intensiv 2006; 14(3): 123-124
DOI: 10.1055/s-2006-926666
Intensivpflege

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Die subglottische Sekretabsaugung - ein Update

Stefan Köberich1
  • 1Abt. Kardiologie/Angiologie, Abt. Pneumologie, Abt. Herz- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Freiburg i. Br.
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Publication Date:
20 June 2006 (online)

Einleitung

Die subglottische Sekretabsaugung als Maßnahme zur Prävention beatmungsassoziierter Pneumonien ist eine seit den späten 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts diskutierte Maßnahme im intensivmedizinischen Kontext. Verschiedene Studien konnten aufzeigen, dass die Absaugung von Sekreten aus dem subglottischen Bereich über ein zusätzliches Lumen des Endotrachealtubus die Möglichkeit bietet, den Beginn einer Pneumonie hinauszuzögern respektive zu verhindern [1] [2] [3] [4].

Das hierfür notwendige System besteht aus einem Endotrachealtubus mit einem zusätzlichen dorsalen Lumen, welches oberhalb des Cuffs eine Öffnung besitzt (Mallinckrodt Hi-Lo Evac/LanzTM). Dieses Lumen wird mit einer Vakuumeinheit verbunden, die entweder kontinuierlich oder intermittierend das sich oberhalb des Cuffs ansammelnde Sekret absaugt.

Der Einsatz eines solchen Systems konnte als eine leicht anwendbare Maßnahme identifiziert werden [5].

Trotz allem hat sich diese Maßnahme nicht als Routinebehandlung etabliert. Kritisch zu betrachten ist dabei vor allem, dass die subglottische Sekretabsaugung lediglich die Entstehung früh einsetzender Pneumonien verhindern kann, jedoch nicht imstande ist, die Inzidenz von später auftretenden ventilatorassoziierten Pneumonien (VAP) und die Mortalität zu senken. Die mit der Verwendung des Spezialtubus verbundenen erhöhten Kosten scheinen ebenso ein Hindernis für die Implementierung dieser Maßnahme darzustellen.

So konstatieren Heine und Kollegen: „Bevor man dieses - mit deutlich höheren Kosten verbundene - Verfahren für die klinische Routine empfehlen kann, müssen Arbeiten vorliegen, die einen positiven Einfluss der subglottischen Absaugung auf Inzidenz und Mortalität der VAP über den gesamten intensivmedizinischen Verlauf belegen können” [6].

Dieser Aussage folgend möchte sich der Artikel mit der Frage auseinandersetzen, welche Erkenntnisse in den letzten zwei bis drei Jahren bez. der subglottischen Sekretabsaugung gewonnen werden konnten. Als Grundlage dient eine unsystematische Literaturrecherche in der Datenbank Medline, die sich auf Veröffentlichungen ab dem Jahr 2004 beschränkt.

Literatur

  • 1 Kollef M H, Skubas N J, Sundt T M. A randomized clinical trial of continuous aspiration of subglottic secretions in cardiac surgery patients.  Chest. 1999;  116 1339-1346
  • 2 Mahul P, Auboyer C, Jospe R. et al . Prevention of nosocomial pneumonia in intubated patients: respective role of mechanical subglottic secretions drain­age and stress ulcer prophylaxis.  Intensive Care Med. 1992;  18 20-25
  • 3 Smulders K, van der Hoeven H, Weers-Pothoff I. et al . A randomized clinical trial of intermittent subglottic secretion drainage in patients receiving mechanical ventilation.  Chest. 2002;  121 858-862
  • 4 Valles J, Artigas A, Rello J. et al . Continuous aspiration of subglottic secretions in preventing ventilator-associated pneumonia.  Ann Intern Med. 1995;  122 179-186
  • 5 Köberich S. Die kontinuierliche subglottische Sekretabsaugung als adjuvante Maßnahme zur Prävention beatmungs­assoziierter Pneumonien - ein Praxisbericht.  intensiv. 2004;  12 9-11
  • 6 Heine J, Groeben H, Bottiger B W. Neue Wege und aktuelle Aspekte in der In­tensivmedizin - eine Auswahl wegweisender Artikel der letzten Monate.  Anasthesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther. 2003;  38 710-715
  • 7 Berra L, De Marchi L, Panigada M. et al . Evaluation of continuous aspiration of subglottic secretion in an in vivo study.  Crit Care Med. 2004;  32 2071-2078
  • 8 van Saene H K, Ashworth M, Petros A J. et al . Do not suction above the cuff.  Crit Care Med. 2004;  32 2160-2162
  • 9 Girou E, Buu-Hoi A, Stephan F. et al . Airway colonisation in long-term mechanically ventilated patients. Effect of semi-recumbent position and continuous subglottic suctioning.  Intensive Care Med. 2004;  30 225-233
  • 10 Valles J. Monitoring intra-cuff pressure in subglottic aspiration.  Crit Care Med. 2005;  33 1469-1470; author reply 1470 - 1471
  • 11 Dezfulian C, Shojania K, Collard H R. et al . Subglottic secretion drainage for preventing ventilator-associated pneumonia: a meta-analysis.  Am J Med. 2005;  118 11-18

1 Es wird die im englischsprachigen Raum gebräuchliche Abkürzung für „continuous aspiration of subglottic secretions” im weiteren Verlauf verwendet.

Stefan Köberich

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