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DOI: 10.1055/s-2005-869428
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Die Harmonisierung der Radiologie in Europa
Publication History
Publication Date:
04 May 2005 (online)
Die medizinischen Dachorganisationen Europas haben sich das Ziel gesetzt, die medizinische Ausbildung in Europa zu harmonisieren, um somit für Europa allgemein gültige Qualitätsstandards für die Versorgung europaweit zu gewährleisten.
Für die einzelnen medizinischen Fachbereiche gibt es ebenfalls Dachorganisationen, die die Interessen des Faches mit jenen der einzelnen europäischen Länder zu koordinieren versuchen. Aufgrund der unterschiedlichen Gesundheitssysteme, der unterschiedlichen Ausbildungssysteme und auch der unterschiedlichen Fachrichtungen in den einzelnen Ländern - so gibt es z. B. nicht in allen Ländern Europas einen Facharzt für Physikalische Therapie - ist es außerordentlich schwierig, einerseits die Harmonisierung der Ausbildung voranzutreiben und andererseits gemeinsame Standards zu entwickeln.
#Wie sieht die Situation für die Europäische Radiologie derzeit aus?
Die Dachorganisation für die Europäische Radiologie ist die EAR, die European Association of Radiology.
Eines der Standbeine der EAR war zunächst der ECR, der European Congress of Radiology. Aufgrund der rechtlichen Situation musste diese gewinnbringende Kongressorganisation in einen eigenen Status überführt werden, sodass ein direkter Zusammenhang heute leider nicht mehr gegeben ist. Lediglich Personalunionen im Vorstandsbereich gewährleisten eine interne Kommunikation zwischen den beiden Vereinen.
Um europaweit gleiche Standards in Diagnostischer Radiologie zu setzen, wurde im Rahmen der EAR eine Europäische Facharztprüfung in Radiologie entwickelt, die im Rahmen der Europäischen Röntgenkongresses in Wien im kommenden Jahr stattfinden wird. Ziel dieser Facharztprüfung ist es, in allen Staaten Europas das gleiche Niveau an radiologischer, diagnostischer und interventioneller Leistung anbieten zu können. Dass dies vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Ausbildungsqualität ein dornenvoller Weg sein muss, ergibt sich aus diesem Faktum.
Der EAR - European Association of Radiology - übergeordnet ist die UEMS - Union European Medical Specialists. In diese medizinische Dachorganisation Europas fließen die Bemühungen der einzelnen Fachrichtungen - und auch damit jene der EAR - ein. Die EAR hat somit einen Dauervertreter in der UEMS. In dieser Organisation soll versucht werden, die unterschiedlichen radiologischen Fachbezeichnungen auf einen Nenner zu bringen. So gibt es z. B. in Portugal das Fach Neuroradiologie als eigenständiges Fach, während hingegen etwa in Österreich die Neuroradiologie als Teilbereich der Radiologie im Mutterfach Radiologie als Spezialisierung beheimatet ist. Ähnliches gilt für andere Subspezialitäten der Radiologie wie die Kinderradiologie oder die Angiographie und Interventionelle Radiologie.
Ziel der UEMS ist es somit, die länderweise sehr unterschiedlichen Facharztkategorien auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Dies bedeutet, dass die in verschiedenen Ländern unterschiedlichen Fächer Unfallchirurgie oder Orthopädie, plastische Chirurgie u.a.m. als eigenständige Fächer etabliert werden, oder Fächer wie Kardiologie, Endokrinologie u.a.m. in das Mutterfach Innere Medizin oder Chirurgie zurückgeführt werden sollen.
Dies bedeutet für die Radiologie, dass unter dem Dach der Radiologie eine Reihe von Subspezialitäten im Mutterfach Radiologie zugelassen werden und die eine zusätzliche spezialisierte Ausbildung erhalten müssen, die wiederum mit einer Prüfung bestätigt werden sollen.
In Österreich gibt es Ansätze zu diesem Thema, in dem die Spezialisierung in Neuroradiologie, in Pädiatrischer Radiologie und in Angiographie und Interventioneller Radiologie über die Ärztekammer eingereicht sind und vor der Zuteilung stehen. Alle diese Subspezialitäten sind mit einem entsprechenden Curriculum nach der Allgemeinausbildung in Radiologie versehen und werden erst nach erfolgreich abgelegter Prüfung zuerkannt. Dieser Weg der Österreichischen Radiologie nimmt die europaweite Einführung dieser Subspezialitäten teilweise bereits vorweg.
Univ.-Prof. Dr. Heinz Czembirek
Past-Präsident ÖRG
Vorstand der Radiologie des KH Lainz