Ascorbinsäure kann Krebszellen selektiv zerstören
Wenn „Spiegel online” oder „BBC News” und viele andere populäre Magazine sich der
Ergebnisse einer wissenschaftlichen Studie [1] auf breiter Front annehmen, die Fachwelt die Ergebnisse aber weitgehend totschweigt,
dann kann man davon ausgehen, dass diese Resultate irgendwie nicht ins Konzept passen.
Die Reaktionen der etablierten „Scientific Community” sehen dann meist so aus:
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Das Studiendesign war für die Fragestellung nicht geeignet.
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Das Datenmanagement und die verwendeten statistischen Verfahren waren verfehlt.
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Die Interpretation der Ergebnisse durch die Autoren ist überzogen.
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Die Institution, aus der die Studie kommt, arbeitet nicht professionell.
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Das Journal, in dem die Studie veröffentlich wurde, validiert nicht ausreichend.
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Es handelt sich um eine exotische Studie, außerhalb des anerkannten Mainstreams.
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etc. etc.
Zusammengefasst: Die Evidenzstufe ist gering, die Studie verschwindet im üblichen
wissenschaftlichen Informations-Chaos und bleibt ohne nachhaltige Wirkung.
„Bedauerlicherweise” kann das wissenschaftliche Establishment nun für die genannte
Studie der Arbeitsgruppe von Mark Levine keines der oben erwähnten „Killer-Argumente”
anführen. Levine ist als Wissenschaftler absolut anerkannt, die National Institutes
of Health in Bethesda genießen größtes Ansehen, die Proceedings der National Academy
of Sciences gehören zu den besten wissenschaftlichen Journalen, das Studiendesign
kann kaum kritisiert werden, das Datenmanagement ist o. k. und die Ergebnisse werden
nicht überinterpretiert.
Damit muss nun ganz offenbar die Tatsache akzeptiert werden, dass Ascorbinsäure in
millimolaren Konzentrationen verschiedene Krebszellen selektiv zerstören kann. Wichtig
ist dabei die Selektivität, d. h. unter eben diesen Bedingungen millimolarer Konzentrationen
an Ascorbinsäure werden normale Zellen nicht zerstört.
Dass diese Studie exotischen Charakter hat und allein steht, kann ebenfalls nicht
behauptet werden, da ein möglicher Wirkungsmechanismus der Ascorbinsäure auf Krebszellen
bereits 2003 von der Arbeitsgruppe von Peter Ratcliffe in Oxford in Cancer Research
publiziert wurde [2]. Er konnte am Beispiel von Prostatakarzinomzellen zeigen, dass die vom Transkriptionsfaktor
HIF (Hypoxie-Induzierbarer Faktor) abhängigen Reaktionen, die das Tumorwachstum steigern,
die Angiogenese begünstigen, den glykolytischen Stoffwechsel verstärken etc., durch
Ascorbinsäure gehemmt werden, indem Ascorbinsäure durch Hydroxylierung von HIF dessen
Abbau begünstigt.
Die Geschichte von Vitamin C und Krebs ist also ganz im Sinne von Pauling keineswegs
zu Ende sondern erlebt eher eine Renaissance.