Medizinisches Personal ist besonders gefährdet für Sensibilisierungen. Oft fängt es
relativ harmlos mit einer irritativ-toxischen Dermatitis an. Durch häufiges Händewaschen
kommt die Haut permanent mit Wasser in Berührung, zudem werden die Hände oft nicht
gepflegt - die Haut ist gereizt, leicht entstehen Risse und Entzündungen. Doch die
zunächst entstehende Dermatitis ist noch keine Allergie. Kommt jedoch der regelmäßige
Kontakt mit einem potenziell allergenen Stoff hinzu, ist der Weg frei für eine allergische
Reaktion. Häufig manifestieren sich diese an den Händen als Latexallergie.
Bei zahlreichen Tätigkeiten in der Klinik ist das Tragen von Handschuhen mittlerweile
eine Selbstverständlichkeit. In Latexhandschuhen enthaltene Proteine können aber zu
allergischen Sofortreaktionen führen. Latexfreie Vinylhandschuhe etwa sind jedoch
aufgrund der schlechteren Trageeigenschaften unbeliebter als Handschuhe aus Latex.
Ein potenziell geringeres allergenes Potenzial bei hohem Tragekomfort weist dagegen
beispielsweise der OP-Handschuh Biogel EclipseTM (Regent Medical) auf. Dieser besteht aus deproteinisiertem Naturlatex, bei dem schon
im Ausgangsmaterial bis zu 90% der allergieauslösenden Proteine entfernt wurden.
Austausch gepuderter Latexhandschuhe ist Pflicht
Austausch gepuderter Latexhandschuhe ist Pflicht
Da die im Naturlatex enthaltenen Proteine zu allergischen Akutreaktionen und sogar
- bei bereits sensibilisierten Menschen - zu einem anaphylaktischen Schock führen
können, ist der Austausch gepuderter Latexhandschuhe bereits seit 1997 vorgeschrieben.
In der technischen Regel für Gefahrstoffe 540 (TRGS 540) "Sensibilisierende Stoffe"
heißt es: "Gepuderte Naturgummilatexhandschuhe sind durch puderfreie und allergenarme
Latexhandschuhe oder andere geeignete Handschuhe zu ersetzen". Dabei löst nicht -
wie häufig vermutet - der Puder selbst allergische Reaktionen aus, sondern die Proteine
lagern sich an den Puder, wirbeln beim Auspacken der Handschuhe in der Luft herum,
werden inhaliert und können neben einer Kontakturtikaria dann gegebenfalls zu Rhinitis
und Asthma führen.
Laut Einschätzung von Prof. T. Fuchs, Göttingen, hat die Umsetzung dieser Regel wahrscheinlich
mit zum positiven Trend des Rückgangs der berufsbedingten Hauterkrankungen beigetragen:
Die Zahl der Verdachtsfälle berufsbedingter Hauterkrankungen ging vom Jahr 1999 bis
zum Jahr 2003 um über 1500 zurück und damit auch die Prävalenz der hierzu zählenden
Latexallergien. Doch ist damit die Gefahr bereits gebannt, gibt es das Problem der
Latexallergie nicht mehr?
Immer noch, so konstatierte Fuchs, gibt es gepuderte Latexhandschuhe auf dem Markt
und auch Verantwortliche in Krankenhäusern, die ihren Mitarbeitern entgegen der seit
nunmehr acht Jahren bestehenden Regel gepuderte Latexhandschuhe Handschuhe zur Verfügung
stellen - ein eindeutig nicht hinnehmbares Vorgehen.
Und wie geht es Patienten, bei denen die Diagnose 'Latexallergie' einmal gestellt
wurde? Dieser Frage ging Fuchs in einer Untersuchung mit 69 Patienten nach, die wegen
einer Naturlatexallergie in Behandlung gewesen waren. Wie sich zeigte, sind Patienten
auch bis zu zehn Jahre nach der Diagnosestellung noch von der Allergie beeinträchtigt.
Etwa 74% der untersuchten Patienten hatten trotz konsequenter Umsetzung der empfohlenen
Allergenkarenzmaßnahmen weiterhin zum Teil schwere klinische Symptome bei Re-Exposition
mit Naturlatex. "Eine Naturlatexallergie verliert sich nicht", resümierte Fuchs. Wird
bei Patienten mit Latexallergie beispielsweise nicht auf geeignete Handschuhe und
eine geeignete Maske geachtet, können schwere Zwischenfälle im OP die Folge sein.
Latexallergie wird häufig erst spät erkannt
Latexallergie wird häufig erst spät erkannt
Wie gefährlich eine unerkannte Latexallergie im Krankenhausalltag ist, verdeutlichte
Fuchs an einem Beispiel: Eine Kontakturtikaria war bei einer 50-jährigen OP-Schwester
das erste Symptom der Latexallergie. Dennoch blieb die Allergie zunächst unbekannt,
der Nesselausschlag wurde nicht weiter beachtet, und auch die Rhinokonjunktivitis
wurde nicht mit den gepuderten Handschuhen der Kollegen in Verbindung gebracht, sondern
fälschlicherweise für einen normalen Heuschnupfen gehalten. Erst nach einer urologischen
Operation, bei der sie einen anaphylaktischen Schock erlitt, wurden allergische Tests
durchgeführt, bei denen die Naturlatexallergie zu Tage kam. Viele Fälle ähneln sich,
die Latexallergie zeigt sich zwar, wird aber erst erkannt, sobald sie beispielsweise
während einer Operation klinisch relevant wird. Wer denkt etwa bei einem Angioödem
beim Luftballonaufblasen sofort an eine Naturgummi-Latexallergie?
Ist schließlich mittels Haut- oder Bluttests nachgewiesen, dass eine Allergie besteht,
erhalten die Patienten einen Allergiepass, auf dem die Naturlatex-Kontakturtikaria
vermerkt ist. Um die Patienten nicht zu gefährden, sollte dieser Pass sowohl von den
Schwestern als auch dem Arzt unbedingt ernst genommen und keinesfalls ignoriert werden,
so Fuchs.
Quelle: Fortbildungsveranstaltung "Aktuelles zur Infektionsprävention und Allergievermeidung",
unterstützt von Regent Medical Overseas Ltd., Zweigstelle Deutschland