Der Klinikarzt 2005; 34(3): XII
DOI: 10.1055/s-2005-865159
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Clopidogrel - Große interindividuelle Variabilität des Ansprechens

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Publication Date:
18 April 2005 (online)

 
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    Quelle: Serebruany VL, Steinhubl SR, Berger PB et al. Variability in platelet responsiveness to clopidogrel among 544 individuals. J Am Coll Cardiol 2005; 45 (2): 246-251

    Thema: Immer mehr publizierte Studien unterscheiden Patienten, die mit Clopidogrel therapiert werden, in so genannte 'Responder' und 'Non-Responder'. Dass jedoch Patienten entweder voll oder überhaupt nicht auf Clopidogrel ansprechen ("Alles-oder-Nichts-Prinzip") würde allen bisherigen Erfahrungen widersprechen. Sollte sich dies jedoch bewahrheiten, müsste man klinische Konsequenzen ziehen.

    Projekt: US-amerikanische Forscher haben in einer großen Post-hoc-Analyse das Ansprechen auf die Gabe von Clopidogrel ex vivo untersucht. 405 der ausgewählten Personen hatten zuvor einen Stent erhalten, 25 Probanden wiesen eine Herzinsuffizienz, 20 einen stattgehabten Schlaganfall auf, und 94 der Studienteilnehmer waren gesunde Freiwillige.

    Ergebnis: Die Forscher fanden eine große Variabilität der "Ansprechrate" auf Clopidogrel unter den Studienteilnehmern, ihrer Ansicht nach bewege sich dies aber in einem normalen Rahmen nach der Gauß'schen Verteilung. Nur 4,2 bzw. 4,8% der Probanden sprachen sehr schlecht bzw. besonders gut auf Clopidogrel an. Die Plättchenaktivität vor der Behandlung und die klinischen Charakteristika der Probanden waren nicht mit dem Ansprechen assoziiert.

    Fazit: Es scheint also so zu sein, dass einige Menschen extrem gut, andere wiederum eher schlecht auf Clopidogrel ansprechen. Die meisten Patienten zeigen jedoch eine ausreichende Hemmung der Thrombozytenaggregation. Was dies für die klinische Praxis bedeutet, ist nach Ansicht der Autoren noch nicht abzuschätzen. Möglicherweise würden einige wenige Patienten unter der Clopidogrel-Standardtherapie nur unzureichend vor thrombotischen Ereignissen geschützt, während ähnlich viele ein erhöhtes Blutungsrisiko aufweisen. Doch erst mithilfe einer einfachen und reproduzierbaren Methode, die das Ansprechen mit dem klinischen Outcome der Patienten korreliert, könnte dieses Ergebnis in individuelle Therapiestrategien (z.B. individuelle Dosierungen) umgesetzt werden.

    Key Words: Clopidogrel - antithrombotische Therapie - Responder - Non-Responder