Obwohl seit Jahren bekannt, steht das "Restless-Legs-Syndrom" (RLS) jetzt erstmals
im Mittelpunkt neurologischer Bemühungen. Doch noch immer ist die korrekte Diagnose
das schwierigste Unterfangen und sie wird längst noch nicht bei allen Betroffenen
gestellt, und dies obwohl die Symptome mittlerweile behandelt werden können.
Immerhin leiden nach einer Populationsstudie von Berger et al. 9,1% der Deutschen
unter RLS-Symptomen, und bei den über 65-Jährigen sind es der International RLS Study
Group zufolge sogar 9,8% (Rothdach et al. 2000). Diese Zahlen haben sich bestätigt,
wenn man die Minimalkriterien abfragt, obwohl man früher annahm, dass es sich um überhöhte
Prozentangaben handelte. Diese vier Minimalkriterien von Arthur Walters und der International
RLS Study Group, die 1995 veröffentlicht und acht Jahre später in einer Konsensuskonferenz
revidiert wurden, sind standardisiert abzufragen, laut Prof. Dr. Claudia Trenkwalder,
Kassel, am besten nach dem Motto: "Haben Sie unangenehme sensorische Empfindungen
wie Kribbeln, Ameisenlaufen oder Schmerzen in den Beinen und dabei einen Bewegungsdrang?"
"Treten diese Symptome in Ruhe auf, z.B. beim Sitzen oder im Schlaf, und verbessern
sie sich bei Bewegung?" "Verschlechtern sich die Symptome am Abend oder in der Nacht
im Vergleich zum Morgen?" Eine positive Reaktion auf eine dopaminerge Therapie gilt
als zusätzliches Kriterium für RLS. Gleiches gilt für eine positive Familienanamnese.
Zulassungsdaten für Pramipexol eingereicht
Dr. Karin Stiasny-Kolster, Marburg, hält eine frühzeitige Diagnosestellung für essentiell,
da dank der Verfügbarkeit dopaminerger Substanzen für RLS-Patienten wirksame Behandlungsmöglichkeiten
bestehen. So präsentierte die Referentin die Ergebnisse einer randomisierten, doppelblinden,
plazebokontrollierten, multizentrischen Studie mit 345 Patienten (ITT: n = 338) mit
idiopathischem RLS (durchschnittliche Erkrankungsdauer: 5,2 Jahre, durchschnittlicher
RLS-Schweregrad: 24,7 in der Plazebogruppe, 24,9 im Verumarm), die sechs Wochen lang
entweder mit Plazebo oder 0,125-0,75 mg Pramipexol pro Tag behandelt wurden. In einer
46-wöchigen Verlängerungszeit wurde zudem die langfristige Sicherheit und Wirksamkeit
des Non-Ergot-Dopaminagonisten ins Visier genommen. Dieser zeigte dabei eine rasche
und hervorragende Kurz- und Langzeitwirkung ohne Augmentationsproblematik: Die mittlere
Änderung des RLS-Schweregrads (gemessen an-hand der International-RLS-Study-Group-Schweregradskala
= IRLS) gegenüber den Ausgangswerten war bis zur sechsten Woche in der Pramipexolgruppe
im Vergleich zu Plazebo signifikant größer (-12,3 versus -5,7; p < 0,0001). Unter
Verum verbesserten sich der Schweregrad der RLS-Symptome zur Einschlafzeit, die RLS-Symptomatik
in der Nacht sowie am Tag deutlich. Der globale klinische Eindruck (CGI-Arzt) hatte
sich nach sechswöchiger Pramipexoltherapie bei 64,4% und nach zwölf Monaten sogar
bei 92% der Patienten "stark oder sehr stark verbessert". Die Referentin unterstrich
auch die hohe Responderrate von 30% (Woche 1), 60% (Woche 6) und 90% (1 Jahr). In
der Studie wurde außerdem eine antidepressive Wirkung der Pramipexoltherapie beobachtet.
Die Zulassungsdaten für Pramipexol zur Behandlung von RLS-Patienten sind eingereicht.
Symposium "Restless Legs" am 23.9.05 beim 78. Kongress der Deutschen Gesellschaft
für Neurologie (DGN) in Wiesbaden. Veranstalter: Boehringer Ingelheim, Ingelheim am
Rhein.