer liegt Deutschland - übrigens der größte Markt für Stents in Europa - im Bezug auf die Penetrationsrate medikamentenbeschichteter Stents im innereuropäischen Vergleich mit 10% auf dem letzten Platz (1). Spitzenreiter sind die Schweiz und Portugal mit DES-Penetrationsraten von über 66%, die damit fast die Werte der USA erreichen (70%).

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Deutsche Patienten haben das Nachsehen

Als Hauptursache für diese Verhältnisse gilt die derzeitige Erstattungspolitik nach dem neuen DRG-System: Zwar werden die Kosten für Bypassoperationen, die mit rund 15400 Euro zu Buche schlagen, voll erstattet, die mit etwa 3600 Euro wesentlich billigere perkutane Koronarangioplastie jedoch nicht. Außerdem sind Metallstents ohne Beschichtung in der Anschaffung wesentlich kostengünstiger als die beschichteten Stents. Die Ärzte selbst würden die beschichteten Stents gerne einsetzten, denn an guten Daten mangelt es nicht.

Insgesamt sind für den paclitaxelbeschichteten Stent im Rahmen des TAXUS-Studienprogramms inzwischen Daten von 3541 Patienten ausgewertet worden. Hierzu kommen noch über 7000 Patienten aus verschiedenen Registern. Zuletzt wurden Mitte 2004 die Ergebnisse der TAXUS-VI-Studie (n = 448) präsentiert, welche die Sicherheit und die Wirksamkeit der paclitaxelfreisetzenden Stents (mittelschnelle Freisetzung) bei Patienten mit einer komplexen Herzkrankheit überprüfte.

Je höher das Risiko der Patienten war, desto stärker profitierten sie von der Implantation eines medikamentenbeschichteten Stents. So reduziert sich das Restenoserisiko im Vergleich zu den Patienten, die einen reinen Metallstent erhielten, um 72%. Und dieser Benefit blieb in allen Subgruppen erhalten:

  • Läsion von mehr als 26 mm: relative Risikoreduktion um 86%

  • überlappende Stents: relative Risikoreduktion um 89%

  • Diabetiker: relative Risikoreduktion um 80%.

Und das Studienprogramm geht natürlich weiter: Die oft gestellte Frage beispielsweise, ob bzw. wie viele Bypassoperationen mithilfe von medikamentenbeschichteten Stents vermieden werden können, untersucht derzeit die SYNTAX-Studie. Teilnehmen können zum Beispiel Patienten mit Drei-Gefäßerkrankungen und "left main disease".

sts

Quelle: Pressegespräch "Neue Behandlungsmöglichkeiten für Herzpatienten durch innovative Technologien", veranstaltet von Boston Scientific Medizintechnik GmbH, Ratingen

 
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