Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-2005-870174
3. Heinrich-Teller-Vorlesung in Berlin-Neukölln
Third Heinrich-Teller-Lecture in Berlin-Neukölln
Claus Wepler
Klinik für Dermatologie und Venerologie · Vívantes Klinikum Neukölln
Rudower Straße 48 · 12351 Berlin
Email: Peter.Kohl@vivantes.de
Publication History
Publication Date:
29 August 2005 (online)
Seit dem 75-jährigen Geburtstag der Hautklinik in Berlin-Neukölln im Jahre 2002 findet die Heinrich-Teller-Vorlesung jährlich im November statt. Prof. Teller war von 1955 bis 1975 der zweite Chefarzt der traditionsreichen Langer’schen Klinik in Britz (Neukölln). Die Hautklinik hatte durch sein Wirken ihre heutige moderne Ausrichtung erhalten. Prof. Teller war für seine Zeit nicht nur ein modern denkender Mensch, sondern er widmete sich auch mit besonderer Hingabe dem Studentenunterricht und der Fortbildung seiner Mitarbeiter. Nach Angaben seines Oberarztes Prof. Kurt Winkler waren Tellers Vorlesungen dynamisch und lebendig, klar und systematisch aufgebaut und in ihrer Diktion vorbildlich. In dieser Tradition haben 2002 Prof. Reinhard Breit (Hautklinik München-Schwabing) und 2003 Prof. Wilhelm Meigel (Hautklinik Hamburg St. Georg) die Heinrich-Teller-Vorlesungen in Neukölln gehalten.
Mit der Verleihung der 3. Heinrich-Teller-Urkunde 2004 wurde Herr Prof. Fereydon Vakilzadeh, früher Chefarzt an der Hautklinik Hildesheim, gewürdigt. Herr Prof. Vakilzadeh ist nicht nur Experte auf dem Gebiet der Dermatohistologie, sondern auch im Bereich der Kinderdermatologie, beides Schwerpunkte der heutigen Hautklinik Neukölln.
Der letztjährige Laureat, Herr Prof. Meigel, hielt die Laudatio auf den sehr bemerkenswerten Lebens- und Berufsweg von Prof. Vakilzadeh. In seinem Festvortrag „Dermatosen im Kindesalter” zeigte Prof. Vakilzadeh das vielfältige klinische Bild von kindlichen Hauterscheinungen und deren schwieriger Differenzialdiagnose. Im intertriginösen Bereich kommt laut Prof. Vakilzadeh die Intertrigo, die Candidiasis, die Psoriasis, die Akrodermatitis enteropathica, die perianale streptogene Dermatitis sowie ein kindlicher Morbus Crohn in Frage. Die Purpura Schönlein-Henoch manifestiert sich im Säuglings- und Kleinkindesalter häufiger als das akute hämorrhagische Ödem, insbesondere im Gesichtsbereich. Eine Organbeteiligung ist sehr selten und die Hautveränderungen bilden sich nach ca. drei Wochen spontan zurück. Eine weitere für das Säuglings- und Kleinkindesalter typische Manifestationsform der Purpura Schönlein-Henoch ist die Kokarden-Purpura, die durch große rundliche, kokardenartige purpuriforme Plaques gekennzeichnet ist. Auch sie hat eine gute Prognose. Das unilaterale latero-thorakale Exanthem gehört zu den para-infektiösen Exanthemen und kann Kinder im Vorschul- und Schulalter betreffen. Das unilaterale latero-thorakale Exanthem ist durch einseitiges Auftreten kleiner Maculae gekennzeichnet, die sich in Makulopapeln z. T. mit kleieförmiger Schuppung umwandeln. Meist beginnt das Exanthem axillär und breitet sich auf der Rumpfwand einseitig nach caudal aus. Der Verlauf kann sich über Wochen hinziehen. Die neutrophile ekkrine Hidradenitis tritt meist mit einer mehrwöchigen Latenzzeit nach einer Chemotherapie auf. Vermutlich handelt es sich um eine toxische Reaktion des Schweißdrüsenepithels. Im Bereich von Stamm und proximalen Extremitäten treten zahlreiche rötliche bis violette Papeln, Plaques und Pusteln auf. Die Histologie zeigt eine Degeneration des Epithels der Schweißdrüsen mit neutrophiler Leukozytoklasie. Die Veränderungen klingen spontan nach zwei bis drei Wochen ab.
Diese Diagnosen wurden von Prof. Vakilzadeh anschaulich in Bildern dargestellt und unter Beteiligung des Auditoriums differenzialdiagnostisch diskutiert.
Nach dem Festvortrag haben drei junge Mitarbeiter der Hautklinik Neukölln Kasuistiken aus ihrer Hautklinik vorgestellt. Frau Dr. Imke Winzer präsentierte einen Fall einer Akrokeratosis para-neoplastica Bazex. Diese obligat para-neoplastische Dermatose konnte erst nach Entdeckung des Bronchialkarzinoms des Patienten zur Abheilung gebracht werden.
Herr David Lieps präsentierte einen Fall einer Leishmaniose der Neuen Welt. Dieser Fall zeigt besonders, wie wichtig das differenzialdiagnostische Denken in der täglichen dermatologischen Praxis ist. Das Ohr dieser Patientin wurde über mehrere Monate mit topischen und systemischen Antibiotika sowie Steroiden behandelt, bis durch die Veranlassung einer Probebiopsie, gefolgt von einer Polymerasekettenreaktion auf Leishmanien, die richtige Diagnose gestellt werden konnte. Die Patientin erwarb die Leishmaniose anderthalb Jahre vor Auftreten der Hautveränderungen im Rahmen einer Urlaubsreise in Mexiko und Guatemala.
Frau Anja Knöll präsentierte einen Fall einer Pityriasis rubra pilaris bei einem fünfjährigen Mädchen. Der Verlauf zeigte den insgesamt selbst limitierenden Verlauf dieser juvenilen Pityriasis rubra pilaris.
Die gesamte Veranstaltung wurde nicht nur durch den gelungenen Festvortrag von Herrn Prof. Vakilzadeh und die Kasuistiken der Hautklinik Neukölln, sondern auch insbesondere durch die Anwesenheit des Namensgebers der Vorlesungsreihe, Herrn Prof. Heinrich Teller, geprägt. Prof. Teller ist es gelungen, im 92. Lebensjahr in Begleitung seines Sohnes, Dr. Peter Teller, an der Veranstaltung teilzunehmen und die 3. Heinrich-Teller-Urkunde Herrn Prof. Vakilzadeh persönlich zu überreichen (Abb. [1]).
Die 4. Heinrich-Teller-Vorlesung wird im Großen Saal des Klinikums Neukölln am 5. November 2005 stattfinden.
Claus Wepler
Klinik für Dermatologie und Venerologie · Vívantes Klinikum Neukölln
Rudower Straße 48 · 12351 Berlin
Email: Peter.Kohl@vivantes.de
Claus Wepler
Klinik für Dermatologie und Venerologie · Vívantes Klinikum Neukölln
Rudower Straße 48 · 12351 Berlin
Email: Peter.Kohl@vivantes.de