Quelle: Staahl C, Christrup LL, Andersen SD et al. Opioids in modulation of experimental
pain in skin, muscles and viscera. Posterpräsentation beim 11. IASP Schmerz-Weltkongress
2005, Poster 1126-P96
Thema: Die Therapie von viszeralen Schmerzen - beispielsweise bei Krebspatienten - stellt
den behandelnden Arzt oft vor eine große Herausforderung. Besonders häufig eingesetzt
werden Morphine und Opioidanalgetika, wobei bislang in der Regel das Morphin (µ-Opioidrezeptoragonist)
als Therapeutikum der ersten Wahl gilt - leider zu oft mit nur geringem Erfolg.
Tierexperimentelle Studien weisen auch dem peripheren k-Opioidrezeptor eine gewisse
Rolle bei viszeralen Schmerzen zu. Daher besteht die Möglichkeit, dass Oxycodon -
das sowohl am µ-als auch am k-Rezeptor wirkt - in dieser Situation eine bessere Therapieoption
sein könnte.
Projekt: Im Rahmen einer doppelblinden randomisierten Studie wurden die beiden Analgetika
erstmals anhand einer multimodalen und Multigewebe-Schmerzbewertung untersucht. Dazu
setzten die Forscher 24 gesunde Probanden mittels einer an einen Ballon montierten
Sonde viszeralen Reizen in der Speiseröhre aus. Nach der Basisaufzeichnung des experimentellen
Schmerzes erhielten sie 15 mg Oxycodon, 30 mg Morphin oder Plazebo.
Ergebnis: Interessanterweise war die Wirkung beider Opioide auf alle Gewebe bei allen drei
Messpunkten (nach 30, 60 und 90 Minuten) mit Ausnahme der inneren Organe gleich stark
ausgeprägt - dort war das Oxycodon dem Morphin signifikant überlegen.
Fazit: Dieses Studienergebnis, so die Meinung der Autoren, zeigt erstmals die Unterschiede
zwischen Oxycodon und Morphin bei der Behandlung von Eingeweideschmerzen. Als experimentelle
Studie kann diese Untersuchung jedoch nur einen Trend aufzeigen, ob sich dieser Effekt
auch in einer klinischen Studie wiederholen ließe, ist eher zu bezweifeln. Allerdings
ermöglicht nur ein solches experimentelles System vergleichbare Bedingungen, da sich
(viszerale) Schmerzen interindividuell stark unterscheiden.
Auch ob dieser bessere analgetische Effekt tatsächlich über die k-Opioidrezeptoren
vermittelt wird, bleibt offen. Zumindest ist dieser Rezeptor tierexperimentellen Studien
zufolge in entzündeten viszeralen Geweben hochreguliert und wäre damit ein möglicher
Ansatzpunkt für die Schmerztherapie.
Key Words: viszerale Schmerzen - Oxycodon - Morphin - k-Opioidrezeptoren