Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2005; 40(11): 631-632
DOI: 10.1055/s-2005-870549
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Anästhesiologische Fort- und Weiterbildung im Zeitalter des Internet - Sind wir noch up to date?”

Continuing Education in Anesthesiology in the Age of Internet - Are We Still Up to Date?T.  Standl1
  • 1Klinik für Anästhesie und operative Intensivmedizin, Städt. Klinikum Solingen
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Publication Date:
15 November 2005 (online)

Παντα ρει (Panta rei - Alles fließt): mit diesem Begriff kann man die Dynamik der Veränderung in der Medizin überschreiben. Dabei sehen sich Ärztinnen und Ärzte seit Jahren mit einem enorm wachsenden medizinischen Wissen konfrontiert, das einer immer kürzeren Halbwertszeit unterliegt.

Aufgrund des steigenden ökonomischen Druckes im Gesundheitswesen durch die DRGs sind insbesondere im Krankenhaus tätige Ärztinnen und Ärzte gezwungen, die Patientenbehandlung auf hohem medizinischen Niveau in immer kürzerer Zeit zu leisten. Zusätzlich wird ein Großteil der Arbeitszeit durch die Notwendigkeit der Dokumentation und Evaluation durchgeführter medizinischer Maßnahmen in Anspruch genommen. Die steigende Lebenserwartung führt zu einem immer größer werdenden Anteil an älteren Patienten mit einer zunehmenden Zahl von Komoribitäten. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, sind Ärztinnen und Ärzte gezwungen, sich permanent in Bezug auf die neuesten diagnostischen und therapeutischen Verfahren auf dem Laufenden zu halten.

Die notwendige Fortbildungstätigkeit steht dabei aber bei vielen Ärzten in zunehmendem Maße in Konkurrenz zu steigenden beruflichen Belastungen am Arbeitsplatz und in der Familie. Dies ist u. a. an der in vielen Bereichen bedauerlicherweise rückläufigen Teilnehmerzahl an hausinternen und regionalen Fortbildungsveranstaltungen fest zu machen.

Gerade in der operativen Medizin haben sich unter ökonomischem Druck in den letzten Jahren die Abläufe erheblich beschleunigt, so dass die präoperative Verweildauer und die Hospitalisationsdauer von Patienten kontinuierlich abgenommen haben und die Zahl ambulant operierter Patienten kontinuierlich zunimmt. In diesem Spannungsfeld ist es für den behandelnden Arzt kaum mehr möglich, bei medizinischen Fragestellungen oder komplizierten medizinischen Zusammenhängen, wie früher durchaus üblich, im speziellen Fall Kenntnisse oder diagnostische und therapeutische Behandlungsvorschläge kurzfristig durch Nachlesen in Lehrbüchern zu erwerben. Hier bleibt aufgrund der Kürze der Zeit, gerade im anästhesiologischen und intensivmedizinischen Bereich, allenfalls der Zugriff über das Internet bzw. auf evidenzbasierte Expertensysteme.

Fort- und Weiterbildungsartikel in medizinischen Fachzeitschriften nehmen eine Mittelstellung zwischen Internet und Lehrbuch ein und haben im Vergleich zur Internetrecherche den Vorteil einer meist deutlich umfassenderen Abhandlung der entsprechenden Fragestellung. Im Vergleich zum Lehrbuch zeichnen sich Fort- und Weiterbildungsartikel in Fachzeitschriften durch einen deutlich aktuelleren Wissensstand aus, da Grundlage dieser Übersichtsarbeiten eine umfangreiche aktuelle Literaturrecherche bildet.

Die Ärztekammern haben vor einigen Jahren die Bedeutung der medizinischen Fortbildung erkannt und mit dem 2004 in Kraft getretenen GKV-Modernisierungsgesetz approbierte Ärzte zu einer regelmäßigen fachlichen Fortbildung verpflichtet. Erstmals sind bis zum 30. Juni 2009 von allen Ärzten mit KV-Zulassung innerhalb von 5 Jahren mindestens 250 Fortbildungspunkte nachzuweisen.

Die Fachzeitschrift Anästhesiologie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie hat bereits vor Jahren auf diese Entwicklung reagiert, indem in regelmäßigen Abständen von 2 Monaten Fort- und Weiterbildungsartikel Bestandteil der monatlichen Ausgaben sind. Am Ende der jeweiligen Fort- und Weiterbildungsartikel fanden sich bisher jeweils 5 Fragen zur Lernerfolgskontrolle, deren Antworten an den Verlag gesendet und bei richtiger Beantwortung von 80 % der Fragen mit einem Fortbildungspunkt anerkannt wurden. Die Fortbildung im Rahmen der CME (Continuing Medical Education) wird von der Ärztekammer zertifiziert, so dass man durch regelmäßige Teilnahme sein Fortbildungskonto aufstocken kann. Die Bundesärztekammer hat die Grundeinheit einer Fortbildungsaktivität, die einer Fortbildungsstunde von 45 Minuten entspricht, mit einem Fortbildungspunkt bewertet.

Mit dem Heft 11 der AINS und dem Fort- und Weiterbildungsartikel von Lasarzik und Kretz mit dem Thema „Respiratorische Notfälle im Kindesalter” wird die CME-Fortbildung erstmals durch die Ärztekammer Nordrhein mit 3 Punkten bewertet, da zum ersten Mal 10 Fragen beantwortet werden müssen. Zusätzlich hat der Thieme-Verlag als Neuheit die Möglichkeit eingerichtet, im Internet unter http://cme.thieme.de an der CME-Fortbildung teilzunehmen. AINS-Abonnenten haben hierdurch freien Zugang zu allen CME-Artikeln der AINS. Die CME-Teilnahme an Artikeln anderer Thieme-Zeitschriften ist für einen Unkostenbeitrag von €10,- pro Artikel möglich. Durch dieses Angebot eines Punktekontos soll es für die Interessenten einfacher werden, ihre CME-Punkte zu sammeln und zu verwalten. Neben den automatisch eingepflegten Punkten, die man im CME-Portal von Thieme erworben hat, besteht die Möglichkeit, Punkte von anderen Anbietern zusätzlich einzutragen. Sobald das Angebot eines bundesweiten Punktekontos der Ärztekammern besteht, soll ein Punktetransfer auf das Ärztekammerkonto eingerichtet werden.

Hauptzielgruppe für die CME-Fortbildungen in der AINS sind somit Kolleginnen und Kollegen mit abgeschlossener Facharztausbildung, die im 5-jährigen Turnus einen entsprechenden Fortbildungsnachweis erbringen müssen. Darüber hinaus sind die Artikel selbstverständlich für alle Ärztinnen und Ärzte in der Facharztweiterbildung geeignet und gedacht. Aus diesem Grunde bemühen sich die Rubrikherausgeber, alle vier Säulen des Faches Anästhesiologie in einem angemessenen Anteil anzubieten. Durch den Zugang im Internet und die automatische Kontoführung der CME-Punkte ist diese Möglichkeit der Fort- und Weiterbildung noch einfacher und attraktiver geworden. Es wird auch in der Zukunft Anspruch und Verpflichtung der Rubrikherausgeber und des Verlages sein, den Lesern eine ansprechende, interessante und aktuelle Fort- und Weiterbildungsreihe anzubieten. An dieser Stelle möchte ich mich auch ganz herzlich bei allen Autoren der Fort- und Weiterbildungsartikel bedanken, die in den letzten Jahren und derzeit mit ihren kompetenten und ansprechenden Beiträgen zum Erfolg dieser Rubrik beigetragen haben und dies weiterhin tun.

Anästhesiologische Fort- und Weiterbildung ist wichtig, unerlässlich, und auch im Zeitalter des Internets mit seinen extrem schnellen Zugriffsmöglichkeiten in Form von Artikeln in Fachzeitschriften, die diese modernen Medien integrieren, weiterhin attraktiv. Entsprechend dem Leitspruch „Non scholae sed vitae discimus” wünsche ich unseren interessierten Lesern auch in den kommenden Jahren viel Freude und Erfolg bei der Fort- und Weiterbildung mit den Beiträgen in der AINS.

Prof. Dr. med. T. Standl

(Rubrikherausgeber Fort- und Weiterbildung) Klinik für Anästhesie und operative Intensivmedizin, Städtisches Klinikum Solingen, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Köln

Gotenstraße 1 · 42653 Solingen

Email: standl@klinikumsolingen.de

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