Der Klinikarzt 2005; 34(7): VIII
DOI: 10.1055/s-2005-872041
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Latex-Allergien vermeiden - Neuer OP-Handschuh mit geringerem allergenen Potenzial

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Publication Date:
28 July 2005 (online)

 
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Handschuhe aus Naturkautschuklatex ("natural rubber latex") sind bei Ärzten und beim Pflegepersonal beliebt. "Über 90% der weltweit verwendeten Operationshandschuhe sind aus Latex", konstatierte Dr. Jan Rogers, Research Manager bei Regent Medical. Grund hierfür sind sicherlich nicht nur die vergleichsweise geringen Kosten, sondern die guten Trageeigenschaften von Handschuhen aus Naturkautschuk. Doch in Naturkautschuklatex sind gleichzeitig viele Proteine enthalten. "Insgesamt sind bislang 250 Proteine identifiziert", berichtete Rogers, "57 davon sind potenziell allergen. Und wiederum vier dieser Proteine - nämlich Hev B1, Hev B2, Hev B3 und Hev B6.01 - verursachen über 90% der Latexallergien."

Bei den Reinigungs- und Herstellungsprozessen vom Naturkautschuk bis zum Endprodukt wird zwar bereits ein Großteil der Proteine, die im Rohmaterial enthalten sind, entfernt. Doch schon kleinste Proteinkonzentrationen reichen aus, um Sensibilisierungen und Akutreaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock zu verursachen. "Problematisch sind insbesondere große, schwer lösliche und damit auch nur schwer zu entfernende Proteine", erklärte Rogers. Inzwischen haben sich einige Kliniken trotz der höheren Kosten für Handschuhe aus synthetischen Materialien zum Schutz ihrer Mitarbeiter und der Patienten (!) mittels einer latexfreien Politik entschlossen.

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Jetzt gibt es eine Alternative

Mit Biogel® EclipseTM, dem neuen OP-Handschuh von Regent Medical, steht jetzt eine Alternative zu solchen latexfreien Produkten zur Verfügung. Der innovative Handschuh wird aus deprotenisiertem Naturlatex (DPNRL = "de-proteinized natural rubber latex") hergestellt. Über einen enzymatischen Reinigungsschritt, bei dem große Proteine degradiert und dann entfernt werden, werden hier bis zu 95% der Proteine aus dem Rohmaterial eliminiert.

Je weniger Proteine allerdings das Latex enthält, desto instabiler kann das entstehende Produkt werden. Daher wird dem Latex in dieser Phase zusätzlich ein stabilisierendes Tensid beigemischt. Anschließend wird es denselben Reinigungsprozessen unterzogen, wie sie auch für konventionelle Latexhandschuhe bislang üblich sind. Damit lassen sich die Proteinkonzentrationen nochmals signifikant reduzieren - und zwar so weit, dass sie bei allen Standardtests unterhalb der Nachweisgrenze liegen.

Das Ergebnis dieses Verfahrens ist ein besonders weicher OP-Handschuh mit potenziell geringerem antigenen Potenzial, der noch bessere Trageeigenschaften aufweist als ein konventioneller Latexhandschuh. Zudem entsprechen die physikalischen Eigenschaften - dies haben umfangreiche Test ergeben - denen der konventionellen Latexhandschuhe. "Die Handschuhe sind aber nicht völlig frei von Protein und bieten daher keinen 100%igen Schutz gegen Allergien. Personen, bei denen eine Typ-4-Sensibilisierung gegen Latex besteht, können diese jedoch gefahrlos verwenden", sagte Maggie Smock, Marketingdirektor bei Regent Medical.

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Erster Praxistest in Schottland

In den vergangenen Jahren erzielte das Thema 'Latexallergie' immer größere Aufmerksamkeit. Spätestens seit dem Urteil im Rechtsstreit der englischen Krankenschwester Alison Dugmore gegen ihren Arbeitgeber im Jahr 2002 sei klar, dass Handlungsbedarf bestehe, meinte Jill Bowler, Edinburgh (Schottland, UK). Dugmore hatte während ihrer Tätigkeit als Krankenschwester eine Typ-1-Allergie gegen Latex entwickelt. Nach einer ersten Akutreaktion im Jahr 1996 verwendete sie persönlich zwar ausschließlich Vinylhandschuhe. Im September 1997 erlitt sie beim Aufheben einer leeren Schachtel ursprünglich gepuderter Handschuhe einen anaphylaktischen Schock, infolge dessen sie berufsunfähig wurde. Laut dem späteren Gerichtsurteil hätte dem Krankenhausträger das allergene Potenzial der Latexhandschuhe spätestens seit dem 1. Januar 1997 bekannt sein müssen, sodass die Klinik zu einer Zahlung von 345000 englischen Pfund verurteilt wurde. "Heute müssen Kliniken synthetische OP-Handschuhe und alternative Materialien bereithalten", so Bowler.

Um das Risiko für Patienten und klinisches Personal, sich zu sensibilisieren und eine allergische Reaktion auf Latex zu entwickeln, zu minimieren, hat Bowler in Schottland eine Vergleichsstudie initiiert, in der Chirurgen und Pflegepersonal vier verschiedene OP-Handschuhe testeten - angefangen von einem Neopren-OP-Handschuh über zwei unterschiedliche Polyisopren-Handschuhe bis hin zu dem neuen deproteinisierten Latexhandschuh.

"Die meisten Befragten favorisierten deutlich die Verwendung von Latexhandschuhen", berichtete Bowler. Und dies spiegelt auch das Ergebnis der Befragung wider: Am besten abgeschnitten hatte der deproteinisierte Latexhandschuh Biogel® EclipseTM - und zwar sowohl bezüglich des Tragekomforts ("fit, feel and comfort") als auch bezüglich der klinischen Akzeptanz. "Von allen Handschuhen, die wir hier getestet haben, war dies der einzige, den ich gerne benutzen würde", meinte ein Studienteilnehmer.

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sts

Quelle: Regent Medical Product Launch "There's a new star on the horizon", veranstaltet von der Regent Medical Ltd., Manchester (UK)

 
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