Rofo 2005; 177(7): 1037-1039
DOI: 10.1055/s-2005-871796
Mitteilungen der DRG

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nach dem Kongress ist vor dem Kongress - Rückblick auf den 86. Deutschen Röntgenkongress vom 4. bis 7. Mai 2005 in Berlin

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Publication Date:
22 June 2005 (online)

 
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    Der 86. Deutsche Röntgenkongress und die Jubiläumsfeier "100 Jahre Deutsche Röntgengesellschaft" haben trotz des Umzugs nach Berlin und in das noch gewöhnungsbedürftige Umfeld der Messehallen im Südbereich nochmals mehr Teilnehmer für sich gewinnen können als dies der ebenfalls sehr erfolgreiche "Abschiedskongress" von Wiesbaden erreichte. So kamen insgesamt 6 870 (2004: 6 430) Teilnehmer nach Berlin. (Ärzte/Physiker/Naturwissenschaftler: 3600 gegenüber 3 420; Besucher des Industrieforums: 2150 gegenüber 2100; MTRA: 1040 gegenüber 910; Sonstige Besucher: 80)

    Besonders ermutigend für die Veranstalter war das große Engagement der Industrie, die in den Hallen 2.1 und 4.1 ihre Produkte und Leistungen sehr übersichtlich präsentierte und sich über eine große Resonanz der Besucher freuen konnte. Die von den Informationsständen belegte Fläche stieg um 50% (4850m2 gegenüber 3150 m2).

    Höhepunkte des Kongresses waren ohne Zweifel die beiden Festredner Prof. Dr. h.c. Lothar Späth und Prof. Dr. Ernst-Peter Fischer. In seinem Eröffnungsvortrag attackierte Lothar Späth die erschreckende Lethargie unserer Gesellschaft und ihrer politischen "Elite" und rief zu mehr Mut und Risikobereitschaft auf. Die Einführung technischer Innovationen bedeute immer auch die Bereitschaft, sich vom Althergebrachten zu trennen und Neues zu wagen. Seine knappen Analysen gepaart mit gelegentlich bissigem Humor riefen immer wieder zustimmenden Beifall hervor. In seinem Festvortrag "Der Durchblick des Jahrhunderts - Welt- und Menschenbilder seit den Tagen von Röntgen" anlässlich der Jubiläumsfeier am 5. Mai im Schlüterhof demonstrierte Ernst Peter Fischer das mit der Entdeckung Wilhelm Conrad Röntgens keineswegs die Welt und der Mensch "durchsichtiger" geworden sind. In einem fesselnden Gedankenbogen zeigte er auf, dass mit dem Durchblick des Jahrhunderts das Geheimnis des Menschen und des Menschseins trotz aller faszinierenden Entdeckungen keineswegs seiner Entschlüsselung näher gekommen ist. Den Text des Vortrages finden Sie auf Seite 923 dieser Ausgabe abgedruckt.

    Nach einer musikalischen Einleitung durch das Jazzensemble indigo-moon der Berliner Hanns-Eisler-Hochschule für Musik begrüßte der Kongresspräsident Prof. Dr. Dr. h.c. Karl-Jürgen Wolf die zahlreich erschienen Ehrengäste, Gäste und Teilnehmer des Kongresses. Er verwies darauf, dass die "Röntgenvereinigung zu Berlin" den ersten Röntgenkongress vor hundert Jahren einberufen hatte und dass die führenden Radiologen diesen Kongress zum Anlass nahmen, die Deutsche Röntgengesellschaft am 2. Mai 1905 zu gründen. Die Entwicklung der Radiologie in Deutschland sei von zahlreichen Pionieren geprägt worden, einige von ihnen wolle die DRG durch die Benennung der Vortragssäle mit ihren Namen in Erinnerung rufen. Besonders hervor hob Wolf den Pionier Max Immelmann, der sich um die Heranbildung von Hilfskräften, den späteren MTRA, verdient gemacht habe. Die deutsche Radiologie verfüge im internationalen Vergleich über einen hervorragenden Ruf, dies werde u.a. durch eine 1992 durchgeführte Untersuchung der Universität Leiden belegt. Hier nimmt die deutsche Radiologie in der englischsprachigen Fachliteratur den 2. Platz bezüglich des Impacts ein. Dieser hohe Standard der Radiologie sei ein klares Zeichen für die hohe Innovationskraft unseres Faches. Der Kongresspräsident dankte den Vertretern der Industrie für ihre Unterstützung und wies darauf hin, dass in der Forschung und Entwicklung die gute Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Industrie sich in der Radiologie wie in kaum einem anderen Fach hervorragend bewährt hat.

    Im Rahmen der Eröffnungsfeier erhielten Frau Prof. Dr. Hedvig Hricak aus New York und Herr Prof. Dr. Manfred Thelen aus Mainz aus der Hand des Präsidenten die Urkunden als Ehrenmitglieder der DRG übergeben. Herr Prof. Dr. Antonio Chiesa aus Brescia war leider wegen einer Erkrankung verhindert, die Urkunde als Ehrenmitglied entgegenzunehmen.

    Herr Prof. Dr. Willi A. Kalender erhielt die Hermann-Rieder-Medaille für seine außerordentlichen wissenschaftlichen Beiträge zur Medizinphysik und zur Weiterentwicklung der Computertomographie. Mit dem Holthusenring 2005 wurde Herr PD Dr. Martin Bendszus aus Würzburg ausgezeichnet.

    Der Wilhelm-Conrad-Röntgenpreis 2005 wurde an Frau Dr. med. Heike Elisabeth Daldrup-Link (Abteilung Radiologische Diagnostik des Klinikums Rechts der Isar der TU-München) für ihre Arbeit: "Neue Entwicklungen für die MRT des Knochenmarks" verliehen.

    Anlässlich des Jubiläums der DRG hatte die Preisjury entschieden, einen einmaligen Jubiläums-Forschungs-Preis "100 Jahre Deutsche Röntgengesellschaft" zu vergeben. Der Preis ging an Herrn Dr. med. Dipl. Phys. Martin Taupitz (Institut für Radiologie an der Charité, Campus Mitte) für seine Arbeit: "Ein neues Kontrastmittel für die MTR auf der Basis Citrat-stabilisierter magnetischer Eisenoxid-Nanopartikel".

    Den Walter-Friedrich-Preis 2005 erhielt Herr PD Dr. med. Andreas Mahnken (Klinik für Radiologische Diagnostik der RWTH Aachen) für seine Arbeit: ("Mehrschicht-Spiral CT des Herzens: In vitro, tierexperimentelle und klinische Ergebnisse"

    Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurden die Preisträger für den Felix-Wachsmann-Preis 2005 ausgezeichnet. Die diesjährigen Preisträger sind: Prof. Rainer Klöppel (Institut für Bildgebende Diagnostik, Klinikum Chemnitz), Prof. Dr. med. Alexander Mundinger (Klinik für Radiologie des Marienhospital in Osnabrück) , Prim. Dr. med. Gerd Reuther (Institut für Bildgebende Diagnostik, Privatiklinik und Ambulatorium Döbling, Wien), PD Dr. med. Rainer Schmitt (Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie,Herz- und Gefäßklinik GmbH, Bad Neustadt an der Saale) , PD Dr. med. Siegfried Tuengerthal (Röntgenabteilung am Krankenhaus Rohrbach, Heidelberg), Prof. Dr. med. Friedhelm Zanella (Institut für Neuroradiologie am Universitätsklinikum in Frankfurt/Main).

    Das Werner-Porstmann-Stipendium 2005, gespendet von der Boston-Scientific GmbH zur Unterstützung einer wissenschaftlichen Studie in der Interventionellen Radiologie, erhielt Dr. med. Jens Schneider von der Radiologischen Klinik der Universität Mainz, für das Projekt: "Computerassistierte Planung und Navigation bildgeschützter minimal-invasiver therapeutischer Eingriffe an Thorax und Lunge unter Berücksichtigung der Atemlage"

    In seiner Rede anlässlich der Jubiläumsfeier zitierte der scheidende Präsident Prof. Dr. Bernd Hamm aus der Eröffnungsrede des ersten Präsidenten der DRG, Prof. Dr. Richard Eberlein, zum Röntgenkongress 1905 den folgenden Passus: "Wenn auch Geheimrat Röntgen seinerzeit die Frage der eventuellen Verwertbarkeit seiner neuen Strahlen für die Medizin und die Technik unerörtert ließ, so war doch davon auszugehen, daß Ärzte, Physiker und Techniker alles daransetzen würden, diese wunderbaren Strahlen für die Medizin und die Technik nutzbar zu machen. Mit außerordentlichem Eifer und ungeahntem Erfolg haben Wissenschaft und Technik an der Ergründung und Vervollkommnung der Röntgenstrahlen gearbeitet. Die neuen Entdeckungen und Aufschlüsse folgten schnell aufeinander. Stein konnte auf Stein gelegt werden und schon nach wenigen Jahren war hieraus ein fest gefügter Bau, ein einheitliches Ganzes, die Röntgenlehre, die Röntgenologie entstanden. Die wissenschaftliche Berechtigung derselben, deren diagnostische und therapeutische Bedeutung und deren praktisch-technische Tragweite stehen heute unantastbar da." Prof. Hamm ergänzte diesen Rückblick von 1905 wie folgt: "Bereits der Röntgenkongress 1905 belegt, welch interdisziplinäre Basis unser Fach hat, ein Fundament was zwischenzeitlich durch neue technische Errungenschaften und medizinischer Anwendung wie der Sonographie, der Computertomographie, der Magnetresonanztomographie und der minimal invasiven therapeutischen Verfahren deutlich ausgebaut worden ist." Hamm betonte, dass die Entdeckung der Röntgenstrahlen ein Geschenk für die Menschheit war und dass es gerade Aufgabe der Radiologen sei, dieses Erbe nicht nur zu bewahren sondern zu mehren.

    Abschließend dankte er insbesondere Herr Prof. Erich Reinhardt von der Siemens AG für die Unterstützung der Jubiläumsfeier und Herrn Albrecht Hauff, Mitinhaber des Georg Thieme Verlags, für die großzügige Unterstützung bei der Herstellung des Festbandes zur 100-Jahr-Feier. Der Thieme Verlag habe es der DRG durch seine großzügige Unterstützung ermöglicht, diesen auch in seiner Gestaltung überaus gelungenen Band allen Mitgliedern der DRG zum Geschenk machen zu können. Ganz besonders dankte er in diesem Zusammenhang den beiden Herausgebern Prof. Dr. Werner Bautz und Dr. Uwe Busch sowie allen Autoren des Bandes.

    In der Abschlussfeier am Samstag, den 7. Mai 2005, gratulierte der Kongresspräsident den Gewinnern der Posterpreise und überreichte ihnen die Urkunden. Er dankte allen Referenten und allen Mitarbeitern, die zum Gelingen des Kongresses beigetragen haben, für ihr Engagement. Er bat die Teilnehmer um Nachsicht für die trotz aller Sorgfalt eingetretenen Pannen, die im kommenden Jahr reduziert werden könnten, da man sich dann auf die neue Umgebung eingestellt habe. Der Kongresspräsident des kommenden Jahres, PD Dr. Dr. Reinhard Loose, lud die Teilnehmer zum 87. Deutschen Röntgenkongress vom 24. bis 27. Mai 2006 nach Berlin ein. In einem kurzen Aufriss skizzierte er die Themen des kommenden Kongresses und machte klar, dass das bewährte Konzept der Verknüpfung von Fortbildung und Wissenschaft als tragende Säule des Kongresses weitergeführt wird. Der neue Präsident der DRG Prof. Dr. Dr. h.c. Maximilian Reiser dankte dem Kongresspräsidenten und seinen Mitarbeitern Dr. Jens Heidenreich und Dr. Joachim Hohmann für den gelungenen Kongress.

    Fazit: Die Verlegung von Geschäftsstelle und Kongress der Deutschen Röntgengesellschaft nach Berlin war ein Wagnis, welches sich eindeutig als gelungen erwiesen hat. Die unmittelbare Nähe zu den zentralen Institutionen der Ärztlichen Selbstverwaltung und die Möglichkeit, den Kongress räumlich ausdehnen zu können, haben sich bereits innerhalb weniger Monate als vorteilhaft herausgestellt. Dennoch bleibt bis zum nächsten Kongress genug zu tun, um die kleinen und mittleren Unannehmlichkeiten auszuräumen. Hier ist auch die Mitwirkung der Berliner Behörden und vor allen Dingen auch der Messe Berlin gefordert. Vorstand und Geschäftsstelle werden hier die entsprechenden Schritte tun.

    Auf Wiedersehen im Mai 2006 in Berlin!

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