Rofo 2006; 178(6): 655-656
DOI: 10.1055/s-2006-941693
Mitteilungen der ÖRG

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bericht der AG für Kinderradiologie

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Deutsche Röntgengesellschaft

Univ.-Prof. Dr. Richard Fotter

Leiter der Klinischen Abteilung für Kinderradiologie, Vorstand der Univ.-Klinik für Radiologie Graz

Email: richard.fotter@meduni-graz.at

Publication History

Publication Date:
01 June 2006 (online)

 
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Univ.-Prof. Dr. Richard Fotter, Graz

Übergeordnete Ziele der im März 1989 gegründeten AG für Kinderradiologie sind die Entwicklung, Vertretung, Koordinierung und Förderung aller standes- und gesundheitspolitischen Aktivitäten, der Aus- und Weiterbildung, der innerösterreichischen und internationalen Vernetzung und die Pflege der Kontakte mit anderen Fachgesellschaften wie Kinder- und Jugendheilkunde, Kinderchirurgie und Geburtshilfe und Gynäkologie sowie die Förderung der Wissenschaft und Forschung.

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Standespolitische Aktivitäten

Zu den zentralen Anliegen zählt die seit Jahren verfolgte Strategie einer formellen Anerkennung der Kinderradiologie als Spezialisierung der Radiologie. Die österreichische Kinderradiologie verfolgt nicht das fachpolitische Ziel eines Sonderfaches, sondern unterstreicht mit der Verfolgung der Anerkennung als Spezialisierung ausdrücklich die Zugehörigkeit zum Mutterfach Radiologie.

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Strukturelle Ziele

Die strukturellen Ziele manifestieren sich in der Strategie, kinderradiologische Organisationseinheiten als Teil radiologischer Kliniken oder Abteilungen zu führen. Lediglich im Falle "dedizierter Kinderspitäler" bietet sich die Lösung an, kinderradiologische Organisationseinheiten strukturell selbstständig zu führen.

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Prozessqualität - Ausstattungsmindeststandards

Trotz knapper werdender Gesundheitsbudgets müssen kinderradiologische Organisationseinheiten eine eigene für den Einsatz bei Kindern maßgeschneiderte technische Ausrüstung haben. An Universitätskliniken und Schwerpunktspitälern, insbesondere mit pädiatrischen Traumazentren zählt die Mehrzeilen-Spiral-CT zur Mindestausstattung. Um die wirtschaftlich notwendige Ressourcenauslastung zu gewährleisten, sollten derartige CT-Geräte, die meist mit Untersuchungen bei Kindern nicht ausgelastet sind, offen, d.h. auch für den Erwachsenenbetrieb, geführt werden. Die Ausstattung mit dedizierten MR-Geräten für Kinder in Kliniken und Zentralkrankenanstalten sollte obligat sein.

Für kleinere Organisationseinheiten gilt, dass im Nahbereich der Zugang zu kostenintensiven Großgeräten, wie Hochfeldmagnetresonanztomographie (1,5 oder 3 Tesla) und Mehrzeilen-Spiral-Computertomographie in Form von Zeitschlitzen gewährleistet sein muss. Von erstrangiger Bedeutung ist, dass kinderradiologische Teams an derartigen Großgeräten eigenverantwortlich arbeiten, dazu gehört die Entwicklung maßgeschneiderter Untersuchungsprotokolle für Kinder oder der Einsatz derartiger Protokolle gemäß internationaler Empfehlungen.

Eine große Rolle in der Kinderradiologie spielen auch die Nuklearmedizin (insbesondere PET oder PET-CT) und die interventionelle Radiologie. Auch für diese Bereich müssen kindergerechte Organisationskonzepte entwickelt werden.

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Aus- und Weiterbildung

Zu den Hauptaufgaben zählen die Entwicklung, permanente Überarbeitung und Qualitätssicherung von Lehrzielkatalogen, Ausbildungsprogrammen und die Abhaltung der verpflichtenden Facharztprüfungen. Von besondere Bedeutung ist die Mitwirkung eines Vertreters der österreichischen Kinderradiologie im "EAR Education Committee" für die Entwicklung einer europäischen Trainings Charta für die klinische Radiologie. Aus Sicht des Autors muss es das Ziel sein, die Unterschiede zwischen den Ausbildungsprogrammen der EU-Länder zu minimieren bzw. zu harmonisieren und eine effiziente und auch attraktive fachärztliche Ausbildung und Spezialisierungsmöglichkeit zu gewährleisten.

Für die österreichische Kinderradiologie muss es das Ziel sein, zumindest eines oder mehrere der angestrebten Referenzzentren zu stellen. Eine gemeinschaftliche Aufgabe zusammen mit der Europäischen Gesellschaft für Kinderradiologie wird die Entwicklung von "Self-Assessment-Programmen" sein.

Ein Garant für eine gedeihliche Zukunftentwicklung der Kinderradiologie in Österreich, aber auch im übrigen Europa, wird die Entwicklung eines attraktiven Curriculums sein, das zwei Hauptkriterien erfüllen wird müssen: eine zertifizierte Spezialisierung innerhalb einer vernünftigen Zeit zu gewährleisten und auch eine Berufsberechtigung als (Allgemein-)Radiologe zu erhalten. Dies bedeutet dem Modell der EAR zu folgen und das so genannte initiale strukturierte gemeinsame Programm in drei Jahren zu absolvieren und die Spezialisierungsausbildung in weiteren zwei Jahren abzuschließen. Dies erscheint zwar in Zeiten einer geradezu explosionsartigen Wissensvermehrung schwierig. Wenn wir diese Aufgabe aber nicht kurzfristig bewältigen, wird es schwierig werden, junge Ärztinnen und Ärzte zu gewinnen, die bereit sind, zumindest einen Teil ihrer beruflichen Laufbahn einem Spezialgebiet zu widmen. Dies mag zwar ein gewisser Kompromiss sein, die Attrahierung des Nachwuchses auch für Spezialgebiete muss jedoch ein zentrales Anliegen für die gesamte Radiologie sein.

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Wissenschaft und Forschung

Von der österreichischen Kinderradiologie geht die Idee und die Initiative aus, auf Ebene der Europäischen Kinderradiologischen Gesellschaft (ESPR) eine übernationale Forschungskultur und Forschungsstruktur zu entwickeln. Die erste Aufgabe ist es, ein so genanntes "Research Development und Coordination-Konsortium" zu gründen, das nach Gründung des EIBIR mit diesem eng vernetzt arbeiten kann, um multinationale Forschung zu initiieren, Projekte zu entwickeln, Fördermittel zu akquirieren und multiinstitutionale prospektive klinische Studien, deren Themenführerschaft die Kinderradiologie innehat, in Angriff zu nehmen. Damit soll es kleineren kinderradiologischen Organisationseinheiten und jungen Forschungspersönlichkeiten möglich sein, Zugang zu wichtigen Forschungsthemen und Forschungsprojekten zu erhalten und derartige Forschungsprojekte auch als beispielhaft für eigene Forschungsinitiativen zu sehen.

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Kinderradiologische Strukturqualität in Österreich

Unter dem Motto "Ihr Kind etwas Besonderes, Kinderradiologie auch" ist es in den letzten Jahren gelungen, auch in den kleineren kinderradiologischen Organisationseinheiten hauptamtliche Kinderradiologinnen und -radiologen zu beschäftigen.

Die Organisationsstruktur reicht von der (Klinischen) Abteilung, die von einem Universitätsprofessor/-professorin, einem Primarius/einer Primaria geleitet wird, über Sonderaufträge bis zu Sektionen, die von Oberärztinnen und -ärzten geleitet werden. In Graz wurde 1994 eine klinische Abteilung für Kinderradiologie gegründet, die durch einen Universitätsprofessor für Radiologie unter besonderer Berücksichtigung der Kinderradiologie geleitet wird. In kleineren Spitälern gibt es auch teilzeittätige Oberärztinnen und -ärzte, die die kinderradiologische Versorgung wahrnehmen.

Einige dieser Zentren wie Salzburg, Linz und Graz sind zusätzlich telemedizinisch miteinander verbunden, sie bilden den ersten Teil eines österreichweiten kinderradiologischen Netzwerkes, das eine qualitätsgesicherte Exzellenz sicherstellen soll.

Die österreichische Kinderradiologie hat in den letzten zwei Jahrzehnten des vergangenen Jahrtausends den Anschluss an das europäische Niveau nicht nur geschafft, sondern kann in bestimmten entscheidenden Bereichen wie Forschung und strukturelle Einbettung durchaus als beispielgebend angesehen werden. Bezogen auf die Zahl der in Österreich tätigen KinderradiologInnen kann der wissenschaftliche Output, die internationale Anerkennung und Präsenz bei wissenschaftlichen Veranstaltungen und Fortbildungsveranstaltungen als hervorragend angesehen werden.

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Deutsche Röntgengesellschaft

Univ.-Prof. Dr. Richard Fotter

Leiter der Klinischen Abteilung für Kinderradiologie, Vorstand der Univ.-Klinik für Radiologie Graz

Email: richard.fotter@meduni-graz.at

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Univ.-Prof. Dr. Richard Fotter

Leiter der Klinischen Abteilung für Kinderradiologie, Vorstand der Univ.-Klinik für Radiologie Graz

Email: richard.fotter@meduni-graz.at

 
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