Allgemeine und epidemiologische Daten
Allgemeine und epidemiologische Daten
Nach den neuen Daten der WHO waren im Jahre 2005 weltweit 40,3 Millionen mit dem HI-Virus
infiziert, wobei der größte Anteil der Menschen, die heute die Infektion tragen (people
living with AIDS, PLWA) im afrikanischen Kontinent und zwar in den Ländern der Subsahara
leben. Es sind insgesamt 25,8 Millionen (= 64,5 %). Als Subsahara werden pauschal
die Länder südlich der Linie Marokko-Algerien-Libyen-Ägypten bezeichnet, ca. 45 Länder,
die von der HIV-Infektion schwer betroffen sind [1 ]
[2 ].
Nach den Angaben von UNAIDS lassen sich auch die meisten jährlichen Neuinfektionen
in Afrika registrieren: 3,1 von insgesamt 4,9 Millionen (= 65,5 %). In Tansania hat
das Gesundheitsministerium für das Jahr 2005 die Zahl der Neuinfektionen mit 177 000
angegeben, die meisten davon junge Frauen, darunter auch 33 000 Kinder < 12 Jahre
alt (TACAIDS Report). Nach den Angaben des Robert-Koch-Instituts in Berlin hatten
wir 2005 in Deutschland, bei einer über doppelt so großen Bevölkerungszahl, 2490 Neuinfektionen,
darunter nur 23 Kinder. Es besteht kein Zweifel, Afrika trägt heute im globalen Vergleich
die Hauptlast der HIV-Infektion, sowohl im Hinblick auf die Prävalenz, als auch die
jährliche Inzidenz. Auch in der Mortalität ist Afrika bei weitem überproportional
betroffen: Im Jahr 2005 sind weltweit 3,1 Millionen Menschen an AIDS gestorben, 2,4
Millionen davon in Afrika (= 72,9 %). Dabei muss man berücksichtigen, dass in den
Ländern der Subsahara weniger als 10 % der Weltbevölkerung leben.
Ein besonderer Schwerpunkt der HIV-Infektion liegt im Osten des afrikanischen Kontinents,
von Äthiopien bis zur Republik Südafrika. Wenn man die epidemiologischen Daten, soweit
sie verfügbar und einigermaßen aussagekräftig sind, übersieht, dann liegt der Fokus
mit der höchsten HIV-Prävalenz im Südosten, in einem Kreis um den Osten Südafrikas
mit Lesotho und Swaziland, und fasst die umliegenden Länder Botswana, Zimbabwe, Malawi
und Mosambique ein. In diesen Ländern wird die HIV-Prävalenz in der geschlechtsreifen
Bevölkerungsgruppe (15 - 49 Jahre alt) mit 15 bis zu 35 % angegeben. Bei einem Vergleich
der einzelnen Länder untereinander lässt sich feststellen, dass die Höhe der Prävalenz
von Äthiopien, Kenia und Uganda im Norden bis nach Zambia, Zimbabwe und Südafrika
im Süden deutlich zunimmt; es werden zunehmend jüngere Menschen getroffen [3 ]. Wann und auf welchem Wege die Infektion sich gerade in diesem Bereich des afrikanischen
Kontinents eingeführt und während der vergangenen 15 - 20 Jahre dermaßen ausgebreitet
hat, lässt sich heute nicht mit Sicherheit sagen.
Die betroffenen Länder haben vier wichtige epidemiologische Faktoren gemeinsam, die
hierzu beigetragen haben, dazu gehören Armut, schlechte hygienische Verhältnisse,
niedriger Bildungsstand und Promiskuität.
Die Armut in Afrika ist überall präsent, wenn auch miserable Lebensbedingungen häufig nur in
der Umgebung der größeren Städte, Ballungszentren und sonstiger Verkehrsknoten sichtbar
werden. Die Agrarbevölkerungen in den Gebieten mit einigermaßen fruchtbarem Boden
haben zwar keinen Zugang zu sauberem Wasser und Elektrizität, ihre soziale Würde aber
durchaus bewahrt. Das Bruttosozialprodukt in den Ländern Subsaharas ist jedenfalls
50 % geringer als der Durchschnitt des Bruttosozialprodukts aller Entwicklungsländer
zusammen, und ein großer Teil der Bevölkerungen, vielerorts 40 - 50 % davon, lebt
hier mit weniger als 1 US-Dollar pro Tag.
Eng damit verbunden sind die mangelhaften hygienischen Verhältnisse, die überall anzutreffen sind und häufig zu Erkrankungen, nicht zuletzt Infektionskrankheiten
aller Art, führen. Der Mangel in der Wasserversorgung ist ein entscheidender Faktor;
beispielsweise in Tansania soll nur 20 % der Gesamtbevölkerung Zugang zu sauberem
Wasser haben. Ungenügende oder einseitige, nicht vollwertige Ernährung kommt vielfach
dazu. Die durchschnittliche Lebenserwartungszeit in diesen Ländern ist 16 Jahre kürzer
als der Durchschnitt aller Entwicklungsländer zusammen, und > 25 Jahre kürzer als
diejenige in den europäischen Ländern.
Ein weiterer entscheidender Punkt in den Ländern Subsaharas ist der allgemein niedrige Bildungsstand, der unter anderem darin erkennbar ist, dass die Einschulungen in diesen Ländern um
ca. 20 % niedriger sind als diejenigen in den Entwicklungsländern insgesamt. Hinzu
kommt, dass, nach Einschätzung der WHO, nur 2 - 2,5 % der Bevölkerungen über ihre
HIV-Status informiert sind. Schließlich,
ein wichtiger Gesichtspunkt für die außerordentlich rapide Ausbreitung der HIV-Infektion
in diesen Ländern dürfte zweifellos die Promiskuität sein, worüber zwar keine genaueren Daten vorliegen, die aber in den Gebräuchen und
Traditionen vieler afrikanischer Stämme verankert ist. Die Anwendung von Kondomen
stößt bei vielen afrikanischen Männern, die traditionell orientiert sind, auf zögerliche
Skepsis, während die afrikanische Frau nicht in der Lage ist, nicht zuletzt wegen
des allgemein verbreiteten traditionellen Denkens, dies bei den Männern durchzusetzen.
Insgesamt liegt in den Ländern der Subsahara eine Mischung von Sozialumständen vor,
die die Ausbreitung der lebensbedrohlichen, durch sexuelle und Blutkontakte übertragbaren
HI-Virusinfektion begünstigen. Die Zahl der Frauen, die HIV-infiziert sind, nimmt
insgesamt zu, in der Subsahara sind 10 - 15 % der Schwangeren seropositiv [4 ]
[5 ]. Für die Zukunft der afrikanischen Länder besonders gefährlich ist diese Mischung,
weil sie gerade die produktiven Kräfte trifft, die für die Verbesserung der sozialen
Situation in ihrem Land dringend benötigt wären, beispielsweise junge Lehrer. Schulen
sind in Tansania unterbesetzt, einige mussten aufgrund des Lehrermangels zeitweise
schließen.
Klinische Erfahrungen und aktuelle Problematiken
Klinische Erfahrungen und aktuelle Problematiken
Die vielen Erfahrungen, die wir in Berlin während der 80er- und 90er-Jahre mit HIV-Patienten
gemacht haben, waren bei der Versorgung der vielen HIV-Patienten in Tansania hilfreich.
Unabhängig davon, dass man bei den meisten Krankenhäusern, so auch im Kilimanjaro
Christian Medical College (KCMC), bei einem Viertel bis zu einem Drittel aller Kranken,
die zur Vorstellung kamen, mit einer darunter liegenden, bis dahin unerkannten HIV-Infektion
rechnen mussten, waren vor allem drei Merkmale in diagnostischer Hinsicht wichtig:
Das Vorliegen der sog. papulösen pruritischen Dermatose (PPD; papular pruritic eruption
of the AIDS), die möglicherweise Ausdruck einer Pityrosporon-Folliculitis oder eosinophilen
Folliculitis war (was uns aber durch die fehlende Möglichkeit einer schnellen histologischen
Klärung verborgen blieb),
der Nachweis einer mehr oder minder ausgeprägten oropharyngealen Candidose unterschiedlichen
Ausmaßes, z. T. gemeinsam mit anderen oberflächlichen ausgedehnten Dermatophytosen,
und
das für uns ungewöhnliche Auftreten ausgedehnter, multipler HPV-Akanthome bei Kindern,
die z. T. generalisiert waren, und durch das klinische Bild auf eine gleichzeitige
Infektion mit mehreren Subtypen des humanen Papillomvirus hinwiesen. Derartige Bilder
waren uns aus Deutschland kaum bekannt.
Xerosis, Exsikkations-Dermatitis bzw. -Ekzematoide sowie seborrhoische Ekzeme waren
in unserem afrikanischen HIV-Kollektiv nur gelegentlich zu sehen. Bei den stationären
Kranken war der Anteil der HIV-positiven höher, und erschwerte in vielen Fällen die
Behandlung konventioneller Dermatosen.
Bei fortgeschrittener HIV-Infektion von Erwachsenen lag in Tansania in den meisten
Fällen ein Kaposi-Sarkom (KS) unterschiedlicher klinischer Ausprägung vor, ähnliches
wird aus Kenia berichtet [6 ]. Während eines mehrmonatigen Aufenthaltes im KCMC haben wir praktisch jede Woche
1 - 2 Kaposi-Sarkome registrieren können, gleichermaßen bei Männer und Frauen. Darunter
waren Fälle mit disseminierten kleinpapulösen bzw. nodulären Läsionen und Beteiligung
der oralen Schleimhaut, wie wir sie auch aus unserem Kollektiv in Deutschland kannten
(mukokutaner Typ), meistens aber ungewöhnliche, fortgeschrittene Fälle mit größeren
tumorösen, fungierenden und ulzerierenden Läsionen unterschiedlicher Progredienz.
In manchen Fällen lagen Läsionen vor, die zum Teil aus indurierten Plaques bestanden,
mit zahlreichen, exophytisch wachsenden, weichen, runden Tumoren an ihrer Oberfläche,
die an das gleichzeitige Vorliegen einer bazillären Angiomatose erinnerten. Eine histologische
Differenzierung erwies sich als schwierig, doch manche dieser Läsionen kollabierten
und verschwanden unter einer antibiotischen Therapie mit hoch dosiertem Erythromycin
(2 g/tgl. über 3 - 4 Wochen).
In der Regel war es klinisch schwierig, das HIV-assoziierte, epidemische KS vom genuinen,
im zentralafrikanischen Raum vorkommenden endemischen KS zu unterscheiden, obwohl
das erstere eher im Kopf-Hals-Bereich und am Stamm disseminiert auftrat, während das
zweite eher an den Beinen lokalisiert war und langsamer wuchs [7 ]. Bei mehreren Patienten hatten wir den Eindruck, dass ein seit längerer Zeit vorliegendes
endemisches KS bestand, mit späterer HIV-Serokonversion. Nach unseren Erfahrungen
war es eindeutig, dass die Überlappung des endemischen, afrikanischen KS mit einer
HIV-Infektion den Verlauf beschleunigte und eine schlechtere Prognose mit sich brachte.
Besonders auffällig war für uns, dass häufig Frauen mit einem ausgedehnten, HIV-assoziierten
KS in die Sprechstunde kamen, im Gegensatz zu unseren Erfahrungen in Deutschland wo
das KS höchst selten bei Frauen anzutreffen ist. In einem größeren KS-Kollektiv (n
= 66), das wir registrieren und auswerten konnten, lag das Verhältnis Männer : Frauen
bei 1.5 : 1, während ein gesondertes Kollektiv von 11 HIV-seronegativen Patienten
mit der afrikanischen KS-Variante ausschließlich aus Männern bestand [7 ].
Zur Behandlung der ausgedehnten Kaposi-Sarkome hatten wir lediglich Vincristin zur
Verfügung (0,5 - 2 mg), eine Behandlung, die nach einigen Wochen, soweit im Einzelfall
möglich, wiederholt wurde, und worauf der Tumor leidlich ansprach. Der Einsatz von
Bleomycin, liposomalem Daunorubicin, Interferonen und sonstigen Pharmaka, die zum
Teil wirksamer oder besser zu handhaben sind, war in Anbetracht unserer Möglichkeiten
im KCMC aus finanziellen Gründen nicht möglich [8 ]
[9 ]. Oberflächliche Plaques wurden mit Röntgenstrahlen erfolgreich bestrahlt. Unsere
Hoffnung, dass wir mit dem Einsatz einer konsequenten HAART-Therapie[1 ] (die im Jahre 2005 in Tansania eingeführt wurde und für schwere AIDS-Fälle von den
Regierungsstellen kostenlos erhältlich ist), einen nennenswerten Rückgang großer KS-Tumoren
hätten erreichen können, wurde enttäuscht. Offensichtlich ist ein klinischer Rückgang
des KS durch antiretrovirale Pharmaka nur in seinen Anfangsstadien möglich, und dies
vorzugsweise nur mit Kombinationen, die einen Proteinase-Inhibitor enthalten.
Problematisch bei der klinischen Versorgung von HIV-Patienten in Tansania, wie auch
in vielen anderen afrikanischen Ländern, ist die Empfehlung der WHO, die antiretrovirale
Therapie ausschließlich für die fortgeschrittenen AIDS-Fälle vorzuhalten. Behandelt
mit HAART werden somit HIV-Patienten mit
WHO-Stadium IV (= vollentwickeltes AIDS)
WHO-Stadium III (mit einer CD4+-Zellzahl von < 350 Zellen/ml), und
WHO-Stadien I und II, sofern die CD4+-Zellzahl stark erniedrigt ist, d. h. lediglich
< 200 Zellen/ml beträgt.
Da die Empfehlung der WHO von den jeweiligen Regierungen übernommen wurde und deren
Anwendung in den Krankenhäusern, die damit beauftragt sind, recht strikt gehandhabt
wird, hat der behandelnde Arzt keine Möglichkeit HIV-Infizierte in beginnenden Stadien
ihrer Erkrankung einer kostenlosen Behandlung zuzuführen, soweit er es für erforderlich
hält. Das kommt oft einer medizinisch-ethischen Herausforderung gleich, da es nicht
selten vorkommt, Medikamente für fortgeschrittene, nach ärztlichem Ermessen aussichtslose
Fälle zur Verfügung zu haben, während Patienten, die noch in einer aussichtsreichen
Phase ihrer Infektion sind, auf eine spätere Zeit vertröstet werden müssen, d. h.
oft auf einen Zeitpunkt, der für sie dann aussichtslos sein kann. Fakt ist, dass heute
über 90 % der HIV-Infizierten in Europa und in den USA Zugang zur Diagnose und Therapie
einer HIV-Infektion haben, während in den Entwicklungsländern dies nur für 5 - 10
% der Kranken zutrifft.
Problematische Situationen ergaben sich auch aus der praktischen Schwierigkeit, die
Patienten, die oft aus mehrere Kilometer weit entfernten Gegenden zu den mit der Behandlung
der HIV-Infektion beauftragten Krankenhäuser - wie das KCMC - kamen, regelmäßig zu
sehen, und die konsequente Einnahme der Medikamente und ihre möglichen Nebenwirkungen
zu überwachen.
Ein weiterer schwieriger Punkt für den Dermatologen, der sich in Afrika mit der Behandlung
von HIV-Patienten befasst, ist die häufige Überlappung der HIV-Infektion mit einer
begleitenden Tuberkulose, die heute in Afrika die zweithäufigste Todesursache nach
der Malaria ist [10 ]
[11 ]. Andere opportunistische Infektionen, wie PCP, Cryptokokkose und Histoplasmose kommen
auch vor, doch in der Regel ist eine Tuberkulose die häufigste opportunistische Infektion
bei HIV-Patienten, so dass ihre Diagnose und Behandlung im Krankenhaus besonderer
Sorgfalt und Beachtung bedarf, denn auch andere, nicht HIV-Infizierte sind gefährdet
[12 ]. Unter anderem wurde berichtet, dass in Kenia 51 % aller HIV-Infizierten auch an
einer Co-Infektion mit dem M. tuberculosis leiden. Insbesondere bei Lungenbefall ist
die differenzialdiagnostische Abgrenzung einer Tbc bei gleichzeitig vorliegendem KS
sowohl für den Internisten wie auch für den Röntgenologen eine wichtige Herausforderung
und erschwert die Therapie-Wahl: Antiretrovirale Medikamente können mit Rifampicin
interagieren und zu einer MDT(multi-drug-treatment)-resistenten Tuberkulose führen.
Präventive Maßnahmen
Präventive Maßnahmen
Maßnahmen zur HIV-Prävention sind gerade auf dem afrikanischen Kontinent unabdingbar,
um die hohe jährliche Inzidenz einzuschränken. Bedauerlicherweise haben sie bisher
nicht in vollem Umfang zum Ziele geführt, mit nur wenigen Ausnahmen. In den meisten
Ländern der Subsahara hat die Zahl der Neuinfektionen in den letzten Jahren nur geringfügig
abgenommen.
Aus meiner Sicht trägt dazu die fehlende Klarheit darüber bei, auf welchem Wege die
Infektion sich in Afrika etabliert und dermaßen schnell ausgebreitet hat, damit man
gezielter präventiv vorgehen kann. Von manchen lokalen Verantwortlichen wird das Ausmaß
der Ausbreitung der HIV-Infektion in den afrikanischen Ländern schlicht als „Naturkatastrophe”
angesehen, doch wie war es möglich, dass die HIV-Prävalenz in den Bevölkerungen Ost-Südost-Afrikas
heute so hoch ist? Ungewöhnlich ist in Afrika die außerordentlich hohe Zahl der Frauen
im HIV-Kollektiv. Ist die sexuelle Übertragung allein für die Neuinfektionen verantwortlich,
oder wurden möglicherweise auch die notwendigen hygienischen Maßnahmen in Krankenhäusern
bei Injektionen, Operationen, geburtshilflichen Eingriffen, Blutübertragungen etc.
nicht eingehalten bzw. in größerem Rahmen missachtet?
Zweifellos spielen bei der Häufigkeit und Ausbreitung der HIV- Infektion, neben den
eingangs genannten, viele weitere Faktoren eine Rolle. Darunter ist die Synergie mit
dem Auftreten sonstiger geschlechtlich übertragbarer Infektionskrankheiten (sexually
transmitted infections, STIs) relativ gut dokumentiert. Beispielsweise in Zambia,
wo die Prävalenz der STIs in der Bevölkerung recht hoch ist (20 - 29-jährige: 6,0
%; 30 - 39-jährige: 7,4 %), ist die Prävalenz der HIV-Infektion unter den Patienten,
die eine STI haben oder hatten, signifikant höher und nahm in den letzten Jahren von
12,9 % im Jahre 1999 auf 16,6 % im Jahre 2003 weiter zu. Der Trend ist weiter zunehmend,
denn der Gebrauch von Kondomen ist beim Geschlechtsverkehr in den afrikanischen Ländern
nicht üblich, die Gefahr von Infektionen ist entweder nicht genügend bekannt, oder
sie wird in Kauf genommen. Die Änderung des Sexualverhaltens in Afrika gestaltet sich
insgesamt schwierig.
Zurzeit finden in den meisten Ländern der Subsahara Öffentlichkeitskampagnen über
die Medien, in den Schulen, in privat organisierten Gruppen und vielen anderen öffentlichen
und halböffentlichen Organisationen statt, mit dem Ziel, weite Kreise der Bevölkerung
aufzuklären, und das sexuelle Verhalten zu ändern. Das Ergebnis ist je nach Region
unterschiedlich [13 ]. Die besten Erfolge hat zurzeit Uganda zu verzeichnen, wo das von Seiten der US-Regierung
finanzierte ABC-Programm (A = sei abstinent, B = be faithful; sei treu, C = verwende
Kondome) recht konsequent, und von allen verantwortlichen Stellen einschl. der Regierung
und der kirchlichen Institutionen des Landes unterstützt wurde [14 ]. Uganda hat es immerhin erreicht, die vor zehn Jahren noch sehr hohe Prävalenz im
Lande von über 10 % auf 4,5 - 6 % herabzudrücken.
Im Rahmen weiterer präventiver Maßnahmen sollten vor allem die Rechte der Frauen in
den afrikanischen Gesellschaften gestärkt werden, da sie häufig nicht in der Lage
sind ihre Unabhängigkeit zu wahren und sich entsprechend zu schützen. In neuerer Zeit
wird intensiv auf dem Gebiet der Mikrobizide geforscht (intravaginal applizierbare
Cremes, Gels, Ovula etc.), um vor allem für Frauen einen lokalen Schutz zu ermöglichen
[15 ]
[16 ]. Die Ergebnisse mit Mikrobiziden sind allerdings noch nicht ausgereift, und die
Sicherheit dieser Mittel wird vielfach infrage gestellt.
Danksagung
Danksagung
Den Kollegen Prof. Dr. H. Grossmann und Dr. J. Masenga bin ich für Ihre großzügig
gewährte Unterstützung zu Dank verpflichtet. Allen Ärzten und Schwestern im RDTC möchte
ich für ihre uneingeschränkte Einsatzbereitschaft in der Ambulanz und auf der Station
bei der Versorgung und Betreuung der vielen HIV-Patienten meine große Anerkennung
und Dank aussprechen.
The author is grateful to all physicians and staff of the RDTC for their willingness
to provide all their understanding, knowledge and personal support to the large number
of HIV-patients asking for help in the ambulance and the wards.
Abb. 1 a, b Generalisierte HPV-Akanthome unterschiedlicher klinischer Ausprägung (Kopf, Hand)
bei einem 11-jährigen, HIV-infizierten afrikanischen Mädchen.
Abb. 2 Afrikanisch-endemisches, akrolokalisiertes Kaposi-Sarkom bei einem HIV-seronegativen
Mann (re. Unterschenkel).
Abb. 3
a HIV-assoziiertes, epidemisches Kaposi-Sarkom bei einer 33-jährigen Frau, mit ausgedehnter
Dissemination und tumorösen Infiltraten am Stamm. Stellenweise finden sich kleinere,
exophytisch wachsende Knötchen vom Typ einer bazillären Angiomatose. b HIV-assoziiertes, epidemisches Kaposi-Sarkom vom papulonodulären, mukokutanen Typ
bei einer 40-jährigen Frau.
Abb. 4 a, b HIV-assoziierte, disseminierte Kryptokokkose bei einer Frau mit zahlreichen Knoten
und Knötchen am Kopf, Armen und Stamm und beginnender meningealer Beteiligung.