Z Orthop Ihre Grenzgeb 2006; 144(1): 17
DOI: 10.1055/s-2006-933577
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Strontiumranelat: Antiresorptiv und osteoanabol

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Publication Date:
23 February 2006 (online)

 
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    Dass Strontium sich positiv auf den Knochenumsatz auswirkt, ist lange bekannt. Viele Salze des 2-wertigen Kations werden jedoch sehr schlecht resorbiert. Mit dem Ranelat wurde ein organisches Salz mit relativ hoher Strontiumresorption (absolute Bioverfügbarkeit 27%) entwickelt.

    Der duale Wirkansatz von Strontiumranelat[1] - antiresorptiv und osteoanabol - wurde zuerst histomorphometrisch belegt: Strontiumranelat fördert bei gesunden Affen die Knochenbildung und bremst den Abbau; an Osteoblasten des Unterkieferknochens steigert die Substanz dosisabhängig die Oberfläche der Osteoblasten, während die Osteoklasten-Oberfläche abnimmt. Im standardisierten Tiermodell der Osteoporose, der ovarektomierten Ratte, erhöht die 2-monatige Gabe von Strontiumranelat nicht nur die Knochenmasse, sondern verbessert die trabekuläre Mikroarchitektur sowie die Qualität und Festigkeit des neugebildeten Knochens, berichtete Dr. Andreas Kurth, Frankfurt auf einem Symposium[2] im Oktober 2005 in Berlin.

    An postmenopausalen Frauen ließ sich bestätigen, dass Strontiumranelat den remodelling-Prozess im Knochen erhält. In klinischen Phase-III-Studien steigt unter Strontiumranelat signifikant und anhaltend die knochenspezifische alkalische Phosphatase (bALP), während der Knochenabbau-Parameter s-CTX (C-Telopeptide Cross links) sinkt. Die klinische Relevanz solcher Messparameter wurde an insgesamt mehr als 6600 postmenopausalen Patientinnen belegt: In der Spinal Osteoporosis Therapeutic Intervention (SOTI) reduzierte Strontiumranelat das Risiko für weitere vertebrale Frakturen nach einem Jahr um 49%, nach 3 Jahren um 41%. Die Parallelstudie TROPOS (Treatment Of Peripheral Osteoporosis) verfolgte als primären Endpunkt die peripheren Frakturen. Das diesbezügliche relative Risiko sank während der 3-jährigen Therapie mit Strontiumranelat um 36% gegenüber Plazebo. Die Knochenmineraldichte am Lendenwirbel war bei der dualen Röntgen-Absorptiometrie (DEXA) in beiden Studien nach 3 Jahren um über 14 % höher als unter Plazebo, wobei zu berücksichtigen ist, dass die Präsenz von Strontium die gemessene Zunahme an Knochenmineraldichte verfälscht. Ein Korrekturfaktor von 50% (BMD (in g/cm2) x 0,5 ) ist im klinischen Alltag ausreichend, um den realen Knochenzuwachs zu ermitteln erläuterte Prof. Dieter Felsenberg, Berlin. Der osteoanabole Knochenzuwachs unter Strontiumranelat betrug also insgesamt rund 8%.

    Das Strontium-Kation verdrängt dabei nicht Kalzium im Knocheninnern, sondern lagert sich eher an der Oberfläche an, ohne die Kristallstruktur zu verändern. Lediglich bei Hochdosis oder Kalziummangel kommt es zu einer geringfügigen Einlagerung von Strontium in den Hydroxylapatit des Knochens. Abhängig von der verabreichten Dosis und der Lokalisation ist Strontium 2- bis 4-fach höher im neugebildeten im Vergleich zum alten Knochen nachweisbar.

    Ralf Schlenger, München

    03 Protelos®, Servier Deutschland GmbH, München

    04 Symposium "Strontiumranelat: Dualer Wirkansatz für effektive Frakturreduktion", veranstaltet von Servier, im Oktober 2005 in Berlin

    03 Protelos®, Servier Deutschland GmbH, München

    04 Symposium "Strontiumranelat: Dualer Wirkansatz für effektive Frakturreduktion", veranstaltet von Servier, im Oktober 2005 in Berlin