Der Klinikarzt 2005; 34(12): X
DOI: 10.1055/s-2005-926207
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Retardierung verbessert Compliance - Fluvastatin-Einnahme unabhängig von der Tageszeit

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Publication Date:
19 January 2006 (online)

 
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Statine senken Blutfette, reduzieren das Stenoserisiko, wirken gefäßprotektiv und antithrombotisch und eignen sich unzweifelhaft zur Primär- und Sekundärprophylaxe von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, indem sie die HMG-CoA-Reduktase inhibieren. Da dieses für die Cholesterinbiosynthese wichtige Schrittmacherenzym nachts die höchste Aktivität zeigt, sollten Statine abends genommen werden. Nur dann können die Substanzen optimal wirken. Eine Ausnahme von der Regel ist Fluvastatin 80 mg retard (Cranoc®): Aktuellen Studiendaten zufolge ([2]), lassen sich damit die Lipidwerte unabhängig vom Zeitpunkt der Tabletteneinnahme kontrollieren.

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Tageszeitunabhängige Wirksamkeit

Ob der Zeitpunkt der Einnahme von Fluvastatin bei Patienten mit Hypercholesterinämie vom Typ IIa/b dessen Effekt auf die Cholesterinbiosynthese beeinflusst, wurde im Rahmen einer prospektiven, doppelblinden, randomisierten, multizentrischen Studie geprüft (n = 229). Egal, ob die Patienten Fluvastatin morgens oder abends einnahmen, war nach einer Beobachtungszeit von acht Wochen kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Studiengruppen zu sehen.

So sank das LDL-Cholesterin bei morgendlicher Fluvastatin-Gabe um 34,5%, während es bei abendlicher Gabe um 35% reduziert werden konnte. Das Gesamtcholesterin ging um 24,2 versus 23,5% zurück. Auch das HDL-Cholesterin unterschied sich zwischen den beiden Studiengruppen nicht signifikant. So erhöhte sich der Wert nach der achtwöchigen Einnahme am Morgen um 9,4 gegenüber 6,3% nach der abendlichen Gabe.

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Insbesondere Diabetiker profitieren

Da Fluvastatin alle LDL-Subfraktionen senkt, insbesondere jedoch die kleinen, dichten LDL-Partikel ("small dense LDL"; sdLDL), profitieren Patienten mit einem Diabetes mellitus Typ 2 besonders von einer Therapie mit dieser Substanz. Denn bei Diabetikern machen diese ausnehmend atherogenen Lipidpartikel bis zu 80% der vorliegenden LDL-Subfraktionen aus.

Dies könnte auch der Grund sein, warum in der LIPS[1]-Studie die günstigen Wirkungen von Fluvastatin in der Hochrisikogruppe der Diabetiker besonders ausgeprägt waren: Die Häufigkeit kardiovaskulärer Ereignisse wurde unter Fluvastatin im Vergleich zu Plazebo signifikant verringert (21,7 versus 37,8%). Dies entspricht einer relativen Risikoreduktion von 47% (p = 0,04) - und dies wiederum ist fast doppelt so hoch wie im Gesamtkollektiv der Studie.

Zudem erhöht Fluvastatin auch den bei Diabetikern häufig erniedrigten HDL-Cholesterinspiegel ([1]) - ein weiteres Ziel bei der kardiovaskulären Risikoreduktion: Erhielten Diabetiker mit einem HDL unter 50 mg/dl entweder 80 mg Fluvastatin oder 20 mg Atorvastatin, reduzierten sich sowohl das LDL-Cholesterin als auch die Triglyzeridwerte in einem ähnlichen Maß. Das HDL-Cholesterin dagegen stieg unter der Fluvastatintherapie signifikant um 12% (von 41 auf 46 mg/dl, p < 0,05). Unter Atorvastatin dagegen sank der Wert sogar geringfügig um 2%.

Quelle: Pressemitteilung: "Aktuelle Studie belegt: Fluvastatin (Cranoc®) senkt die Blutfette sicher und effektiv unabhängig von der Tageszeit", herausgegeben von der Astellas Pharma GmbH, München

sts

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Individuelle Risikostratifizierung

Risikoscores leisten in der täglichen Routine gute Dienste, wenn es darum geht, das individuelle koronare Risiko eines Patienten zu ermitteln. Allerdings berücksichtigen die bekannten Scores Faktoren wie den Body-Mass-Index, körperliche Aktivität oder den Zigarettenkonsum nicht in ausreichendem Maße, obwohl solche konventionellen Risikofaktoren die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität zu 80% verantworten. Seit Anfang dieses Jahres gibt es jetzt ein neues Instrument zur Optimierung des "Cardiovaskulären Risikomanagements in der Prävention" (CARRISMA), das - aufbauend auf den etablierten Scores - eben diese differenzierte Betrachtung der individuellen Lifestylefaktoren mit berücksichtigt.

Maßgeschneiderter Therapieplan

Grundlage des neuen Instruments ist eine interaktive Software, mit deren Hilfe der Arzt einen Bezug zu den alltäglichen Verhaltensweisen herstellen, sie analysieren und über das Patientengespräch aktiv beeinflussen kann. Kann der Patient die Einschätzung seines persönlichen Risikos nachvollziehen und versteht er die Notwendigkeit der (nicht)medikamentösen Intervention, ist er sicher eher dazu bereit, sich an die gemeinsam entworfene, individuelle therapeutische Strategie zu halten. Damit kann CARRISMA in den Fällen, bei denen die Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen eine Rolle spielt, dazu beitragen, die Betroffenen zu einer risikoärmeren Lebensweise zu motivieren.

Entwickelt wurde CARRISMA von dem wissenschaftlichen Team um Prof. H. Gohlke, Bad Krozingen, das Unternehmen Astellas Pharma, München, unterstützt das Projekt seit seiner Einführung mit einer bundesweiten zertifizierten Symposiums- und Workshop-Reihe, in der nicht nur die wissenschaftlichen Hintergründe, sondern auch der praktische Einsatz von CARRISMA vermittelt werden. Auch im Jahr 2006 soll diese Veranstaltungsreihe in Kooperation mit verschiedenen Herz-Kreislauf-Rehabilitationskliniken in Deutschland fortgeführt werden. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.carrisma.net oder unter www.astellas.de

Quelle: Pressemitteilung "CARRISMA - innovatives KHK-Risikomanagement für die Praxis", herausgegeben von der Astellas Pharma GmbH, München

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Literatur

  • 1 Bavilacqua M . Guazzini B . Righini V . et al . Metabolic effects of fluvastatin extended release 80 mg and Atorvastatin 20 mg in patients with type 2 diabetes mellitus and low serum high-density lipoprotein cholesterol levels: a 4-month, prospective, open-label, randomized, blinded end point (probe) trial.  Current Therapeutic Research. 2004;  65 (4) 330-344
  • 2 März W . et al . Efficacy and safety of fluvastatin extended release in hypercholesterolemic patients: morning versus evening administration. Unveröffentlicht. 

1 Lescol Intervention Prevention Study

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Literatur

  • 1 Bavilacqua M . Guazzini B . Righini V . et al . Metabolic effects of fluvastatin extended release 80 mg and Atorvastatin 20 mg in patients with type 2 diabetes mellitus and low serum high-density lipoprotein cholesterol levels: a 4-month, prospective, open-label, randomized, blinded end point (probe) trial.  Current Therapeutic Research. 2004;  65 (4) 330-344
  • 2 März W . et al . Efficacy and safety of fluvastatin extended release in hypercholesterolemic patients: morning versus evening administration. Unveröffentlicht. 

1 Lescol Intervention Prevention Study