Die schwere, das heißt tiefe und ausgedehnte Brandverletzung bedeutet für den Organismus
ein maximales Trauma, wahrscheinlich das schwerste mögliche Trauma überhaupt. Noch
Mitte des vorigen Jahrhunderts endeten Brandverletzungen von über 40 % der Körperoberfläche
in der Regel mit dem Tod des Patienten. Trotz aller Fortschritte bei der Behandlung
Brandverletzter sind jedoch auch weiterhin das Ausmaß und die Tiefe der Verbrennung,
das Alter der Betroffenen oder ein eventuelles Inhalationstrauma die entscheidenden
Faktoren, welche die Prognose des schwer verbrannten Patienten bestimmen. Die Rolle
vorbestehender Begleiterkrankungen ist erstaunlicherweise in der Literatur nur für
die Altersgruppe von mehr als 60 Jahren durch mehrere Untersuchungen belegt.
Die Primärbehandlung schwer brandverletzter Patienten stützt sich heute im Wesentlichen
auf drei Säulen. Dazu zählt zum einen die Behandlung des Verbrennungsschocks mit der
Stabilisierung der Vitalfunktionen und der intensivmedizinischen Betreuung, die Behandlung
der Verbrennungswunde inklusive chirurgischem Debridement und die Deckung mit autologer
Spalthaut und zum anderen die primäre Rehabilitation des Patienten.
Gerade in der Anfangsphase der Behandlung lassen sich durch die Beachtung einfacher
Grundregeln Fehler vermeiden, die später in vital bedrohlichen Organfunktionsstörungen
enden können. Erste wichtige therapeutische Maßnahme ist schon die richtige Zuweisung
der Patienten durch den erstversorgenden Notarzt, der die Überweisungskriterien in
ein Schwerbrandverletztenzentrum kennen muss, um so eine optimale Behandlung sicherzustellen.
Deutliche Verbesserungen konnten bei der initialen Primärtherapie, der chirurgischen
Behandlungsstrategie und der Intensivtherapie inklusive der Ernährungs- und Antibiotikatherapie
erzielt werden. Mit diesen Verbesserungen haben sich auch die Therapieziele verschoben.
Heute strebt man, nach primärer Stabilisierung des Patienten, eine frühe Deckung der
operationspflichtigen verbrannten Areale mit autologer Spalthaut an, um eine lokale
oder generalisierte Infektion mit vitaler Bedrohung des Patienten zu verhindern. Dies
ermöglicht eine frühe Rehabilitation des Patienten und vermindert die Dauer des Krankenhausaufenthalts
sowie die Behandlungskosten.
Die apparative und personelle Ausstattung zur Behandlung schwerbrandverletzter Patienten
wie auch eine ausreichende Erfahrung auf ärztlicher und pflegerischer Seite ist nur
in spezialisierten Zentren gegeben. Ohne diese Voraussetzungen ist eine moderne erfolgversprechende
Behandlung nicht möglich, übersteigt doch der personelle, räumliche, apparative, organisatorische
und finanzielle Aufwand den einer normalen Intensivstation um das Vier- bis Fünffache.
Die Betreuung Schwerbrandverletzter erfordert ein hohes Maß an körperlichem, geistigem
und seelischem Einsatz nicht nur der betreuenden Ärzte, sondern auch der Pflegekräfte,
der Physio- und Ergotherapeuten und der Psychologen. Es dauert Wochen bis ein Brandverletzter
aus dem Krankenhaus in die Frührehabilitation entlassen werden kann, die Rückkehr
an den Arbeitsplatz ist oft ungewiss. Trotz optimaler Therapie verbleiben Dauerschäden
und sichtbare Spuren bis hin zur Entstellung. Narbenkontrakturen zwingen gelegentlich
auch Jahre nach dem eigentlichen Brandunfall noch zu wiederherstellenden Operationen.
Diese Schwerpunktausgabe des klinikarzt soll Sie auf die besondere Problematik der Brandverletzung aufmerksam machen und
Ihnen einen Überblick über die Grundsätze der Behandlung verschaffen. Anhand spezieller
Beispiele dokumentieren die Autoren, wie wichtig eine adäquate Betreuung in ausgewiesenen
Zentren ist und welche Vorteile diese für Patienten und Kostenträger hat.