Der Klinikarzt 2005; 34(7): VII
DOI: 10.1055/s-2005-872039
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Fortgeschrittenes nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom - Erstmals signifikante Überlebensverlängerung

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Publication Date:
28 July 2005 (online)

 
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Trotz neuer Chemotherapien war die Prognose von Patienten mit vorbehandeltem fortgeschrittenen nichtkleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) bisher immer noch ungünstig. Ein entscheidender Durchbruch gelang nun mit Erlotinib (Tarceva®), das bei vorbehandelten Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom das Überleben signifikant verlängert.

NSCLC-Patienten weisen häufig eine Überexpression des epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptors HER1/EGFR auf. Der "epidermal-growth-factor"(EGF)-Rezeptor ist eine wichtige Schaltstelle der Signalweiterleitung bei der Entstehung und Progression des nichtkleinzelligen Bronchialkarzinoms. Hier greift Erlotinib ein, indem es die Phosphorylierung der Tyrosinkinase inhibiert, sodass der epidermale Wachstumsfaktor-Rezeptor nicht aktiviert werden kann. Dies wiederum unterbricht die intrazelluläre Signalübertragung zum Zellkern und das Tumorzellwachstum.

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Gesamtüberleben um zwei Monate verlängert

Die Wirksamkeit des Tyrosinkinasehemmers belegt eine prospektive, randomisierte und plazebokontrollierte Phase-III-Studie (BR.21) mit 731 Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom im Stadium III B oder IV, die zuvor mit ein bis zwei Chemotherapien vorbehandelt worden waren ([1]). Unter Therapie mit dem Tyrosinkinaseinhibitor erhöhte sich im Vergleich zu Plazebo die mediane Überlebenszeit um zwei Monate (6,7 versus 4,7 Monate; p = 0,002) - eine Verbesserung von 43%. Nach einem Jahr lebten noch 31% der Erlotinibpatienten, im Plazeboarm dagegen nur 21%. Zudem ließ sich das progressionsfreie Überleben von 8,0 auf 9,7 Wochen verlängern (p < 0,0001).

Typische Krankheitssymptome wie Husten, Dyspnoe und Schmerzen konnten unter Erlotinib häufiger und über einen längeren Zeitraum gelindert werden. "Die Verträglichkeit dieser innovativen Therapie war im Vergleich zu den konventionellen Zytostatika außerordentlich gut", betonte Dr. M. Reck, Großhansdorf. Häufigste Nebenwirkung war ein Hautausschlag ("Rash"), der sich meist spontan oder nach einer Therapiepause zurückbildete.

Erlotinib ist bereits seit November 2004 in den USA als Zweit- und Drittlinien-Therapie des nichtkleinzelligen Bronchialkarzinoms zugelassen. Die europaweite Zulassung wird für das vierte Quartal dieses Jahres erwartet.

Quelle: Presseinformation "Targeted Therapy mit Tyrosinkinase-Hemmer Erlotinib: Erstmals signifikante Überlebensverlängerung bei Patienten mit fortgeschrittenem NSCLC", herausgegeben von der Hoffmann-La Roche AG, Grenzach-Wyhlen

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Literatur

  • 1 Shepherd FA. et al.. Proc Am Soc Clin Oncol. 2004;  23 (suppl) abstract # 7022
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Literatur

  • 1 Shepherd FA. et al.. Proc Am Soc Clin Oncol. 2004;  23 (suppl) abstract # 7022