Rofo 2005; 177(6): 784
DOI: 10.1055/s-2005-870037
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Intraoperative Hochfeldstärke-MRT bei Gehirntumoren - Chirurgisches Vorgehen unmittelbar planbar

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Publication Date:
19 May 2005 (online)

 
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Die intraoperative Magnetresonanztomographie (MRT) hat sich insbesondere bei Gehirntumoren oder Läsionen bei Epilepsie bewährt. C. Nimsky et al. berichteten kürzlich, dass mittels Hochfeld-MRT intraoperativ das Resektionsausmaß der Tumoren ermittelt und das weitere chirurgische Vorgehen entsprechend geändert werden kann (Radiology 2004; 233: 67-78).

Immer häufiger werden bildgebende Verfahren während Operationen eingesetzt. Im Rahmen von Tumorresektionen kann hiermit bestimmt werden, ob das Malignom im Gesunden entfernt wurde. Gegebenenfalls kann in der gleichen Sitzung nachreseziert werden.

Die Autoren untersuchten 200 Patienten im Alter von 7-84 Jahren mit Gliome, Adenome der Hypophyse, anderen Hirntumoren oder Veränderungen bei Epilepsie mit einem 1,5-T-MRT-Gerät. Innerhalb der 0,5-mT-Zone wurde ein Navigationsmikroskop platziert, das zusammen mit einem Navigationssystem an der Decke eine mikroskopbasierte Neuronavigation erlaubt. Während der Operationen wurden Aufnahmen verschiedener Stärke und Gewichtung erstellt. Die Autoren bestimmten das Ausmaß der Resektion der Tumoren sowie die chirurgischen Konsequenzen der Bildgebung und evaluierten die Praktikabilität und mögliche technische Probleme der Geräteaufstellung im OP.

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Die Bildgebung führte bei 27,5% der Patienten zu Änderung der chirurgischen Strategie

Die Neurochirurgen führten bei 77 transsphenoidalen Eingriffen (62 Adenome, 8 Kraniopharyngeome), 100 Kraniotomien (51 Gliomata, 22 Sklerosierungen des Hippokampus bei Epilepsie) und 23 Bohrloch-Operationen (12 Gliome, 6 Zystenpunktionen bei Kraniopharyngeome) ein intraoperatives MRT durch. Die Bildgebung führte bei 55 der 200 Patienten (27,5%) zu einer Änderung der chirurgischen Strategie und zur Nachresektion der Tumoren. Unerwünschte Wirkungen durch das hohe Magnetfeld oder ferromagnetische Unfälle wurden nicht beobachtet. Die Neurochirurgen beobachteten weniger Bildartefakte als mit herkömmlichen Systemen. Das untersuchte System ließ sich nach Meinung der Autoren besser handhaben als ältere.

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Pilozytisches Optikusgliom bei einem 6-jährigen Mädchen im MRT. Eine intraoperative MRT führt häufig zur Änderung der Operationsstrategie, zum Beispiel durch den Nachweis weiterer Tumormanifestationen. (Bild: KES/Thieme Archiv).

Die intraoperative Bildgebung mit Hochfeld-MRT mit integrierter mikroskopischer Neuronavigation kann intraoperativ das Resektionsausmaß von Hirntumoren oder Veränderungen bei Epilepsie klar darstellen. Die Technik erlaubt eine umgehende Entscheidung über das weitere operative Vorgehen und somit eine Nachresektion der Tumoren. In weiteren Studien muss nun geprüft werden, ob sich eine Nachresektion positiv auf die Rezidivrate oder das Überleben auswirkt.

Dr. Felicitas Witte, Mannheim

 
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Pilozytisches Optikusgliom bei einem 6-jährigen Mädchen im MRT. Eine intraoperative MRT führt häufig zur Änderung der Operationsstrategie, zum Beispiel durch den Nachweis weiterer Tumormanifestationen. (Bild: KES/Thieme Archiv).