Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die Wähler haben gewählt. Welches der vorgeschlagenen Versicherungsmodelle sich in
der großen Koalition innerhalb der Gesundheitspolitik durchsetzen wird, bleibt ungewiss.
Bürgerversicherung oder Kopfpauschale, kein Modell scheint derzeit ausgereift zu sein
bzw. jedes für sich ist mit finanziellen Risiken für den Staatshaushalt belastet.
Die Zukunft des vor der Wahl avisierten Präventionsgesetzes ist ungewisser denn je,
entgegen der Gewissheit, dass die Finanzlage der Kassen weiter klamm bleiben wird.
Desto mehr gewinnt die Forderung nach der Verwirklichung der Prinzipien Wirtschaftlichkeit
und Evidenz an Bedeutung. Da die Sporttherapie v. a. in der Gruppe stattfindet ist
Erstere gegeben, wenn die Evidenz nachgewiesen ist. Hier belegen viele Studien die
positiven Effekte der Bewegungstherapie mit dem Ziel der Wiedereingliederung in Lebens-
und Bewegungskontext des Einzelnen. Da die Kostenträger diese Zielvorgabe für die
Vergütung von Therapie voraussetzen, hat zunehmend die Pädagogik in den Lehrplänen
auch anderer Bewegungsfachberufe ihren Platz gefunden. Insofern wird die gemeinsame
Schnittmenge der Ausbildungsinhalte größer, gleichbedeutend damit, dass in der Ausbildungspraxis
eine Annäherung von Inhalten unter dem Dach der Bewegungstherapie stattfindet. Unterschiedliche
Schwerpunkte und Spezifitäten bleiben jedoch bestehen.
Diese Entwicklung wird ergänzt von einem größeren Angebot an akademischen Abschlüssen
bisher klassischer Fachschulausbildungen (z. B. Physiotherapie). Die bisherigen Ausbildungsstrukturen
brechen auf und werden durchlässiger.
Mit diesem Umbruch im Ausbildungsbereich korrespondiert eine Veränderung der Arbeitsanforderungen
der Gesundheitsdienstleister bzw. Gesundheitszentren, die sich bisher vornehmlich
aus einem Einnahmesegment finanzierten. Reduzierte Ausgaben für die Rehabilitation
führen zur Umwandlung klassisch monosegmental ausgerichteter Kur- und Rehaeinrichtungen
hin zu plurisegmentalen Gesundheitszentren. Mit dieser veränderten Marktausrichtung
tendiert das personelle Anforderungsprofil hin zu dem universell einsetzbaren Bewegungstherapeuten
mit hoher Sozialkompetenz und Kundenorientierung.
Auf der Basis dieser sich ändernden Rahmenbedingungen werden auch für den DVGS überarbeitete
Curricula (Kompatibilität zu Bachelor- und Masterstudiengängen) und veränderte Zulassungsvoraussetzungen
zu unseren Fort- und Weiterbildungen (Physiotherapeuten) notwendig.
Für diese und alle weiteren Aufgaben werden sich die Mitarbeiter und Funktionsträger
unseres Verbands auch in Zukunft mit Nachdruck einsetzen.
Ihnen, liebe Leser, wünsche ich im Namen der Geschäftsstellenmitarbeiter und Vorstände
unseres Verbandes eine genussvolle Vorweihnachtszeit, erholsame Feiertage und persönliches
Wohlergehen 2006.
Ihr Martin Steinau
(1. Vorsitzender)
PS: Um der immer wieder laut gewordenen Aufforderung nach mehr Praxisbeiträgen gerecht
zu werden, wurden in diesem Heft ausschließlich „wissenschaftlich geleitete” und „reine”
Praxisbeiträge ausgewählt.