Einleitung
Einleitung
Ein wichtiges Teilgebiet der Dermatologie in der täglichen Praxis sind die Hauttumoren.
Neben einer Vielfalt epidermaler, adnexabgeleiteter, melanozytärer oder mesenchymaler
Tumoren sollte auch an die Möglichkeit einer Hautmetastase eines Malignoms innerer
Organe gedacht werden. Für die Therapie und Prognose ist dies von entscheidender Bedeutung.
In dieser kurzen Übersicht sollen Klinik und Histopathologie gegenübergestellt werden
[1]. Besonderes Gewicht kommt dabei der immunhistochemischen Differenzialdiagnose zu,
für die eine zunehmende Zahl gut definierter Marker für den Zell- und Tumortyp zur
Verfügung stehen. Durch die Synopsis von klinischem Befund, konventioneller Histopathologie
und immunohistochemischem Markerprofil lässt sich der Primärtumor mehr oder weniger
eingrenzen oder sogar identifizieren.
Klinik und Epidemiologie
Klinik und Epidemiologie
Jedes Malignom kann prinzipiell in die Haut metastasieren, was allerdings nur in 2
- 5 % aller Fälle geschieht. Dies ist relativ selten, bedenkt man, dass die Haut das
größte Organ des Menschen ist und eine sehr gute Blutversorgung aufweist. Die Metastasierungswege
sind hämatogen oder lymphogen. Die hämatogene Metastasenbildung verläuft in der Regel
über eine Lungenpassage, manchmal über spezielle venöse Verbindungen. Die lymphogene
Metastasierung erfolgt retrograd [2]
[3]
[4]
[5]. Bemerkenswerterweise stimmt die Inzidenz der Metastasen nicht mit der der Primärtumoren
überein. Am häufigsten (ca. 2/3 aller Fälle) treten Hautmetastasen bei Patientinnen
mit einem Mammakarzinom auf. Es folgen - bei beiden Geschlechtern - das Lungenkarzinom,
das kolorektale Karzinom, das maligne Melanom, das Kopf-Hals-Karzinom, das Nierenzell-Karzinom
und das Magenkarzinom. Bei Frauen ist noch das Ovarialkarzinom häufig [2]
[3].
Üblicherweise stellen kutane Metastasen ein spätes Ereignis im Verlauf der Tumorkrankheit
dar und sind ein Zeichen für eine kurze Überlebenszeit des Patienten, die meist nur
noch wenige Monate beträgt. Allerdings können kutane Metastasen auch Erstmanifestation
eines Malignoms sein, insbesondere bei Primärtumoren der Lunge, der Niere und des
Ovars [2]
[3]
[6]; dann ist naturgemäß die histopathologische Differenzialdiagnostik von großer Bedeutung
für die Identifikation des Primärtumors.
Generell ist die Lokalisation an der Haut nicht arbiträr, sondern es bestehen Prädilektionsstellen,
die vom Primärtumor abhängig sind. Die Rumpfhaut ist oft betroffen; hier sind Mammakarzinom-Metastasen
besonders häufig, für die ein lymphogener Metastasierungsweg angenommen wird. Die
Nabelregion ist häufig von kutanen Metastasen befallen, insbesondere bei abdominellen
Karzinomen, die dann Schwester-Mary-Joseph-Knoten genannt werden. Auch die Kopfhaut
ist ein häufiger Metastasierungsort (bis zu 13 % aller Hautmetastasen), wahrscheinlich
wegen ihrer guten Vaskularisation [5]
[6]
[7]. Besonders zu erwähnen sind Tumorabsiedelungen im Bereich von Drainage- oder Endoskopie-Kanälen
und in Operationsnarben bei abdominellen oder gynäkologischen Karzinomen.
Klinisch handelt es sich meist um solitäre oder multiple, rasch wachsende Tumoren
von mäßig fester Konsistenz, die selten - wenn überhaupt - ulzerieren. Seltener sind
Plaque-artige Infiltrationen und granulomatöse Tumoren.
Aufgrund der uncharakteristischen Klinik kann die Diagnose in der Regel erst histopathologisch
gestellt werden. In der üblichen HE-Routinefärbung sprechen generell eine Nichtbeteiligung
der Epidermis und Adnexe und eine freie subepidermale Dermis für eine kutane Metastase
und gegen einen primären Hauttumor. Eine Klärung wird insbesondere durch die Immunhistochemie
mit speziellen Tumor-typischen Markern erreicht.
Adenokarzinome
Adenokarzinome
Sie machen mehr als 60 % aller Hautmetastasen aus und können von vielen Organen ausgehen.
Ihre Zuordnung zum jeweiligen Primärtumor bzw. Ursprungsorgan kann sehr schwierig
sein [8]
[9]. Bei der Frau verursachen Mammakarzinome die Mehrzahl aller kutanen Metastasen überhaupt (Abb. [1 a]). Beim häufigsten Typ, dem invasiven duktalen Mammakarzinom, herrschen in der Dermis
proliferierte, kohäsive Tumorzellverbände aus soliden Trabekeln und Tubuli vor. Das
Stroma kann unterschiedlich ausgeprägt sein, auch desmoplastische Stromabildungen
kommen vor, die ein Mammakarzinom vermuten lassen (Abb. [1 b]; [4]
[5]
[6]
[9]
[10]). Die Diagnose eines Mammakarzinoms kann an der Metastase immunhistochemisch bestätigt
werden, und zwar durch den Nachweis des typischen apokrinen Markers, Gross Cystic
Disease Fluid-Protein-15 (GCDFP-15), der in bis zu 85 % der Fälle von Mammakarzinomen
positiv ist [11]
[12] und durch den Nachweis des Östrogenrezeptors, der in bis zu 75 % der Fälle positiv
ist (Abb. [1 c]; [12]
[13]). Beide Marker zusammen ergeben eine hohe Sensitivität [14]. Schwierig kann die Abgrenzung von Schweißdrüsenkarzinomen sein, die häufig diese
beiden Marker ebenfalls exprimieren. Hier kann die Expression des epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptors
(EGF-R) weiterhelfen, dessen Positivität mehr für ein Schweißdrüsenkarzinom spricht
[13]. Invasive duktale Mammakarzinome sind positiv für das epitheliale Zelladhäsionsmolekül
E-Cadherin [15].
Abb. 1 Hautmetastasen eines Mammakarzinoms (Frau, parietal links, 70 J.). Zwei erythematöse,
derbe Plaques, Metastase (a) eines mäßig differenzierten invasiven duktalen Mammakarzinoms mit irregulären trabekulären
und tubulären Zellverbänden in der Dermis (b; HE-Färbung). Immunhistochemisch reagieren die Tumorzellkerne stark mit einem Antikörper
gegen den Östrogen-Rezeptor (ABC-Peroxidase-Färbung; c).
Kutane Metastasen des invasiven lobulären Mammakarzinoms sind histopathologisch charakterisiert
durch in der Dermis verstreut wachsende Tumorzellen zwischen den Kollagenfasern (Abb.
[2 a]). Die Stromadesmoplasie ist sehr variabel; in sehr ausgeprägten Fällen finden sich
nur wenige vereinzelte Tumorzellen disseminiert im Bindegewebe [16]. Dann kann es schwierig sein, überhaupt einen Tumor zu erkennen und von einer chronischen
Entzündung oder einem mesenchymalen Tumor abzugrenzen. Auch hier helfen immunhistochemische
Färbungen entscheidend weiter. Tumorzellen des Mammakarzinoms sind generell Keratin-positiv,
und beim invasiven lobulären Karzinom sind Keratin-Antikörper insbesondere in der
Lage, auch einzelne Tumorzellen nachzuweisen (Abb. [2 b]). Auch hier können die Expression von GCDFP-15 und Östrogen-Rezeptoren die Herkunft
von der Mamma bestätigen. Fälle mit einer massiven Stroma-Wucherung werden klinisch
Cancer en cuirasse [6] genannt, dessen Charakteristikum sklerodermiforme flächenhafte Hautinfiltrate der
Brustregion sind. Das invasiv lobuläre Mammakarzinom ist - passend zu dem verstreuten
Wachstumsmuster - negativ für das Zelladhäsionsmolekül E-Cadherin, was für die Abgrenzung
gegenüber dem invasiven duktalen Mammakarzinom hilfreich sein kann [15]
[16]. Magenkarzinome des diffusen Typs können dem invasiven lobulären Mammakarzinom histopathologisch
ähnlich sein und somit eine nicht seltene histologische Differenzialdiagnose darstellen.
Erstere sind aber oft - im Gegensatz zum Mammakarzinom - positiv für Keratin 20 (s.
u.), während die mammatypischen Marker fehlen.
Abb. 2 Hautmetastase eines invasiven lobulären Mammakarzinoms (Frau, Abdomen). Disseminierte
unscheinbare Tumorzellen in der Dermis mit Ausbildung gänsemarschartiger Reihen (a; Pfeile; HE-Färbung). (b) Die disseminierten Tumorzellen sind positiv für pan-Keratin (Klon MNF 116).
Lungenkarzinome, die zweithäufigste Quelle von kutanen Metastasen und relativ oft deren Erstmanifestation
[18], ähneln klinisch den Hautmetastasen anderer rasch eruptiver Tumoren, z. B. einem
Keratoakanthom (Abb. [3]). Die Hautmetastasen von pulmonalen Adenokarzinomen sind histopathologisch heterogen,
können azinär, papillär oder solid aufgebaut sein und sind häufig schlecht differenziert.
Dann sind Marker, vor allem der thyreoidale Transkriptions-Faktor-1 (TTF-1) sehr hilfreich,
der in bis 95 % der Fälle [17]
[18]
[19] positiv ist, während Keratin 20 meist fehlt (s. u.).
Abb. 3 (a) Hautmetastase eines Adenokarzinoms der Lunge, ein rasch wachsender bläulich-livider
zentral ulzerierter Tumor; (b) zentral ulzeriertes Keratoakanthom.
Auch das kolorektale Karzinom ist häufig Ursache von Hautmetastasen, die meist am Abdomen, im Nabelbereich, aber
auch im Gesicht-Hals-Bereich und am behaarten Kopf lokalisiert sind. Charakteristisch
sind Adenokarzinom-Infiltrate von unterschiedlicher Differenzierung (Abb. [4 a]); Nekrosen können hinzukommen [2]
[3]
[5]. Auch muzinöse Formen kommen vor. Am hilfreichsten in der Abklärung sind die Positivität
für Keratin 20 (Abb. [4 b]) und das Fehlen von Keratin 7 (Tab. [1]; [20]
[21]
[22]).
Abb. 4 Kutane Metastase eines Adenokarzinoms des Kolons (behaarter Kopf). (a) Infiltrate mit adenoider und muzinöser Differenzierung in der Dermis (HE-Färbung;
b) Immunhistochemisch ausgeprägte Reaktion der Tumorzellen für Keratin 20, das typisch
für gastrointestinale Epithelien ist.
Tab. 1 Marker in der Diagnostik von Hautmetastasen
|
CK7 |
CK20 |
CK5 |
GCDFP-15 |
ER1
|
TTF-1 |
Vimentin |
| Adenokarzinome Mamma |
+ |
- |
- |
+ |
+ |
- |
- |
| Lunge |
+ |
- |
- |
- |
- |
+ |
-/+ |
| Kolon |
- |
+ |
- |
- |
- |
- |
- |
| Magen |
+ |
+ |
- |
- |
- |
- |
- |
| Ovar |
+ |
- |
- |
- |
- |
- |
+ |
| Klarzellige Karzinome Niere |
- |
- |
- |
- |
- |
- |
+ |
| Urothel-Karzinom |
+ |
+ |
-/+ |
- |
- |
- |
- |
| Plattenepithelkarzinome |
-/+ |
- |
+ |
- |
- |
- |
- |
| Kleinzellige/Neuroendokrine Karzinome Lunge |
- |
- |
- |
- |
- |
+ |
- |
| Merkelzellkarzinom* |
- |
+ |
- |
- |
- |
- |
- |
| Lymphome** |
- |
- |
- |
- |
- |
- |
+ |
| Malignes Melanom *** |
- |
- |
- |
- |
- |
- |
+ |
1 Östrogenrezeptor * neuroendokrine Marker (Synaptophysin, CgA, NCAM u. a.) positiv ** Lymphom-Marker (CLA) positiv *** Melanom-Marker (HMB45, Melan A, S 100) positiv. |
Adenokarzinome des Magens metastasieren bevorzugt am Stamm mit einem variablen klinischen Erscheinungsbild.
Mikroskopisch kann man einen intestinalen und einen diffusen Typ unterscheiden ([23], Abb. [5 a, b]). Die typische Koexpression von Keratin 20 (Abb. [5 c]) und Keratin 7 bei Abwesenheit von TTF-1, GCDFP-15 und Östrogenrezeptoren weist
immunhistochemisch auf ein Magenkarzinom hin und erlaubt die Differenzierung von kolorektalen
und pulmonalen Adenokarzinomen und von Mammakarzinomen (s. Tab. [1]; [5]
[8]
[14]
[19]
[22]).
Abb. 5 Hautmetastase eines Adenokarzinoms des Magens (Abdomen). Siegelring-Zellinfiltrate
in der Dermis (a, b; HE-Färbung). Immunhistochemisch starke Anfärbung der Tumorzellen mit Keratin 20-Antikörper
(Klon KS 20.8; c).
Hautmetastasen bei Ovarialkarzinomen sind selten, treten erst im späten Stadium mit Peritonealkarzinose auf, nur gelegentlich
als Erstmanifestation. Sie lokalisieren bevorzugt in der Nabelregion und im Bereich
von Operationsnarben (Abb. [6 a]). Papilläre Strukturen (Abb. [6 b]) und kalzifizierte Psammom-Körperchen sind typisch für den serös-papillären Subtyp
des Ovarialkarzinoms [6]
[20]
[24]
[25]. Immunhistochemisch kann die Bestimmung der Intermediärfilamente - Keratin 7 positiv,
Keratin 20 negativ, Vimentin häufig positiv - gemeinsam mit der Positivität für CA-125
(Abb. [6 c]) auf ein primäres Ovarialkarzinom hinweisen [24]
[25].
Abb. 6 Hautmetastase eines Ovarialkarzinoms (Abdomen) in der Operationsnarbe (a; Pfeile). Papilläre Tumorinfiltrate in der Dermis, (b; E Epidermis; HE-Färbung). Immunhistochemisch starke Positivität der Tumorzellen
für CA 125 (c).
Hautmetastasen des Adenokarzinoms der Prostata sind sehr selten, trotz der hohen Inzidenz dieses Malignoms. Es herrschen am unteren
Abdomen und am behaarten Kopf mäßig derbe, rötlich-violette Knoten vor. Histopathologisch
haben die Adenokarzinome der Prostata oft einen kleindrüsigen oder kribriformen Aufbau,
die Zellen ein helles Zytoplasma und prominente Nucleoli [4]
[5]. Wesentlich für die Zuordnung zur Prostata ist aber der immunhistochemische Nachweis
des Prostata-spezifischen Antigens (PSA).
Klarzellige Karzinome
Klarzellige Karzinome
Klarzellige Hautmetastasen eines primären Nierenzellkarzinoms sind relativ häufig und können auch Erstmanifestation oder Spätmetastase sein [2]
[3]
[4]
[5]
[26]. Sie sind bevorzugt am Kopf oder Hals lokalisiert und livide bläulich verfärbt (Abb.
[7]). Wie beim Primärtumor erscheinen histopathologisch die Zellen der Hautmetastasen
durch herausgelöstes Glykogen und Lipide optisch leer. Die klinische und histopathologische
Differenzialdiagnose umfasst hell- und klarzellige Karzinome anderer Organe, vornehmlich
Leber, Schilddrüse, Speicheldrüse, Nebennierenrinde und Ovar, aber auch klarzellige
primäre Hauttumoren wie Hidradenome, Talgdrüsentumoren oder eine seltene Variante
von Basalzellkarzinomen [4]
[5]
[6]. Diese Hauttumoren weisen praktisch immer - zumindest partiell - Keratin 5 auf,
was differenzialdiagnostisch verwendet werden kann. Hingegen zeichnen sich klarzellige
Nierenzellkarzinome durch die relativ seltene Koexpression von Keratin 8/18 mit Vimentin
aus, hinzu kommt der Nachweis von CD 10 [26].
Abb. 7 Hautmetastase eines Nierenzellkarzinoms. Granulomatös-fleischiger Knoten (Mann, 68
J.; Haaransatz, li.).
Plattenepithelkarzinome
Plattenepithelkarzinome
Bei plattenepithelialen malignen Hautinfiltraten besteht immer die Schwierigkeit der
Abgrenzung einer Hautmetastase eines inneren Plattenepithelkarzinoms von einem Spinaliom.
Typisch für Spinaliome ist deren Lokalisation an der lichtexponierten Haut des Gesichtes,
Scheitels, Handrückens und der Unterarme sowie der distalen Unterschenkel und ihre
häufige Entstehung aus aktinischen Keratosen, die meist noch randständig nachweisbar
sind. Hinzu kommen die aktinischen Schädigungen der Umgebungshaut wie Epidermisatrophie
mit Rarifizierung der Leisten und aktinische Elastose in der Dermis (Abb. [8 a, b]). Die Verbindung mit der Epidermis und die von hier ausgehende Invasion sind deutlich
([4]
[5]; Abb. [9]). Im Gegensatz dazu sind Plattenepithelkarzinom-Metastasen bevorzugt in der Dermis ohne Verbindung zum Epithel lokalisiert (Abb. [10]). Als Primärtumoren kommen eine Reihe von Organen wie Mund, Rachen, Kehlkopf, Ösophagus,
Lunge und Cervix uieri in Frage. Obwohl bei Lungenkarzinomen das Plattenepithelkarzinom
der häufigste histologische Subtyp ist, bildet dieses im Vergleich zu den Adenokarzinomen
(s. o.) weniger häufig Hautmetastasen [4]
[5]
[9]. Nur selten metastasieren Plattenepithelkarzinome des Kopf-Hals-Bereichs und des
Ösophagus in die Haut, meist erst in fortgeschrittenen Stadien der Tumorkrankheit.
Bei den Kopf-Hals-Tumoren sind die Metastasen oft in der Kopf- oder Halshaut lokalisiert.
Histopathologisch dominieren schlecht differenzierte Plattenepithelkarzinomverbände
in der Dermis [27]. Immunhistochemisch lassen sich generelle Plattenepithelmarker wie Keratin 5 nachweisen,
die bei schlechter Differenzierung den Plattenepithelcharakter aufzeigen, aber nicht
zwischen Metastasen verschiedener Herkunft und Spinaliomen unterscheiden. Hinsichtlich
des spezifischen Ausgangsorgans sind keine wegweisenden Tumormarker bekannt. Wenn
wahrscheinlich ist, dass es sich um eine Hautmetastase handelt, muss der Primärtumor
unter den o. g. Organen klinisch gesucht werden.
Abb. 8 (a) Multiple aktinische Keratosen (77 J.). (b) Noduläres zentral exulzeriertes Spinaliom (78 J.; in chronisch lichtgeschädigter
Haut [Scheitel]).
Abb. 9 Spinaliom mit karzinomatösen Plattenepithelzapfen, die von der Epidermis (E) in die
Dermis einwachsen in mäßiger Differenzierung mit Ausbildung von Hornperlen (H). HE-Färbung.
Abb. 10 Hautmetastase eines Plattenepithelkarzinoms des Oropharynx mit freier subepidermaler
Zone (Schulterregion; a), anastomosierende solide Nester und Trabekel des Plattenepithelkarzinoms in der
Dermis (b). HE-Färbung.
Kleinzellige/neuroendokrine Karzinome
Kleinzellige/neuroendokrine Karzinome
Bei diesen Metastasen handelt es sich überwiegend um Hautmetastasen des kleinzelligen Bronchialkarzinoms. Sie sind oft an der Haut des Körperstamms lokalisiert. Verglichen mit der Häufigkeit
und Metastasierungsneigung des kleinzelligen Bronchialkarzinoms sind Hautmetastasen
dieses Tumors eher gering. Histopathologisch handelt es sich um solide, kleinzellige,
undifferenzierte Tumorzellverbände mit rundlichen bis ovalären Zellkernen und sehr
wenig Zytoplasma (Abb. [11 a]). Das kleinzellige Bronchialkarzinom wird immunhistochemisch markiert durch die
niedermolekularen Zytokeratine Keratin 8 und 18, während Keratin 20 meist negativ
ist (Abb. [11 b]). Hinzu kommen die neuroendokrinen Marker Synaptophysin und CD 56 (N-CAM) sowie
TTF-1 [17]
[19]
[21]
[28]. Die Differenzialdiagnose schließt verschiedene primäre Hauttumoren, vor allem das
Merkelzellkarzinom, ein. Diese Tumoren und ihre Hautmetastasen sind klinisch (Abb.
[12]) oft ähnlich und auch die Routine-Histologie ermöglicht meist keine eindeutige Abgrenzung
(Abb. [13 a]). Die sehr charakteristische Koexpression von niedermolekularen Keratinen, insbesondere
Keratin 20 (Abb. [13 b]), mit Neurofilament-Protein erlaubt die Diagnose eines Merkelzellkarzinoms und seine
Abgrenzung vom kleinzelligen Bronchialkarzinom [29]
[30]. Neuronale und neuroendokrine Marker wie Chromogranin, Synaptophysin und N-CAM können
hingegen in beiden Tumortypen exprimiert werden [4]. Problematisch kann in der Routinehistologie die Abgrenzung maligner Lymphome von
kleinzelligen Hautmetastasen und Merkelzellkarzinomen sein. Erstere exprimieren charakteristischerweise
Leucocyte Common Antigen (CD 45) und B-Zell- bzw. T-Zell-Marker, während Keratine
fehlen ([4]
[5]; Tab. [1]).
Abb. 11 Hautmetastase eines kleinzelligen Bronchialkarzinoms (a; HE-Färbung). Immunhistochemisch färben Antikörper gegen Keratin 18 (Klon Ks 18.04)
vorwiegend plaque-förmige Strukturen in den Tumorzellen (b).
Abb. 12 Merkelzellkarzinom. Bläulich-rötlich livide Lokalrezidive, deren Operationen und Destruktionen
das Ohr zerstörten (a; Mann, 93 J.). (b) Subkutane Metastase (Stirn; Mann, 62 J.).
Abb. 13 Merkelzellkarzinom. Homogene, wenig differenzierte Tumorzellen in der Dermis, kleinzelliger
Zelltyp (a). Immunhistochemisch deutlich positiv mit Antikörpern gegen Keratin 20 (Klon Ks 20.8)
in einem Punktmuster durch Färbung der paranukleären Plaques (b).
Maligne Melanome
Maligne Melanome
Hautmetastasen von malignen Melanomen sind relativ häufig. Sie können sowohl In-Transit-Metastasen
als auch hämatogene Fernmetastasen darstellen, die charakteristischerweise einen Epidermotropismus
zeigen, der bei Hautmetastasen anderer Primärtumoren meist fehlt. Der Epidermotropismus
kann daher bei kutanen Infiltraten maligner Melanome auch kein spezifisches Kriterium
für ein primäres Melanom sein. Makroskopisch sind die Metastasen melanotisch oder
amelanotisch und in unterschiedlichen Hautschichten lokalisiert. Immunhistochemisch
sind sie typischerweise negativ für Keratine und positiv für Vimentin und verschiedene
melanozytäre Marker wie HMB 45, Melan A und S 100 [4]
[5]
[31].
Schlussfolgerungen
Schlussfolgerungen
Hautmetastasen von Karzinomen innerer Organe sind selten und meist Zeichen eines Spätstadiums.
Sie sind Ausdruck einer Fernmetastasierung, was das therapeutische Procedere entscheidend
bestimmt. In manchen Fällen sind sie aber auch die Primärmanifestation eines Malignoms,
und dann ist ihre Diagnostik wegweisend für die Identifikation des Primärtumors, der
in diesen Fällen häufig in der Lunge, der Niere oder im Ovar lokalisiert ist. Immunhistochemische
Marker, die inzwischen in einer breiten Palette und gut charakterisiert zur Verfügung
stehen, erlauben bei Hautmetastasen Rückschlüsse auf den Primärtumor. Ihr Einsatz
lohnt sich in der Histodiagnostik, da die Primärtumoren damit auf einen oder wenige
eingeengt werden und den Patienten so oft weitere Untersuchungen erspart werden können.
Besondere Bedeutung hat die Abgrenzung einer Metastase von einem primären Hauttumor.