Dtsch Med Wochenschr 2006; 131(22): 1289
DOI: 10.1055/s-2006-946568
Korrespondenz | Correspondence
Leserbrief
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Adipositaschirurgie: Ablehnung der Kostenübernahme trotz ärztlicher Gutachten

Zum Beitrag aus DMW 6/2006G. RögglaB. Moser
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Publication Date:
01 June 2006 (online)

In ihrem Beitrag zur mangelnden Kostenübernahme von adipositaschirurgischen Maßnahmen beklagen die Autoren, dass bei Patienten mit morbider Adipositas auch bei Einhaltung der aktuellen Leitlinien der deutschen Gesellschaft für Chirurgie der Adipositas nur bei wenigen Patienten eine Kostenübernahme durch die Krankenkassen zu erreichen war [1]. Die Autoren fordern als Konsequenz, dass die Akzeptanz chirurgischer Therapiemöglichkeiten verbessert werden müsste. Wir teilen die Meinung der Autoren nicht. Die Leitlinien der deutschen Gesellschaft für Chirurgie der Adipositas empfehlen bei Patienten mit einem BMI von 35 - 40 kg/m2 und schwerwiegenden Begleiterkrankungen oder bei einem BMI > 40 kg/m2 nach frustraner konservativer Therapie ein bariatrisch-chirurgisches Vorgehen. Dies entspricht nicht dem Stand der Literatur: Zwei rezente Arbeiten zu diesem Thema, Reviews in den Annals of Internal Medicine und eine Cochrane Review, ergeben eindeutige Vorteile für eine chirurgische Therapie erst ab einem BMI von > 40 kg/m2 [2] [3]. Beide Reviews beklagen die schlechte Qualität der überwiegenden Mehrzahl der vorliegenden Studien zu dieser Fragestellung. Aus unserer Sicht ist daher nicht Überzeugungsarbeit zur Verbesserung der Akzeptanz notwendig, sondern eine Verbesserung der Datenlage. Ein erster Schritt in diese Richtung ist das Projekt „zur Qualitätskontrolle der operativen Therapie der Adipositas” unter der Schirmherrschaft der Deutschen Gesellschaften für Chirurgie, Visceralchirurgie, Chirurgie der Adipositas und der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft Minimal Invasive Chirurgie, das bei Erfolg und erhoffter flächendeckender Erfassung aller bariatrischen Eingriffe in Deutschland einen wesentlichen Beitrag zur Klärung der vielen offenen Fragen in der Adipositaschirgie leisten wird [4].

Literatur

  • 1 Gärtner D, Hoyer M, Hornung A, Andus T, Bischoff S, Hesse U. Adipositaschirurgie: Ablehnung der Kostenübernahme trotz ärztlichem Gutachten.  Dtsch Med Wochenschr. 2006;  131 258-262
  • 2 Maggard M A, Shugarman L R, Suttorp M, Maglione M, Sugerman H J, Livingston E H, Nguyen N T, Li Z, Mojica W A, Hilton L, Rhodes S, Morton S C, Shekelle P G. Meta-analysis: surgical treatment of obesity.  Ann Intern Med. 2005;  142 547-559
  • 3 Colquitt J, Clegg A, Loveman E, Royle P, Sidhu M K. Surgery for morbid obesity.  The Cochrane Database of Syst Rev.. 2005 Oct;  19 (4) CD00-3641
  • 4 Stroh C, Manger T. Aufruf zur Teilnahme - Studie zur Qualitätskontrolle der operativen Therapie der Adipositas. http://www.camic.de/html/adipositaschirurgie.html 2005

Prim. Univ. Doz. Dr. Georg Röggla

Abteilung für Innere Medizin , AKH Neunkirchen

Peischingerstrasse 19

A-2620 Neunkirchen

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Dr. Bernadetta Moser

Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin

KH Bozen Südtirol/Italien

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